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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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bedachte das geliebte Objekt mit melancholischen Blicken.
    »Mach dir keine Sorgen, alter Fidel, wir werden deinen Lastwagen verwöhnen. Und in sechs Monaten, sobald du amerikanische Papiere hast, kommst du mit deiner Tochter mit dem Charterflugzeug her und dann siehst du ihn wieder.«
    »Du denkst doch an den Ölwechsel, nicht?«, bat der Alte.
    »Aber klar, mach dir keine Sorgen!«
    Pedro, der mit dem Blick den Horizont absuchte, sprang plötzlich auf.
    »Achtung, Alter, jetzt bist du an der Reihe! Los, zieh den Schwimmreifen an, sicher ist sicher!«
    Gehorsam legte der Alte den Donald-Duck-Schwimmreifen an, der Glorias Ausstattung vervollständigte.
    Was von weitem nur wie aufgeworfener Schaum wirkte, kam mit unglaublicher Geschwindigkeit näher.
    »Mach’s gut, Alter, wir müssen weg. Wir dürfen nicht mit dir gesehen werden. Mach dir keine Sorgen wegen des Lastwagens. Ruf die Nachbarin an, wenn du gut angekommen bist!«
    Pedro und José steckten sich jeder eine Puro an, setzten einen nonchalanten Blick auf und spazierten gemächlich davon.
    Schon war das Schnellboot da, ein Monstrum von einem Boot, eine lange weiße Zigarre, die von drei gigantischen Mercury-Motoren angetrieben wurde.
    Kaum war Fidel, gestützt von seiner Tochter, hinten aufgesprungen, da fuhr das Ungetüm in einer Fontäne aufspritzenden Schaums auch schon wieder davon. Man konnte den Alten gerade noch wie ein Kind schreien hören: »Mein Lastwagen! Ich will meinen Lastwagen!«
    Drei Minuten später war das Boot nur noch ein weißer Fleck am Horizont.
    »Seht mal, die Küstenwache versucht sie aufzuhalten!«, sagte ein alter Fischer, der das Geschehen vom Tresen des Tropical, der einzigen Bar von Puerto Esperanza, beobachtete.
    »Scheiße! Meinst du, sie können sie einholen?«, fragte Pedro beunruhigt.
    Der Fischer spuckte einen Klumpen Kautabak aus und schenkte ihm ein zahnloses Lächeln.
    »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Ausländer, bei unseren alten russischen Klapperkähnen. Die anderen haben doch unsere Hoheitsgewässer längst verlassen, bevor die Küstenwache überhaupt den Motor angeworfen hat. Die fahren nur aus Prinzip raus. Fidel hatte Recht, neulich in Cienfuegos. Solange man die Drogenhändler nicht mit gleichen Waffen bekämpfen kann, wird Kuba ein Umschlagplatz bleiben.«
     
     
     
     
    10
     
    D IE H OCHZEIT
     
     
     
    Seine Jungfernfahrt machte der Lastwagen zur Hochzeit. Das war zumindest die erste offizielle Fahrt. Vorher waren Pedro und José noch einmal zu Fidels Schuppen zurückgekehrt, um dort gewissenhaft jeden Gegenstand aus dem Schlafzimmer zu deponieren, damit der Alte bei seiner Rückkehr alles unversehrt vorfinden würde.
    Heiraten ist in Kuba eine reine Formalität, die nur ein paar Stunden in Anspruch nimmt. Viele Paare entschließen sich einzig deshalb zu diesem Schritt, weil die Behörden zu diesem Anlass zwei Kisten Bier, eine Übernachtung im Hotel und einen Kuchen springen lassen.
    Pedro und Maria heirateten aus Liebe. Und wegen der Papiere. Pedro würde seine Aufenthaltsgenehmigung bekommen und Maria würde bald nach Europa reisen können. Außerdem wollte Maria, dass ihr Kind Kubaner wird.
    Raúl bot sich großzügig als Trauzeuge an, Trauzeugin war die alte Vertretungslehrerin, mit der Maria sich angefreundet hatte und die sie ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat vertreten sollte.
    Jo war, obwohl er eingeladen war, nicht gekommen. Aber alle Nachbarn waren da, versammelt um den Banketttisch, den man unter dem Flammenbaum aufgestellt hatte, und ebenso die Familien von Marias fünf Schülern.
    Der Hühnerhof hatte sich zur Feier des Tages geleert, von den zwölf Hennen und zwei Hähnen waren mehr als die Hälfte im Kochtopf gelandet.
    Aus dem Ghettoblaster sangen Manuel »Puntillita« Licea, Ruben Gonzales und ihre Kameraden:
     
    »Guajira, el son te llama, a bailar, a gozar.«
     
    Es war ein seltsames Lied, das einerseits zum Tanz aufforderte, in dem Puntillita jedoch zugleich seine eigene Lebensgeschichte erzählte. Die Geschichte eines Drogenabhängigen, der in den Knast gesteckt und darauf von all seinen Freunden verlassen wird, den nur noch seine Mutter besuchen kommt.
     
    »Arné mucho a una mujer
    de mi alma la más querida
    me traiciono la perdida caramba
    que ingrato y mal proceder
    ella me hizó beber
    ella me hizó un perdido
    a la droga me tiré, amigo mío
    y a la carcel fuí llevado
    os amigos me olvidaron
    solo mi madre lloraba
    a diós pedía y rogaba que salvara su

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