Liebe - stürmisch wie Herbstwind
überraschte sie, denn sie hatte angenommen, er könne gar nicht abwarten, dass sie ihren Job endlich aufgab. Noch verblüffter war sie, als er sich an seine Halbschwester wandte und sagte: „Erica, könntest du bitte darauf achten, dass Samantha nicht zu lange im Büro bleibt? Ich möchte nicht, dass sie sich überanstrengt.“
Erstaunt sah Erica ihn an, dann lächelte sie. „Aber klar, Blake.“ Offensichtlich freute sie sich darüber, dass der Bruder sie um einen Gefallen bat.
„Danke. Ich hole dann nur schnell meine Sachen.“ Noch während er sprach, ging er in sein Büro und kam kurz darauf mit Aktentasche und Mantel wieder heraus. „Ich bin heute Abend wieder zurück und erkläre dir dann alles“, sagte er mit einem Blick auf Samantha. An der Tür blieb er noch einmal stehen und wandte sich zu ihr um. „Du bist doch da, wenn ich wieder zurückkomme?“
Auch wenn sie vielleicht kurz daran gedacht hatte, ihn hinter seinem Rücken zu verlassen, war das dann doch zu schäbig und unter ihrer Würde. Außerdem musste sie daran denken, wie sehr er darunter gelitten hatte, als seine Mutter gestorben war und ihn allein gelassen hatte. Hatte er Angst, dass auch sie zu plötzlich aus seinem Leben verschwand? Das mochte sie ihm nicht antun. „Ja, ich verspreche es.“
Er wirkte erleichtert, nickte Erica kurz zu und verließ den Raum.
Ein paar Sekunden lang sahen die beiden Frauen einander schweigend an. Dann kam Erica auf Samantha zu. „Alles in Ordnung?“
„Ja, ich habe keine Kopfschmerzen mehr.“
„Und sonst?“
Samantha musterte Erica nachdenklich. Ob Blake wohl mit seiner Familie über das sprechen würde, was an diesem Morgen vorgefallen war? Dass Samantha versucht hatte, ihn zu verführen? Bei der Vorstellung bekam sie einen dicken Kloß im Hals. Aber warum sollte er? Er hatte doch bisher über all seine Affären Stillschweigen bewahrt. Aber was für eine Affäre, schalt sie sich. Es gibt keine Affäre zwischen uns. Und genau das ist das Problem!
„Er macht sich Sorgen um dich, Samantha.“
„Er macht sich nicht um mich Sorgen, Erica. Er weiß, dass er mich als Assistentin nicht so leicht ersetzen kann. Das beunruhigt ihn.“
„Das glaube ich nicht. Aber du wirst es ja sehen, wenn er dir, wie er sagte, heute Abend alles erklärt.“
Das Telefon klingelte. Samantha nahm den Hörer ab, und Erica winkte ihr zum Abschied kurz zu. Es war Mary Wentworth von der Vermittlungsagentur. Da Samantha wusste, dass sie erst das Gespräch mit Blake abwarten musste, entschuldigte sie sich bei Mary. Im Augenblick könne sie nicht sprechen, aber sie würde sie morgen wieder anrufen.
Danach versuchte sie, sich auf die anstehenden Arbeiten zu konzentrieren. Es gab genug zu tun. Das Telefon klingelte fast ununterbrochen, die Post kam, dauernd wollte irgendjemand irgendetwas von ihr wissen. Und dennoch musste Samantha immer an Blake denken und das, was er gesagt hatte. Er sei sehr zufrieden mit seiner alten Assistentin. Mit ihr.
Bedeutete das, dass er nicht vorhatte, sie früher gehen zu lassen, als ihr Vertrag es vorsah? Dann hätte sie ja noch ein paar Wochen mit ihm zusammen … Doch dann fiel ihr wieder ein, was am Morgen im Badezimmer passiert war. Nein, sie konnte auf keinen Fall länger bleiben, aber sie würde ihm an diesem Abend die Gelegenheit geben, zu erklären, was ihn an ihr abgestoßen hätte. Auch wenn es schwer erträglich war, sie musste es wissen, sonst würde sie sich ständig den Kopf darüber zerbrechen.
Eine Stunde später war Erica wieder da, um sich nach Samanthas Befinden zu erkundigen, wie sie Blake versprochen hatte. „Alles okay“, versicherte ihr Samantha, und Erica ging. Bis zur Mittagszeit konnte Samantha einiges wegarbeiten, dann kehrte sie in die Pine Lodge zurück und machte sich etwas Leichtes zu essen. Danach legte sie sich auf die Couch, um sich auszuruhen.
Offenbar war sie eingeschlafen, denn als die Türklingel ging, schreckte sie hoch. Vor ihr stand ein Bote von einem Blumengeschäft in Aspen und überreichte ihr eine Vase mit gelben Tulpen. Ihr stockte der Atem, als sie den üppigen Strauß entgegennahm. Ihre Familie hatte ihr noch nie Blumen geschickt. Und eigentlich wusste nur Blake, dass gelbe Tulpen ihre Lieblingsblumen waren …
Auf der beigelegten Karte stand: „Wir treffen uns zum Dinner in der Pine Lodge. Um sieben. Essen ist bestellt.“
Mit zitternden Händen trug sie die Vase ins Wohnzimmer. Die Tulpen waren wunderschön, und kurz dachte sie daran,
Weitere Kostenlose Bücher