Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
Vom Netzwerk:
Montag beim Schlüsseltest versehentlich eine reingehauen hat.
    Maika beruhigt ihn. »Nee, das schwelt schon länger. Ich glaube, die Typen sind hinter dem Club her. Hinter der Immobilie sozusagen.«
    »Das stimmt. Als ich gekommen bin, hat einer den Club fotografiert«, vervollständigt Nora ihren von Dali unterbrochenen Bericht.
    »Aber der Typ eben war doch ’n Clown«, murmelt Keath. »Das Gangsta-Outfit ist von Pimp the Pimp inspiriert. Der macht im Leben keine Immobiliengeschäfte.«
    »Aber der im Hof war ’n Anzugträger. Und nicht von hier, der hatte ’n bayerischen Akzent.«
    »Beschreib ihn mal«, sagt Dali. Und als Nora fertig ist, rennt er hektisch zur Tür hinaus.
    Nora hört nur noch mit einem Ohr zu, was die anderen reden. Sie fragt sich: Kann es Zufall sein, dass der Hund King heißt und den Club genau in dem Moment zuscheißt, als im Club ausgerechnet die Lieder Jailhouse Rock und Trouble laufen und sie gerade darüber nachdenkt, dass sie ihr ganzes Leben lang von seinem Original-Namensgeber verfolgt wird?
    »Wer macht den Scheiß weg?« Mehmet sieht in die Runde.
    Nur Dali ist in Sicherheit.
    »Lasst mal überlegen«, sagt Maika gedehnt. »Wer hat gesagt, der Scheißhaufen sei … ein magischer … Moment?« Dabei sieht sie Keath an.
    Der lächelt Nora an. Nora denkt, er hat so sanfte Lippen.
    Das entscheidet die Sache. Sie vergisst, den Kopf zu schütteln.
    Drei Minuten später kramt sie im Getränkeschuppen nach Winterstreu und kippt den letzten Rest aus dem Plastikeimer auf den Haufen. Entschlossen fährt sie mit der Kehrschaufel darunter, und alles, inklusive Wischlappen, landet im Müll. Nora schüttelt sich vor Ekel und springt im Pogostil zur Musik von Ugly & Brilliant durch den Clubraum.
    Keath achtet zu sehr auf ihre bemerkenswerte Schrittfolge, um den nächsten Angriff Mehmets zu parieren.
    »Wer macht die Klos?«
    Ja, wer wohl?
    Mehmet verschwindet nach der Frage in der Künstlergarderobe. Maika und Dali haben sich in Luft aufgelöst. Es ist zu spät für Protest, Bestechung oder Verhandlungen. Nur noch Keath und Nora sind übrig.
    Also Augen zu und durch. Keath verschwindet bei den Männern, Nora im Frauenklo. Im Bedürfnis, es so schnell wie möglich hinter sich zu haben, haut Nora mit dem Schrubber in der vorletzten Toilette links eine Kachel aus der Wand. Dahinter ist ein Hohlraum.
    Ein kleiner, spitzer Stein bohrt sich in ihre Kniescheibe, als sie versucht, die Kachel wieder im Mauerwerk zu verhaken. Das tut weh! Sie stemmt sich ächzend hoch. Dann hält sie inne. Es ist einfach zu bizarr, wie sie zwischen Lokus und Stellwand herumeiert, um sich in der engen Kabine aufzurichten.
    »Will ich das?«, fragt Nora laut sich selbst, sonst ist ja niemand da.
    Nein, sie will diese beschissene Schrubberei nicht. Deshalb sagt sie laut und bestimmt: »Nein.« Aber sie macht es trotzdem, und zwar so lange, bis sie einen eigenen Club hat, und den wird
sie sich mit den Underage-Clubs verdienen. Denn eins steht fest, von irgendwas muss sie mal leben. Egal, ob sie studiert oder nicht. Sie wird mit einem eigenen Musikclub genug Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt davon bestreiten zu können. Das ist das Ziel.
    »Muss es wirklich unbedingt ein Musikclub sein?«, setzt sie ihr Selbstgespräch fort. »Aber was sonst? Ein Club ist einfach das Beste.« Ende der Diskussion mit mir selbst, denkt Nora, ich widerspreche mir eh nicht; also, vamos, putz die Waschbecken.
    Als sie die WC-Mülltüten wegwirft, tauchen Dali und Maika auch endlich wieder auf.
    »Hilfst du beim Einlass?«, fragt Mehmet Dali. »Freitags hat Keath es mit den normalen Arschlöchern schon schwer genug, und nach der Drohung gehen wir besser kein Risiko ein.«
    Geht klar. Dali will lieber draußen sein. Noras Beschreibung des Anzugstypen hat ihn fatal an seinen Erzeuger erinnert. Und falls sein Dad ihm nachschnüffelt, muss er verhindern, dass der sich womöglich dem Chef vorstellt und ihm die Aufsicht seines Söhnchens persönlich ans Herz legt. Das wäre das Ende.
    »Ich hab Leif Bescheid gesagt. Er ruft die Kiezwache an, dass sie ein Auge auf den Club haben«, sagt Maika.
    »Wann kommt er?«, will Mehmet wissen.
    »Nicht vor elf.«
    Dali ist erleichtert.
    Na klasse, denkt Mehmet frustriert. Heute Abend wird’s rappelvoll. Die Life-Konzerte der spanischen Band Ugly & Brilliant sind legendär. Die neue Scheibe, 21, 22 …, klingt, als hätten sie ein Best-Of ihrer Hits aufgenommen, und die Fans flippen zu dem Mix aus

Weitere Kostenlose Bücher