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Liebe und Gymnastik - Roman

Liebe und Gymnastik - Roman

Titel: Liebe und Gymnastik - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmondo de Amicis
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vielleicht nicht zu allen öffentlichen Gymnastikvorführungen, von der ersten bis zu letzten, im Turnverein, in Schulen, in Pensionaten … Seine Zustimmung bedeutet viel. Sie werden mir doch nicht die Ernsthaftigkeit des Commendatore Celzani bestreiten wollen.»
    «Ich bestreite sie nicht, ganz im Gegenteil!», antwortete Ginoni lebhaft. «Umso weniger, als er ein guter Freund ist. Ja, ich behaupte, dass er eines der verehrungswürdigsten weißen Häupter Turins ist. Nur …», hier sah er verstohlen zu den kleinen Mädchen hinüber und kratzte sich am Kinn, als suche er nach dem rechten Ausdruck, um von ihnen nicht verstanden zu werden. Aber die Mädchen waren damit beschäftigt, die Süßigkeiten unter sich aufzuteilen, und beachteten ihn gar nicht. «Nur …», hob er wieder an, «sein Kult um die Gymnastik ist zu einseitig. Schauen Sie doch einmal, ob er sich auch nur im Geringsten um die Gymnastik der Männer kümmert. Und dann misst er der zweiten Altersgruppe im Verhältnis zur ersten allzu viel Bedeutung bei. Die Regelmäßigkeit, mit der er zu diesen Darbietungen geht, und die Aufmerksamkeit, mit der er sie verfolgt, sind allerdings bewundernswert. Sie bereiten ihm einen hohen … intellektuellen Genuss. Tiefernst kommt er heraus, die sanften blauen Augen halb geschlossen, ganz in Gedanken versunken. Ach, wenn man die aufzeichnen könnte! Ich kenne ihn. Und er ist nicht der Einzige. Er steht für einen gewissen Typus. Die weibliche Gymnastik ist ein unvergleichliches Heilmittel für diese Herren, eine wahre Labsal für ihr Alter, eine Quelle der köstlichsten geistigen Wonnen, von denen wir Uneingeweihten uns nicht im Entferntesten einen Begriff machen. Der Commendatore Celzani hat mit der Gymnastik als Wissenschaft nichts zu schaffen, glauben Sie mir das. Nennen Sie mir andere Autoritäten, Signorina.»
    «Eines Tages werde ich sie Ihnen nennen», antwortete die Maestra, um das Thema zu beenden, «weil ich Sie überzeugen werde und Sie sich beim Turnverein anmelden werden.»
    Alle lachten.
    «Jamais de la vie!», 18 rief der Ingenieur. «Oder wenn ich in den Turnsaal gehe, dann nur, um Sie am Barren zu sehen.»
    «Da bekommen Sie aber auch was zu sehen», entgegnete die junge Frau, «wissen Sie, dass es allein am Barren fünfhundert Übungen gibt?»
    Der Ingenieur wollte schon mit einem etwas unpassenden Scherz antworten, als es an der Tür läutete und gleich darauf der Sekretär eintrat.
    Das war ein Theatercoup.
    Er überbrachte Grüße vom Onkel, der sich entschuldigen ließ, weil er wegen einer Erkältung die Wohnung nicht verlassen könne. Celzani war eingetreten, ohne zu ahnen, dass die Maestra hier sein könnte, daher verspürte er eine Art elektrischen Schlag; und so groß seine Furcht auch war, ertappt zu werden, konnte er doch im ersten Augenblick das heftige Verlangen nicht bezwingen, in ihrem Gesicht nach dem Eindruck seines Briefes zu forschen. Er starrte sie an, wobei er die kleinen Äuglein übermäßig weit aufriss und höchst merkwürdig das Gesicht verzog, sodass alle Muskeln bebten und es hochrot glühte, gefolgt von der Blässe eines Cholerakranken.
    Dieses Gesicht enthüllte Herrn Ginoni blitzartig alles. Er sah die Maestra an, die sich zu einem undefinierbaren Lächeln verleiten ließ, das weder vom Mund noch von den Augen zum Ausdruck gebracht, sondern gleichsam über die reglose Miene gebreitet war, äußerer Widerschein einer komischen Vorstellung.
    Der Sekretär richtete seine Botschaft aus, wobei er die dicken Lippen nur mühsam bewegte, als ob sie zusammengeklebt wären.
    «Sieh da, sieh da», sagte sich indessen der Ingenieur, seine Entdeckung auskostend; er brachte dem Sekretär einen Stuhl, auf den der sich niederließ wie auf Nadeln, bot ihm ein Gläschen Malvasia an, das er annahm und mit priesterlicher Gebärde vor der Brust hielt.
    Sogleich kam Signor Ginoni die Idee zu einer lustigen Neckerei, und er setzte sie auch sofort in die Tat um. «Richtig, werter Herr Sekretär», sagte er zu ihm, «Sie sind da eben mitten in eine Diskussion über die Gymnastik hineingeraten. Wir diskutierten mit der Maestra. Nun müssen auch Sie uns verraten, welcher Schule Sie angehören. Der Baumann-Schule? Oder der … welche andere Schule gibt es da noch, Signorina Pedani? … Obermann! Gehören Sie der Obermann-Schule an? Was ist Ihre Meinung bezüglich der Auswirkungen der Gymnastik auf die Herzleistung?»
    Die Maestra verdrehte die Augen. Verschreckt hob der Sekretär eiligst das Glas

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