Liebe, Sex und andere Katastrophen
hassten, aber eine Scheidung nicht in Frage kam und ein verkorkstes Verhältnis zu Mama und Papa. Kurz, Nummer sechzehn war kaputt. Genau der Typ, der uns niemals glücklich machen wird. Genau der Typ, vor dem uns unsere Mama immer warnt. Und genau der Typ, der für den krassesten Herzschmerz aller Zeiten sorgt. Eine Katastrophe. Ich konnte mir eine Zukunft mit Nummer sechzehn überhaupt nicht vorstellen, wir hatten keinerlei gemeinsame Interessen, wir gingen nie wirklich aus, nie ins Kino, fuhren nie irgendwo hin. Trotzdem wollte ich all das ganz unbedingt.
So lange wir eine Affäre waren, waren all diese Dinge irrelevant. Was interessierte mich sein Familienbackground, mir doch egal. Und so ein partymachender Möchtegern-Bohemian ist doch cool. Aber plötzlich war all das überhaupt nicht mehr cool. Es war ganz schön Scheiße. Und was machen Mädchen, wenn sie an solche Typen geraten? Statt im Speedy-Gonzales-Tempo wegzurennen, ketten sie sich emotional dermaßen an den Typen, dass Hopfen und Malz verloren sind. Ich bildete mir ein, die Heilsarmee des verlorenen Herzens spielen zu müssen, und war mir sicher, ich muss die arme verlorene und gequälte Seele von Nummer sechzehn retten, ich dachte, ich sei die Auserwählte, the-one-and-only, ich werde sein Herz erobern, sein Herz erweichen, nur mit mir wird er glücklich werden, ich bin seine Ritterin und werde ihn aus seinem düsteren Kerker der Beziehungsunfähigkeit befreien, wir werden in den Sonnengang reiten, Reihenhaus bauen, Kinder bekommen, und alles wird fantastisch und gar wunderbar. Himmel, sind wir Mädels manchmal bescheuert. Ein verkorkster Typ ist ein verkorkster Typ ist ein verkorkster Typ bleibt ein verkorkster Typ. Für immer. Nichts und niemand wird ihn ändern können und erst recht kein klammernder und klettender Herzenstaliban, wie ich es war. Natürlich bin ich von dieser Weisheit erst Jahre später gesegnet, damals wollte ich all das natürlich nicht wahr haben. Wir Mädels müssen erst so richtig in der Gefühlskacke ersticken, bis wir es vielleicht mal irgendwann kapieren. Wie oft erlebe ich Freundinnen in exakt gleichen Situationen. Ich rede mir den Mund fusselig, sie sollen die Finger von ihm lassen, aber natürlich bringt das nichts. Wie die Emotionslemminge hecheln sie dem Katastrophentyp hinterher. Da ist leider noch kein Kraut gegen gewachsen. Liebe Pharmaindustrie, ihr habt doch sonst gegen alle möglichen Zipperlein ein Mittelchen, könnt ihr euch denn bitte nicht mal dafür was einfallen lassen? Sowas wie die Anti-Reinfall-auf-verkorkste-Typen-Pille? Ich prognostiziere einen reißenden Absatzmarkt!
Natürlich wurde nichts mit Nummer sechzehn fantastisch. Ich mutierte immer mehr zur klammernden jammernden Rumätz-Freundin. Ich als Typ hätte auch keine Lust auf so eine typische Scheiß-Freundin. Aber ich hatte so eine Verlustangst, ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich fing an, das absolute Freundinnen-NoGo zu begehen. Ich schnüffelte in seiner Wohnung. Ich wage zu behaupten, dass so ziemlich alle Freundinnen gelegentliche Schnüffeltouren durch die Angelegenheiten ihres Liebsten unternehmen. Absolut Scheiße, absolutes Tabu, aber wenn man besessen ist, von der Idee, etwas prekäres finden zu können, oder Einsicht in sein Seelen- und Herzensleben gewinnen zu wollen, ist man nicht mehr aufzuhalten. Ich schaute mir Fotos an, alle möglichen Dokumente von ihm, fand selbst gedrehte Videokassetten, deren Inhalt aber eher langweilig war, und ich entdeckte alte Liebesbriefe von einer Ex-Freundin und fand dabei heraus, dass sie wohl ziemlich süß gewesen sein muss, und sie ähnliche Probleme mit ihm hatte wie ich. Sie beklagte seine Beziehungsunfähigkeit, und ich fühlte mich sehr verbunden mit ihr. Ich hätte sie am liebsten angerufen, aber das verkniff ich mir. Zu so einem Liebeszombie wollte ich dann doch nicht mutieren. Ich nutzte auch jeden Moment, in dem ich Nummer sechzehns Handy zwischen die Griffel bekam. So richtig etwas Schlimmes fand ich nicht, nur ein paar SMS von einem Mädel, die doch sehr vertraut mit ihm schrieb. Und wenn man dann anfängt, das Kopfkino zuzulassen, dann ist alles zu spät. Wer ist diese Tussi? Wieso schreibt sie ihm SMS? Was soll das? Treffen die sich? Ach, und dann geht der ganze Eifersuchtshorror los. Der Stachel piekt dolle und man vermutet hinter jeder Ecke den Betrug. Schließlich war ich mit dem schlimmsten Finger aller Zeiten zusammen. Da hieß es aufpassen. Ich mutierte zur völligen
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