Liebe und andere Zufalle
an.
»Der Wagen. Ein Geschenk zum College-Abschluss? Ich habe eine Aktentasche bekommen. Ich möchte das Ganze nur in der richtigen Perspektive sehen.«
»High School«, korrigierte Cal und fuhr an.
»High School«, wiederholte Min und nickte. »Was haben sie dir denn zum College-Abschluss geschenkt? Eine Jacht?«
»Eine Stelle in der Firma meines Vaters.«
»Aber …«
»Ich habe das Geschenk abgelehnt«, erklärte Cal. »Wie geht's Elvis?«
»Der ist absolut gesund«, berichtete Min mit Staunen in der Stimme. »Ich habe ihn zum Tierarzt gebracht, und der sagt, er sei in hervorragender Verfassung. Nur etwas seltsam.«
»Wie so vieles in meinem Leben in letzter Zeit«, versetzte Cal. »Apropos, gibt es irgendwas, das ich lieber vorher über deine Familie wissen sollte?«
»Du musst das nicht mitmachen«, antwortete Min.
»Minerva, ich habe mich dazu entschlossen. Bitte, mach mich fit für deine Eltern.«
»Da gibt's wirklich nichts Besonderes«, entgegnete Min. »Meine Mutter ist immer höflich, und mein Vater ist nicht sehr gesprächig, außer man trifft einen Nerv bei ihm. Triff lieber keinen Nerv.«
»Okay«, erwiderte Cal. »Könntest du mir eine Liste der Nerven liefern?«
»Versicherungsbetrug, jüngere Männer, die seine Stellung haben wollen, Musik nach 1970 und Sex mit seinen Töchtern.«
»Sex mit seinen Töchtern«, echote Cal.
Min nickte. »Mein Vater wird dich verdächtigen, dass du mich zu Orgien verführen willst.«
»Dein Vater nimmt also meinen Charakter unter die Lupe«, resümierte Cal. »Und deine Mutter?«
»Na ja, sie überprüft sicher, ob du als Schwiegersohn in Frage kommst. Normalerweise gibt's zum Nachtisch ein Quiz.«
»Schriftlich oder mündlich?«
»Mündlich.«
»Gut. Mit dem Mund bin ich gut.« Stille breitete sich aus, bis er sagte: »Ich habe es nicht so gemeint, wie es herauskam.«
Min starrte gerade vor sich hin. »Schon gut. Es wird kein Quiz geben. Meine Mutter hat im Moment andere Dinge im Kopf.«
»Hat sie sonst noch Schrullen, über die ich Bescheid wissen sollte?«
»Ja, aber die drehen sich nur um mich.«
Cal schüttelte den Kopf. »Ist mir egal. Her mit der Liste.«
»Dass ich Kohlenhydrate esse, weiße Baumwollunterwäsche trage, nicht abnehme, meinen Exfreund verloren habe, den sie liebte«, antwortete Min. »Ich glaube nicht, dass sie irgendetwas davon heute im Gespräch mit dir zur Sprache bringt.«
»Meine Mutter mag meine Exfreundin auch«, wunderte sich Cal. »Ich glaube, das ist nur Faulheit. Sie hat keine Lust, sich einen neuen Namen zu merken. Wer kommt heute denn sonst noch?«
»Meine Schwester Diana. Vor ihr hast du nichts zu befürchten. Sie ist im Augenblick etwas durch den Wind, weil sie in einer Woche heiratet, aber sie ist trotzdem schwer in Ordnung. Wenn es unerträglich wird, tust du am besten gar nichts und siehst einfach nur Di an. Sie ist wunderschön.«
»Gut zu wissen«, meinte Cal. »Mom, Dad, Diana, du und ich. Gemütlich.«
»Und Greg«, ergänzte Min und versuchte, nicht angeödet zu klingen. »Der Verlobte meiner Schwester.«
»Richtig. Greg mit dem schlechten Gedächtnis. Wie steht's mit ihm?«
»Irgendwas stimmt da nicht«, erwiderte Min. »Ich weiß nicht, was, aber er ist nicht richtig dabei. Die Sache ist die: Er ist kein übler Kerl, außer dass er Schnief sitzen gelassen hat, wozu er natürlich jedes Recht hatte. Und er betet Diana an, also verstehe ich nicht ganz, was da los ist.« Sie warf einen Blick auf Cal. »Mich würde interessieren, was du von ihm hältst.«
»Ich?«, fragte Cal erstaunt.
»Du kannst Menschen gut beurteilen«, befand Min, »ganz instinktiv. Instinkte doch bitte Greg für mich.«
»Na, groß ist die Chance nicht, dass ich während eines einzigen Abendessens herausfinde, was mit ihm nicht stimmt«, meinte Cal. Da klingelte Mins Handy.
Als sie es aus ihrer Tasche zog, sagte er: »Ein schlichtes, schwarzes Handy. Du hast mich damals am ersten Abend angelogen, Minnie.«
»Und du wusstest es«, entgegnete Min und meldete sich. »Hallo. Was?« Sie lauschte eine Minute, dann sprach sie: »Ach, um Himmels willen.« Wieder lauschte sie und sagte dann: »Di, es ist Samstagabend. Woher soll ich … warte einen Augenblick.« Sie wandte sich Cal zu. »Greg hat versprochen, den Wein für das Abendessen zu besorgen.«
»Darf ich raten?«, erwiderte Cal.
»Du hast nicht zufällig eine oder zwei Flaschen Wein in deiner Wohnung, hm?«
»Emilio«, sagte Cal nur und wendete den Wagen in die
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