Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
natürlich fand ich diese Skaterjungs irgendwie schon immer drollig. Und fände es letztlich nicht jede Frau reizvoll, wenigstens einmal im Leben so einen süßen schlaksigen Skater-Typen mit wuscheligen Haaren, schlurfigem Gang, Basecap und unter dem knackigen Hintern schlabbernder Jeans zu probieren? Kommt Mädels, gebt es ruhig zu! Nummer zwanzig war also genau so ein Skater-Bub. Einer von der besonders süßen Sorte. Er gehörte nicht zu denen, die so total einen auf supercool und unzugänglich machen, sondern er war richtig niedlich und nett, einer, bei dem man gar nicht anders kann, als ihn gern zu haben, weil er einen mit seinem unwiderstehlichen bübischen Charme total verzaubert.
Nummer zwanzig erschien plötzlich während eines mehrwöchigen Filmdreh-Jobs im Ausland auf meiner Ja-aber-Hallo-du-Süßer-Bildfläche. Er war Mitglied des Filmteams, genauso wie ich. Wir kannten uns überhaupt nicht, aber es schien, als hätte er von der ersten Minute an, von der wir uns über den Weg liefen, seinen Herzensanker auf mir ausgeworfen. Anfangs nahm ich ihn gar nicht so richtig wahr, er war halt noch so´n Typ mit schmuddeligen Cargohosen, Basekäppi und meterweise Kabel in den Händen. Aber wann immer wir uns am Set begegneten, strahlte er mich an und versteckte seine Freude, mich zu sehen, überhaupt nicht. Wenn er mich sah, unterbrach er augenblicklich seine Arbeit und begrüßte mich stets mit einer neuen kleinen herzallerliebsten Überraschung. Mal war es ein kleiner selbstgepflückter Gänseblümchenstrauß (Schmelz! Wie süß ist das denn bitte schön?), mal sang er mir vor versammelter Mannschaft Heinz Rudolf Kunzes „Dein ist mein ganzes Herz“ vor (ich errötete natürlich total, ich wollte abwechselnd im Boden versinken und ihm um den Hals fallen), mal war es ein Schokoriegel, den er mir ungefragt mit dem Kommentar „Was Süßes für die Süße“ in meine Hinternhosentasche steckte, mal sang er meinen Namen vor sich hin.
Normalerweise, so besagen es die ungeschriebenen Flirtregeln, sorgt man tunlichst dafür, dass niemand es mitbekommt, wenn man jemanden toll findet, und am besten gar nicht das Flirtopfer selbst. Die Angst vor einem Korb und der daraus resultierenden Möglichkeit, sich vor allen anderen, die davon mitbekämen, volle Lotte zum Brot zu machen, ist einfach zu groß. Deshalb zuneigt man lieber im Verborgenen und krümmt sich vor versteckter und unterdrückter Flirt-Begierde. Nummer zwanzig schienen diese Regeln völlig egal zu sein, wohlwissend, dass seine süßen Mätzchen natürlich nicht im Verborgenen blieben. Das ganze Team amüsierte sich schon prächtig über seinen Balztanz und meine verlegene Prinzessinnen-Attitüde. Einzig der schwule Produktionsleiter war tierisch angepisst, denn er war selber scharf auf den süßen Skater. Ich ging auf Nummer zwanzigs Werben zunächst nicht ein, lächelte nur jedes mal rotanlaufend, das Klischee vom Setfick, nicht selten in der Branche, wollte ich einfach nicht bestätigen.
Trotzdem höhlt steter Tropfen jeden Stein. Und so tröpfelte sich Nummer zwanzig mit seiner charmanten Beharrlichkeit vorübergehend in mein Herz und kurzfristig in mein Bett. Seine Unbedarftheit und seine Unbekümmertheit, seine Offenheit und seine Begeisterung von mir, die er nicht versteckte, brachte mich regelrecht zum Schmelzen. Kurz: Er setzte mich mit seiner offensichtlich zur Schau getragenen Zuneigung völlig Schach Matt. Ein weiteres Indiz dafür, dass es nicht immer krude Psychospielchen sein müssen, um mit Erfolg zu erobern. Zuneigung erzeugt Gegenzuneigung. So einfach ist das wohl manchmal eben doch. Trotz aller Entzückung, so ganz einfach machte ich es ihm dann doch nicht. Wir näherten uns immer mehr an, verbrachten so manche freie Set-Minute miteinander, plauderten und alberten viel herum, aber mehr ließ ich nicht passieren. Bis zum Mehr ließ ich ihn bis zum letzten Abend unseres gemeinsamen Jobprojektes zappeln. Da konnte ich es wagen, ich musste mich nicht mehr vor Setgetratsche fürchten, es war egal, denn am nächsten Tag würde sich das gesamte Team wieder in alle Winde verstreuen, und Klatsch und Tratsch wäre dann längst nicht mehr relevant, ach was, einfach nicht mehr interessant genug.
Der berühmte letzte Abend einer Filmproduktion: Das Team hängt zu später Stunde zusammen in irgendeinem Hotelzimmer ab, es fließt Alkohol in rauen Mengen durch die Kehlen, und durch ebensolche dampfen auch raue Mengen Zigaretten- und Tütenrauch. Man ist
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