Liebe und andere Zufalle
Prüfungen ist.«
»Nein, er gab ihr die Kappe, weil er sie umwirbt«, widersprach Cynthie mit Schärfe in der Stimme. »Das gehört zur Phase der Anziehung.«
»Phase der Anziehung«, echote Liza.
»Er fühlt sich nicht angezogen …«, begann Min.
»Es gibt vier Phasen bis zur reifen Liebe«, erklärte Cynthie. »Grundakzeptanz, Anziehung, Verliebtheit und dauerhafte Bindung.«
»Also wissen Sie, ich würde es nach der Art, wie er sie ansieht, Verliebtheit nennen«, stellte Liza fest.
»Wie bitte?«, fuhr Min ihre beste Freundin, die Verräterin an.
»Es ist ein Märchen«, beharrte Bonnie.
»Es ist Anziehung«, erklärte Cynthie steif.
»Es ist Liebe, eine ganz unvorhersehbare Reaktion«, trumpfte Liza auf. »Chaostheorie.«
»Hey«, rief Min, und alle sahen sie an. »Es war einfach eine freundliche Geste eines Freundes, weil ich keine Sommersprossen möchte. Nicht alles ist gleich eine Theorie.«
»Märchen sind keine Theorie«, wehrte Bonnie ab. »Und wenngleich du nicht glauben willst, dass es dir passiert - mir passiert es jedenfalls gerade.« Sie lächelte sie der Reihe nach an, zu glücklich, um noch zu streiten.
»Und was ist mit Roger?«, fragte Min, sehr bereit, das Thema zu wechseln.
»Er ist der Richtige«, antwortete Bonnie. »Er wird mir in ein paar Wochen einen Heiratsantrag machen, und ich werde Ja sagen. Ich habe meiner Mama schon gesagt, sie solle die Hochzeit für August planen.«
»Hat er Ihnen gesagt, dass er Ihnen einen Antrag machen will?«, fragte Cynthie, und als Bonnie sie überrascht anblickte, erklärte sie: »Ich schreibe gerade ein Buch über das Thema. Es geht mich natürlich nichts an, aber es interessiert mich.«
»Ach so«, erwiderte Bonnie. »Also, nein, er hat es mir nicht gesagt. Aber ich weiß es.«
Min versuchte dreinzublicken, als glaubte sie es, aber die Stille, die sich über ihnen ausbreitete, schien so von Zweifel getränkt, dass Bonnie sich umwandte und Rogers Namen rief. Als er herangetrottet kam, fragte sie ihn: »Schatz, hast du vor, mich zu fragen, ob ich dich heiraten will?«
»Ja«, antwortete er. »Ich wollte nichts überstürzen, deswegen dachte ich, ich warte unser Ein-Monats-Jubiläum ab. Es sind ja erst elf Tage.«
»Sehr vernünftig«, befand Bonnie. »Aber damit du es weißt, ich werde Ja sagen.«
Roger seufzte tief. »Na, das nimmt mir einen Stein vom Herzen.« Er beugte sich zu ihr, küsste sie und kehrte dann zum Spielfeld zurück.
»Das war entweder sehr süß oder sehr blöd«, kommentierte Liza.
»Es war süß«, erklärte Min und versuchte sich vorzustellen, wie Cal so etwas sagte. Hör auf, an ihn zu denken . »Und blöd.«
»Ich hab's euch ja gesagt«, meinte Bonnie. »Es ist ein Märchen. Ihr müsst daran glauben.«
»Positives Denken«, nickte Cynthie. »Ein gutes Beispiel. Könnte ich Sie vielleicht einmal interviewen? Für mein Buch. Ich finde das wirklich faszinierend. Sie haben die Phase der Verliebtheit ungewöhnlich schnell erreicht.«
»Sicher«, meinte Bonnie. »Aber es ist nicht Verliebtheit. Es ist wahre Liebe. Wie bei Cal und Min.«
» Willst du wohl endlich damit aufhören ?«, fuhr Min sie an.
»Natürlich«, sagte Cynthie ohne Überzeugung zu Bonnie, und sie begannen, sich zu unterhalten.
Min holte tief Atem und drehte sich zu Liza um. »Cynthie scheint nett zu sein«, sagte sie ruhig und hoffte auf ein Gespräch, in dem Cal nicht vorkam.
»Das ist sie«, antwortete Liza. »Aber ich glaube, sie will Cal zurückhaben.«
Min gab es auf und starrte zum Spielfeld hinunter, wo Cal an der dritten Base mit einem Knirps sprach. Sein Gesicht war wieder ernst, und der Kleine nickte und hing an seinen Lippen. Wirklich ein Schatz , dachte sie, dann fiel ihr ein Nein, ein Biest , aber das funktionierte nicht mehr. Nun ja, eigentlich hatte es nie richtig funktioniert.
»Geht ihr heute Abend zusammen aus?«, fragte Liza.
»Ja, aber nur als Freunde«, antwortete Min. »Er tut mir den Gefallen, zum Essen bei meinen Eltern mitzukommen, damit meine Mutter endlich aufhört, sich Sorgen darüber zu machen, ob er ein gemeiner Verführer ist.«
Liza schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es deine Mutter beruhigt, Cal kennen zu lernen.«
»Warum nicht? Elvis mag ihn auch. Und Elvis' Instinkte sind in Ordnung.«
»Elvis?«, fragte Liza alarmiert.
»Der Kater. Ich habe ihn Elvis genannt«, erklärte Min.
Liza seufzte. »Gott sei Dank. Ich dachte, du wärst endgültig übergeschnappt.«
»Hey, ich bin
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