Liebe, Sex und andere Katastrophen
aber auch ebenso wenig Ewigkeiten die geduldige verständnisvolle Nicht-Zicke sein. Denn wenn ich keinen Alarm schieben würde, würde sich nie was daran ändern, und er würde jede Nacht, in der er zuvor in mich gekrabbelt war, hinterher ins gemeinsame Ex-Ehebett mit seiner Ex-Freundin krabbeln, was eine ziemlich merkwürdige Vorstellung war. Außerdem war unsere Liaison geheim, denn Nummer neunzehn wollte nicht, dass irgendwer davon erfährt. War ich ihm peinlich? War ich ihm nicht gut genug? Hatte er Angst vor dem Der-steckt-wohl-in-ner-Midlife-Crisis-oder-warum-macht-er-mit-so-ner-jungen-Tussie-rum-Gerede?
Nach einigen Wochen mit Nummer neunzehn bildete ich mir erfolgreich ein, in ihn verliebt zu sein. Ich glaubte der Gefühlsmanipulations-Show, die ich mir selbst vorspielte. Ich fing an, immer schnurrender und netter zu ihm zu werden, schickte ihm eindeutige Mails und SMS, in denen ich bekundete, wie toll ich ihn fand. Er antwortete nie darauf. Und auch hier zeigte sich mal wieder mehr als eindringlich, dass, wer auch immer sich das fiese Spiel der Liebe ausgedacht hat, nicht ganz dicht im Kopp war. Denn je weniger Nummer neunzehn auf meine offensichtlichen Sympathiebekundungen reagierte, desto mehr wollte ich ihn auf einmal. Ich gab alles, um sein Herz zu erobern. Aber ihn ließ das anscheinend kalt. Irgendwann platzte mir der Kragen, ich konnte nicht mehr an mich halten, und machte ihm mit tränenreicher Bühnenshow klar, wenn das zu irgendwas mit uns führen sollte, dann müsse er bei sich und seiner Ex-Freundin endlich klare Verhältnisse schaffen, denn das sei so einfach nicht mehr hinnehmbar, und außerdem hätte ich keinen Bock mehr auf das ganze Versteckspiel. Er solle endlich zu mir stehen, mit allen Konsequenzen. Sonst wäre ich weg. Er sagte nichts zu meinem Ultimatum. Gar nichts. Und erbat sich Zeit. Na super. Damit war für mich die Antwort klar. Die Sache war vorbei, Nummer neunzehn hatte nicht die Eier in der Hose, klar Schiff zu machen. Wir hörten einige Zeit nichts voneinander, seine Ich-brauch-Zeit-Sanduhr lief noch. In dieser Zeit kühlte ich aber ab. Ich war zwar sauer und verletzt in meinem Stolz, denn ich hatte mir schließlich einen üblen Korb eingefangen. Aber ich litt nicht wirklich darunter. Kein Vergleich zur Liebesqual, die ich mit Nummer sechzehn durchlitt, und an der ich auch immer noch zu knabbern hatte. All das waren untrügliche Zeichen dafür, dass ich schlicht und ergreifend einfach nicht in Nummer neunzehn verliebt war.
Ich hatte die Sache schon fast aufgegeben, als Nummer neunzehn plötzlich wieder mit einem grandios inszenierten Comeback auf der Bildfläche erschien. Er lud mich auf einen geheimen Kurztrip ein, Ziel unbekannt und wurde nicht verraten. Bikini und Sommersachen seien Pflichtgepäck. Wow, aufregend, ich war wieder im Rennen, und die eben erst gewonnene Erkenntnis, nicht verliebt zu sein, wurde wieder in die hinterste Ecke meiner Gehirnrumpelkammer verbannt. Erst am Flughafen erfuhr ich, was Sache war. Formentera. Schick. Wir verbrachten vier tolle Tage auf der süßen kleinen Insel im Mittelmeer, residierten in einer umwerfenden Luxus-Finca und ich fühlte mich, als sei ich Teil einer Elle-Decoration-ich-zeig-dir-meine-Super-Hütte-Fotostrecke. Trotzdem konnte ich das alles nicht genießen, denn ich konnte nicht mehr leugnen, dass mein Ofen aus war, beziehungsweise ich musste mir viel mehr eingestehen, dass er nie wirklich an war. Das Experiment „Fang-den-tollen-Hecht“ war in Ermangelung echter Gefühle einfach gescheitert. Da half kein Rütteln und Schütteln und Ächzen und Krächzen, es würde auf Dauer überhaupt nicht gut gehen. Auch der Sex war kaum noch zu ertragen, ich bekam das Alter-Mann-Bild einfach nicht aus meinem Kopf. Während ich also krampfhaft überlegte, wie ich wieder aus dieser mir selbst eingebrockten Zwiebelsuppe rauskommen sollte, verkündete mir Nummer neunzehn, er hätte dank meines Anstoßes endlich aufgeräumt in seinem Leben, er hätte seine Ex vor die Tür gesetzt, sie würde sich jetzt eine neue Wohnung suchen, und ich hätte ihn einfach umgehauen, und er hätte nicht damit gerechnet, sich so schnell wieder in jemanden zu verlieben. Oh nein. Scheiße. Da spielte der gemeine Liebesspiel-Erfinder seinen nächsten Joker aus. Die Karte hieß „Bad Timing“. Was sollte ich denn jetzt bitte schön machen? Ich tat erst mal erfreut. Ich konnte ihm ja jetzt schlecht an den Kopf werfen, haha, ausgetrickst, is nix mit uns. Ich saß
Weitere Kostenlose Bücher