Liebe um Mitternacht
gestritten haben«, meinte er, als er sie zurück in den Ballsaal führte. »Denke nur, was für einen Klatsch
das
auslösen würde.«
Ganz benommen vor Angst leistete sie ihm keinen weiteren Widerstand. Sie hatte getan, was sie konnte, sagte sie sich. Sie hatte versucht, ihn zu warnen. Jetzt war er für sein eigenes Schicksal verantwortlich.
Als sie die Tanzfläche erreicht hatten, fühlte sie Adams Arm fest und sicher um ihre Taille. Und dann schwebte sie in seinen Armen durch den Raum, zu den berauschenden Takten eines Walzers.
Es hätte ein Traum sein können, überlegte sie. Die Umgebung war so romantisch. Adam war beunruhigend sinnlich und gefährlich attraktiv in seiner formellen Abendkleidung. Er strahlte eine männliche Kraft aus und ein Selbstbewusstsein, bei der sie sich ihrer eigenen Weiblichkeit sehr bewusst war.
Doch in Wirklichkeit war das alles ein Alptraum. Überall im Raum wandten sich ihnen die Blicke zu. Die Menschen hatten bemerkt, dass der geheimnisvolle Mr. Hardesty mit seiner sehr guten Freundin, der Schriftstellerin, tanzte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, ehe Ivybridge sie entdeckte.
Und als die Begegnung dann endlich stattfand, geschah alles so schnell und mit einer solch militärischen Präzision, dass Caroline begriff, Adam hatte alles bis zur letzten Einzelheit geplant.
Er blieb mit ihr stehen, genau vor dem erstaunten Ivybridge. Der starrte Caroline mit offenem Mund an, als wäre plötzlich ein Geist vor ihm erschienen.
»Ivybridge«, begrüßte ihn Adam lässig. »Ich dachte mir schon, dass ich Sie eben irgendwo gesehen habe.«
Ivybridge schluckte und löste dann den erschrockenen Blick von Caroline. »Hardesty.« Einen Augenblick lang schien er von Adams Gesicht abgelenkt zu sein. »Sind Sie gegen eine Tür gelaufen, Sir.«
»So einfach war das gar nicht.« Adams Lächeln hätte die Hölle gefrieren lassen können. Er warf Caroline einen Blick zu. »Meine Liebe, erlaube mir, dir Ivybridge vorzustellen. Die Familie besitzt eine kleine Länderei in einem winzigen Dorf mit dem Namen Chillingham, glaube ich. Du hast vielleicht schon davon gehört. Gleich in der Nähe von Bath. Ivybridge, das ist meine sehr gute Freundin, Mrs. Fordyce. Sie ist eine Schriftstellerin, die erstaunliche Sensationsromane schreibt. Zweifellos haben Sie von ihr gehört.«
Caroline sah, wie Ivybridge seine Augen zusammenkniff.
»Mr. Ivybridge«, begrüßte sie ihn und bemühte sich um den gleichen, kalten Ton, den auch Adam benutzt hatte.
Es war offensichtlich, dass Ivybridge von dieser Vorstellung beeindruckt war. Unsicher, wie er reagieren sollte, wählte er den sicheren Weg und begrüßte Caroline mit einem knappen Nicken seines Kopfes.
»Mrs. Fordyce«, murmelte er.
»Komm, meine Liebe, wir müssen weiter.« Adam umfasste ihren Arm fester. »Ich glaube, ich habe meine Schwester an der Tür des Speisesaales gesehen. Sie hat uns zugewinkt.«
Er führte sie so schnell durch die Menge, dass weder sie noch Ivybridge etwas sagen konnten.
»Was um alles in der Welt hast du denn damit bezwecken wollen?«, flüsterte sie Adam zu.
»Wenn ich dem Feind begegne, dann ziehe ich es vor, dies unter meinen eigenen Bedingungen zu tun und nicht unter seinen.«
»Ist das wieder eine deiner Regeln?«
»Jawohl.«
»Adam, ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber ich mache mir große Sorgen«, verriet sie ihm, und ihre Angst wuchs mit jeder Sekunde. »Du kennst die Ausmaße des Skandals nicht, der über meinem Kopf hängt.«
»Ich bin sicher, das werde ich schon sehr bald herausfinden. In einem Sensationsroman passiert immer alles sehr schnell, habe ich festgestellt. Man gerät nie in die Gefahr, sich zu langweilen.«
Er blieb mit ihr vor Julia stehen, die sich gerade mit einer kleinen Gruppe von Gästen unterhielt.
»Ich werde Caroline eine Weile bei dir lassen, wenn du nichts dagegen hast«, meinte Adam. »Ich habe in der Bibliothek etwas Geschäftliches zu erledigen.«
»Geschäfte? Heute Abend?« Julia warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wirklich Adam, das kannst du doch sicher bis morgen verschieben.«
»Ich fürchte, es ist eine äußerst dringende Angelegenheit.« Er zog Carolines Hand an seine Lippen und drückte einen leichten Kuss darauf. »Sorge dafür, dass Wilson mit meiner sehr guten Freundin tanzt, ja?«
Julia schien sofort zu begreifen, dass etwas nicht stimmte. Sie stellte ihm keine weiteren Fragen.
»Ich bin sicher, Onkel Wilson wird sehr gern mit ihr tanzen.«
Caroline
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