Liebe um Mitternacht
interessanten Einzelheiten des Mordes an Delmont in dem Bericht zusammengefasst, den Sie für den
Flying Intelligencer
geschrieben haben?«
»Natürlich.« Otford verzog das Gesicht. »Ich gebe zu, ich habe noch ein wenig übertrieben, um noch mehr Interesse zu wecken – ich habe geschrieben, dass die Röcke der toten Frau über die Knie hochgeschoben waren, auf eine anzügliche Art und Weise, dann habe ich behauptet, übernatürliche Kräfte seien am Werk gewesen – aber das ist gar nicht so ungewöhnlich. In meinem Beruf macht man so etwas.«
»Ja, das dachte ich mir.«
Otford warf ihm einen listigen Blick zu. »Wenn Sie Einzelheiten wissen wollen, könnten Sie diese vielleicht morgen Nachmittag von Julian Eisworth erfahren.«
Caroline blickte auf, sie war aufmerksam geworden. »Wie meinen Sie das?«
»Ich habe heute im Wintersett House eine Ankündigung gelesen. Eisworth wird für Inspektor J. J. Jackson und die Mitglieder der Gesellschaft für Ubersinnliche Forschungen eine besondere Demonstration seiner übersinnlichen Fähigkeiten geben.«
»Was hat denn Jackson damit zu tun?«, wollte Adam wissen.
»Eisworth behauptet, dass er seine Gabe dazu nutzen kann, bei den Nachforschungen nach den Mördern von Delmont und Toller zu helfen.« Otford schnaufte verächtlich. »Das sollte sehr unterhaltsam sein, finden Sie nicht auch? Stellen Sie sich doch nur einmal vor, dass sich die Polizei an einen Menschen wendet, der behauptet, übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen, um so zu helfen, ein Verbrechen aufzuklären.«
Adam gab Otford wieder frei. »Hauen Sie ab, Otford. Und sorgen Sie dafür, dass ich nicht noch einmal feststelle, dass Sie mir folgen. Das nächste Mal werde ich nämlich nicht mehr so freundlich sein.«
Otford rückte seine Krawatte zurecht, setzte seinen Hut gerade und verschwand dann im Nebel.
Caroline sah Adam an. »Jetzt scheint es sicher zu sein, dass es kein Zufall war, dass der blutverschmierte Hochzeitsschleier und die Trauerbrosche nicht in der Presse erwähnt worden sind. Und du hast mich davon überzeugt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Dieb diese Dinge gestohlen haben könnte.«
Adam sah Otford nach, der im Nebel verschwunden war. »Dafür gibt es nur eine Erklärung. Jemand hat Delmonts Leiche gefunden, nachdem ich weg war, und hat den Schleier und die Brosche mitgenommen. Die Frage ist nur, warum?«
»Ich nehme an, wir werden morgen Nachmittag ins Wintersett House gehen, um uns die Demonstration von Julian Eisworths übersinnlichen Fähigkeiten anzusehen.«
»Das möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Du hast mir geraten, wenn es um diesen übersinnlichen Unsinn geht, sollte ich offen und neugierig sein.«
27
Der Vortragssaal war am nächsten Tag überfüllt. Caroline und Adam gelang es gerade noch, zwei Sitze in der letzten Reihe zu finden.
»Eisworth weiß schon ziemlich genau, wie er die Menschenmassen anziehen kann«, grollte Adam und setzte sich neben Caroline. »Ich erkenne sein schauspielerisches Talent an.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass er ziemlich angesehen ist unter den Leuten, die sich mit diesen übersinnlichen Dingen befassen«, erwiderte Caroline. Sie beobachtete das Publikum und entdeckte ein bekanntes Gesicht. »Sieh nur, da ist auch Mr. Otford. Er steht an der Seite, zusammen mit einigen anderen Gentlemen. Sie halten alle Notizblocks und Stifte in der Hand. Das sind sicher alles Reporter.«
Adam folgte ihrem Blick und schüttelte dann verächtlich den Kopf. »Diese lächerliche Seance wird eine reine Zeitverschwendung sein, soweit es die Polizei betrifft, allerdings wird sie dafür sorgen; dass eine Menge Zeitungen verkauft werden.«
»Hör auf zu grollen, Adam. Du wolltest doch auch heute hierher kommen.«
»Ich konnte mir wohl kaum die Gelegenheit entgehen lassen, Eisworth in Aktion zu sehen.«
Etwas in seiner Stimme weckte Carolines Aufmerksamkeit. »Du magst ihn nicht, nicht wahr? Aber warum nur? Du hast ihn doch nur ein einziges Mal gesehen, und er hat nichts getan, was dich hätte abstoßen können.«
»Ich traue ihm nicht. Du kannst das mit männlicher Eingebung erklären.«
Ihr kam ein eigenartiger Gedanke. »Adam?«
»Ja?« Er vermied es, sie anzusehen. Stattdessen betrachtete er das Publikum im Saal.
»Könnte es vielleicht sein, dass du
eifersüchtig
bist auf Mr. Eisworth?«
Einen kurzen, beunruhigenden Augenblick lang schwieg er.
»Habe ich denn Grund, eifersüchtig zu sein?«, fragte er schließlich mit
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