Liebe, Stolz und Leidenschaft
seine Arbeit, seine Pläne, seinen Tagesablauf wußte. Sie hatte ihn nie danach gefragt, und warum sollte er auch mit ihr über seine Fälle sprechen? Sie wußte nichts über das Recht, abgesehen von den Problemen, die sie damit gehabt hatte, während sie gegen die Bürokratie kämpfte, um ihr Kind behalten zu können.
Bestimmt hatte er mit seiner Frau über alles gesprochen, dachte sie und ärgerte sich sofort über das Selbstmitleid, in das sie immer wieder verfiel.
Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe und betrat den Korridor in genau dem Moment, als die Tür zu Jareds Büro sich öffnete.
"Ich schicke Ihnen den Vertragsentwurf in den nächsten Tagen zu", sagte Jared gerade. Dann blieb er stehen, bemerkte sie und lächelte. "Hallo, Savanna h."
"Hallo. Entschuldigung, ich wollte nicht stören. Ich hänge nur gerade die Bilder auf."
"Wollen Sie mich dieser hübschen jungen Frau vorstellen, Jared?"
"Savannah Morningstar, Howard Beels."
"Savannah Morningstar. Der Name paßt zu Ihnen." Der große, breitschultrige Mann von etwa fünfzig Jahren streckte eine riesige Hand aus und ergriff Savannahs. In seinen von unzähligen Fältchen umgebenen blauen Augen spiegelte sich männliche Bewunderung. "Sagen Sie bloß, Sie arbeiten für diesen Winkeladvokaten?"
"In gewisser Weise." Savannah kannte den Blick, den Händedruck. Beides war ihr schon Hunderte von Malen begegnet, und nach kurzer Prüfung kam sie zu dem Ergebnis, daß Howard Beels harmlos war. Sie verlieh ihrem Lächeln ein wenig Wärme, denn sie wußte, daß er sich zu Hause daran erinnern und sehnsüchtig seufzen würde. "Sagen Sie bloß, Sie haben diesen Winkeladvokaten engagiert, Howard?"
Howard lachte herzhaft. "In dieser bösen Welt braucht ein Mann einen gerissenen Anwalt", verkündete er. "Jared arbeitet für mich seit... wie lange schon? Fünf Jahre?"
"So ungefähr", murmelte Jared, fasziniert von der lockeren Art, in der Savannah mit einem seiner einflußreichsten und wichtigsten Mandanten umging.
"Womit verdienen Sie Ihr Geld, Howard?"
"Mal mit diesem, mal mit jenem." Noch immer hielt er ihre Hand und zwinkerte Savannah zu. "Ich bin ein echter Amateur, aber bisher hatte ich Glück."
"Ich bin auch Amateur", erwiderte sie, und wieder lachte er schallend.
"Savannah ist Malerin", warf Jared ein. "Wenn Sie das nächstemal kommen, Howard, werden Sie ihre Bilder an den Wänden sehen."
"Tatsächlich?" Howard starrte auf das Bild, das hinter ihr an der Wand lehnte. "Ist das da von Ihnen?"
"Ja."
Er ließ ihre Hand los und ging hinüber. Trotz seiner Statur beugte er sich mühelos vor, um es genau zu betrachten. "Gefällt mir", sagte er. Die Farben fließen ineinander, und die Blumen wirkten eher lebendig und natürlich als vollkommen. "Für wieviel verkaufen Sie so etwas?"
Savannah lächelte. "Für soviel, wie ich bekommen kann", antwortete sie trocken.
Howard schlug sich auf den Schenkel, bevor er sich aufrichtete. "Ich mag das Mädchen, Jared. Ich werde Ihnen meine Visitenkarte geben, Honey." Er holte eine aus der Jackentasche. "Rufen Sie mich an, ja? Ich denke, wir könnten ins Geschäft kommen."
"Das werde ich, Howard", versprach sie und warf einen Blick auf die Karte, auf der nur sein Name und die Anschrift standen. "Das werde ich ganz bestimmt tun."
"Und warten Sie nicht zu lange damit." Er zwinkerte ihr noch einmal zu und wandte sich an Jared. "Vergessen Sie meine Unterlagen nicht."
Savannah sah ihm lächelnd nach, als er davonging. "Ein interessanter Mann", flüsterte sie.
"Du bist gut mit ihm zurechtgekommen", stellte Jared fest.
"Ich bin es gewöhnt, mit interessanten Menschen zurechtzukommen." Sie steckte die Visitenkarte, ein. "Unten bin ich fertig. Wenn es dich nicht stört, könnte ich hier oben weitermachen."
"Natürlich kannst du weitermachen."
Er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah ihr zu, während sie das Bild, das hinter ihr stand, an die Wand hielt. "Etwas mehr nach rechts", schlug er vor. "Howard flirtet gern."
"Das habe ich gemerkt." Zufrieden stellte Savannah das Bild wieder hin und griff nach dem Hammer, um es aufzuhängen. "Und ich könnte wetten, daß er seiner Frau seit... na ja, fünfundzwanzig Jahren treu ist."
"Sechsundzwanzig im Mai. Drei Kinder, vier Enkel. Er flirtet gern", wiederholte Jared.
"Aber er ist einer der fähigsten Geschäftsleute, die ich kenne. Überwiegend Immobilien. Er kauft und verkauft. Erschließt Bauland. Ihm gehören einige kleine Hotels und der Hauptanteil an einem
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