Liebe - stürmisch wie Herbstwind
tun.
Ihn dazu zu bringen sollte eigentlich nicht allzu schwer sein. Auch wenn sie nicht gerade eine Femme fatale war, wusste sie doch, dass sie gut aussah und die Aufmerksamkeit von Männern auf sich ziehen konnte. Das hatte bei Blake zwar am Vorabend nicht geklappt, aber wenn sie andere Männer für sich interessieren konnte, würde er sie mit ganz anderen Augen sehen.
Entschlossen schlug Samantha die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett. Genau so würde sie es machen. Es musste einfach klappen.
Während sie duschte, beschloss Samantha, sich in Zukunft von Blake fernzuhalten, wenn es mit der Arbeit zu vereinbaren war. Denn wenn sie ewig an seiner Seite blieb, würde sich kein anderer Mann an sie heranwagen.
Normalerweise versorgten Blake und sie sich selbst, zumindest was das Essen betraf. Die Betten wurden vom Personal gemacht, das auch regelmäßig die Pine Lodge reinigte. Ihr Kühlschrank war immer gut gefüllt, hin und wieder aßen sie auch in Jarrod Manor , wo einige Familienmitglieder wohnten.
Sie hatten sich angewöhnt, gemeinsam zu frühstücken. Danach gingen sie zusammen zum Haupthaus, wo Blake sich in dem alten Arbeitszimmer des Vaters sein Büro eingerichtet hatte. Üblicherweise arbeiteten sie bis nach dem Dinner, was Samantha nicht weiter störte. Denn so war sie immerhin mit Blake zusammen.
Aber an diesem Tag würde alles anders ablaufen. Eine Viertelstunde nach dem Duschen verließ Samantha das Haus, ohne auf Blake zu warten, und zog die Tür leise hinter sich zu. Die Sonne war aufgegangen, die Luft kristallklar. Samantha atmete ein paarmal tief durch, während sie über die verschlungenen Pfade auf das Haupthaus zuging, dessen majestätischer Anblick sie immer wieder begeisterte. Das große Steinhaus mit seinen spitzen Dächern, den vielen Balkons mit Eisengeländern und den großen Bleiglasfenstern wirkte auf sie wie ein Märchenschloss.
Der Portier grüßte freundlich, als sie durch die schwere Tür in die Halle trat. Die unteren Stockwerke wurden von Hotelgästen genutzt, die obersten Räume waren für die Familie reserviert. So früh am Morgen saßen erst wenige Gäste in der edel und bequem eingerichteten Halle. Ein junges Pärchen bewunderte die großen Fotos von den Bergen der Umgebung, während einige ältere Paare offenbar darauf warteten, eine Besichtigungstour zu beginnen.
Auch die Cafeteria gleich neben der Halle war noch ziemlich leer. Samantha entschied sich für Rührei und Toast und sah sich suchend in dem Raum um. Schade, leider war auch kein halbwegs attraktiver Mann zu sehen, an dem sie ihre Flirtkünste ausprobieren könnte. Doch dann erblickte sie Blakes Halbschwester Erica Prentice, die mit Joel Remy, dem Arzt vom Jarrod Ridge , aus der Küche kam. Joel war ein großer, gut aussehender Mann, der in der vergangenen Woche mit ihr, Samantha, hatte ausgehen wollen. Das hatte sie ganz automatisch abgelehnt. Aber jetzt? Immerhin lagen die Dinge mittlerweile anders …
Nun hatte Erica sie entdeckt und kam lächelnd auf sie zu. „Guten Morgen, Samantha. Was machst du denn hier am frühen Morgen so ganz allein?“
Erica hatte erst nach dem Tod des alten Jarrod erfahren, dass sie seine Tochter aus einer illegitimen Beziehung war. Inzwischen hatte sie sich mit dem Familienanwalt Christian Hanford verlobt und war gut in die Familie integriert. Lediglich Blake hatte ihr gegenüber noch so seine Vorbehalte, was Samantha nicht verstehen konnte. Denn sie mochte Erica sehr, die ihre Fähigkeiten als PR-Managerin noch dazu sofort in den Dienst vom Jarrod Ridge gestellt hatte. „Morgen, Erica. Ich bin heute schon früh aufgewacht und wollte mal einen Vorsprung vor meinem Chef haben.“
Erica lachte. „Das kann ich mir vorstellen.“
Jetzt musterte Samantha den Mann neben Erica langsam von oben bis unten. „Und Sie sind auch schon so früh auf, Joel.“
Der Arzt verbeugte sich lächelnd. „Guten Morgen, Samantha. Ja, einer in der Küche hat sich die Hand verbrannt. Ist aber nichts Schlimmes.“
„Gott sei Dank. Aber wollen Sie sich nicht setzen und mit mir frühstücken? Du natürlich auch, Erica.“
Als ahne sie etwas, sah Erica sie bedeutsam an. Doch ehe sie antworten konnte, antwortete Joel: „Das geht leider nicht, Samantha. Ich muss noch einen anderen Besuch machen. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Heute Abend habe ich keinen Dienst. Wie wäre es, wenn wir zusammen essen gehen?“
Samantha hätte ihn küssen können. Besser konnte es gar nicht laufen.
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