Liebe, Sex und andere Katastrophen
Kackbratze. Ich war nicht mehr ich selbst. Ich wurde genau die Art Freundin, die ich nie sein wollte, jammernd, nörgelnd, schlecht gelaunt und eifersüchtig bis unters Dach.
Das ganze führte dazu, dass ich mich selbst abschoss. Ich war so in meinem Wahn, dass ich meinte, ich müsste Nummer sechzehn dazu bringen, um meine Liebe zu kämpfen. Und wenn zickige Freundinnen im Liebestaumel der Meinung sind, es gebühre ihnen mehr Aufmerksamkeit, dann stellen sie sich oft so dämlich an, dass es absolut kein Wunder ist, dass der Typ laut schreiend davon rennt. Im Nachhinein ist es ja wunderbar, dass ich ihn losgeworden bin, denn mit Nummer sechzehn wäre ich zu hundert Prozent in der Beziehungshölle gelandet, und wahrscheinlich brachte mich mein schlaues Unterbewusstsein dazu, mich so bekloppt anzustellen, nur um mich selbst zu befreien. Trotzdem hätte ich mir einen klügeren und würdevolleren Abgang für mich selbst gewünscht. Stattdessen habe ich mich zum Vollbrot gemacht. Ich schob SMS-Terror. In einem plötzlichen Anfall von Liebesfrustwahn schrieb ich Nummer sechzehn zig SMS, er würde mich nicht lieben, und unsere Beziehung sei so Scheiße, und er sei eh so unfähig in allem und so weiter, und so fort. Frauen im Liebesfieber sollte man definitiv das Handy wegnehmen. Ich war mir dabei aber absolut sicher, diese sachdienlichen harmlosen Hinweise würden Nummer sechzehn dazu bringen, plötzliche schlimmste Verlustangst zu erleiden, auf der Stelle alles stehen und liegen zu lassen, auf einem weißen Pferd zu mir zu reiten, auf Knien an meiner Tür zu klingeln und wenn ich diese öffnen würde, würde er sagen: „Aber Babe, ich liebe dich doch, du bist die beste schönste teuerste von allen, ich will dich, für immer und ewig!“. Das war mein eigentlicher Plan. Ich hatte wohl zu viel Rosamunde Pilcher Sonntagsabendfilme und zu viele bekloppte Daily Soaps geguckt. Ich starrte auf mein Handy. Ich erwartete eine Tirade von Antwort-SMS. Aber es passierte nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Ich starrte fassungslos weiter auf mein Handy. Immer noch nichts. Ich schaltete mein Handy ein und aus, vielleicht war es ja kaputt. Immer noch nichts. Ich rief eine Freundin an und bat ihr, mir eine Test-SMS zu schicken, vielleicht lag es ja am Netz? Die Test-SMS kam augenblicklich an. Dann wieder nichts. Panik. Und plötzliche Klarheit. Ich hatte meinen vermeinlich Liebsten wüst beschimpft. Per SMS und völlig feige. Kein Wunder, dass der sich nicht meldete. Ich würde mich nach so einer unverschämten Pöbelattacke schließlich auch nicht melden. Scheiße, was hast du nur getan?!!, schoss es mir durchs Hirn. Jetzt hatte ich panische Verlustangst, die ja eigentlich er bekommen sollte. Mein Herz hämmerte, mir war schlecht. Ich rief ihn an. Er ließ es lange klingeln, bis er endlich ranging. Er begrüßte mich mit einem eiskalten, genervten und nüchternen „Was willst du?!“. Ich fing augenblicklich an zu heulen und zu schluchzen und schniefte ihm das Ohr voll, es tue mir so leid, das hätte ich nicht gewollt, und ob wir die Sache vergessen könnten. „Ja, die Sache können wir vergessen, aber nicht deine SMS-Sache, sondern die ganze Sache. Wir können uns vergessen.“ Dann legte er auf. Ich zitterte, tobte, heulte, schluchzte, winselte und wälzte mich in meinem Bett hin und her. Wie kann man nur so blöd sein, schrie ich mich selbst an. Nummer sechzehn schien meine ganze Nummer ja gerade recht zu kommen. So musste er nicht mit mir Schluss machen. Ich spielte ihm den Schlussmach-Ball zu. Ich war Arsch und die Gearschte gleichzeitig. Das muss man auch erst mal hinkriegen.
Ich war mir sicher, das würde sich alles einrenken, morgen würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen, wir würden uns wieder vertragen, und alles wäre wieder gut. Verdammter Pustekuchen, nichts wurde wieder gut. Es war ja auch nie wirklich gut. Er meldete sich nicht mehr bei mir. Er meldete sich tagelang nicht mehr bei mir. Ich heulte nur noch, baute auch noch einen Autounfall, stand völlig neben mir und war todunglücklich. Der fieseste Liebeskummer aller Zeiten hatte mich erwischt. Ich fuhr bei ihm vorbei, schob ihm Liebesbriefchen unter der Tür durch. Nichts. Keine einzige Reaktion. Mittlerweile arbeiteten wir nicht mehr zusammen, wir hatten beide einen neuen Job, und über einige Ecken hörte ich, er würde was mit irgendeinem anderen Mädel haben. XL-Schaschlikspieße bohrten sich durch mein Herz. Ich fuhr wieder zu ihm, klingelte einfach. Dann
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