Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
Vom Netzwerk:
hijo.«
     
    Es war ein trauriges Lied mit einem merkwürdig fröhlichen Refrain.
    An den Congas erkannte Pedro Anga, seinen neuen Freund aus dem New Morning.
    »Wir müssen ihn unbedingt in Bailen besuchen. Ich hab Lust, ihn trommeln zu hören.«
    »Dazu hätte ich auch Lust!«, erwiderte Maria, »und vor allem hätte ich mal Lust auf Musik ohne Papageien.«
    In der Tat machten Paquito und Paquita einen Höllenlärm. Flüche wie »Arschloch!«, »Maricón« und »Puta Madre!« wechselten sich ab mit dem Geräusch von zuschlagenden Türen und Fürzen oder der Marseillaise, sodass man nicht eine Platte hören konnte, die nicht von den derben Späßen des Federviehs begleitet wurde.
     
    ––– ¤ –––
     
    Die letzten Gäste waren gegangen, und während die Frauen den Tisch abräumten, spülten Pedro und José gerade ihren letzten Rum herunter, als sie mit Staunen hinter der Straßenbiegung ein protziges schwarzes Auto mit getönten Scheiben auftauchen sahen.
    »Scheiße!«, dachte Pedro. »Das wird doch wohl nicht Fidel sein?«
     

 
     
     
    11
     
    Jo
     
     
     
    Es war Jo, einen riesigen Strauß weißer Rosen im Arm.
    Er war noch dünner geworden und wirkte unruhig.
    »Ich wünsche dir ewiges Glück, Papa! Ich segne euch beide, Maria! Aber ich kann nur einen Moment bleiben. Ich muss noch geschäftlich nach Puerto Esperanza.«
    »Geschäftlich nach Puerto Esperanza, um diese Uhrzeit?«, fragte Pedro beunruhigt.
    »Ja, ich erkläre es dir ein andermal, oder nein, warte, ich erkläre es dir jetzt. Komm!«
    Vater und Sohn stiegen zum Wasserfall hinunter und setzten sich in die Schaukelstühle auf Pedros Terrasse.
    »Sieh mal, Papa, du hast dich doch gefragt, woher ich so schnell so viel Geld habe … Naja, ich handele ab und an.«
    »Und womit handelst du?«
    »Natürlich nicht mit Bananen«, sagte Jo und zwang sich zu einem Lachen. »Nein, mit Koks, aus Kolumbien.«
    »Und was hat Puerto Esperanza damit zu tun?«
    »Wenn du neulich Fidels Rede in Cienfuegos gehört hast, brauche ich dir das nicht zu erklären. Er hat alles schon im Detail erzählt. Die Flugzeuge, die die Insel überfliegen, werfen ihre Fracht über der Küste ab, und bevor die MiGs überhaupt gestartet werden, sind sie längst aus dem kubanischen Luftraum verschwunden. Die Schnellboote aus Florida fischen dann mit ihren kubanischen Komplizen das Dope aus dem Wasser, und bevor die Küstenwache ihre Dieselmotorboote angeworfen hat, haben sie bereits wieder internationales Gewässer erreicht und sind außer Reichweite. Kuba ist, ob es will oder nicht, zu einer Drehscheibe des Drogenhandels geworden. Überleg mal. Eine mehr als tausendzweihundert Kilometer lange und höchstens fünfzig Kilometer breite Insel mit mehr als tausend kleinen, längs der Küste verstreuten unbewohnten Inselchen! Dann die Streitmacht der Kubaner aus Miami, mit ihren Formel-Eins-Fahrzeugen der Meere und ihren ultramodernen, mit Funk und Radar ausgestatteten Flugzeugen, was sollen die Kubaner mit ihrem Schrott dagegen ausrichten, die haben doch nicht mal Treibstoff.«
    »Aber du, Jo«, sagte Pedro, auf einmal betrübt. »Du hast doch wohl nichts mit der ganzen Schweinerei zu tun, oder?«
    »Doch, ein bisschen schon, seit kurzem. Ich musste wieder auf die Beine kommen. Du weißt doch, dass ich immer Spieler war. Aber das ist jetzt mein letzter Coup, das schwöre ich dir, Papa! Danach mache ich nichts mehr. Jedenfalls findet der Deal heute Abend statt, und der ist wirklich erstklassig! Ich fahre nach Puerto Esperanza, nehme den Sack entgegen, kehre nach Havanna zurück und übergebe ihn morgen meinem Kontaktmann, der ihn mit einer Lieferung Langusten nach Fort-de-France schickt. Ich habe meinen Wagen unter falschem Namen gemietet, so gehe ich kein Risiko ein, selbst wenn ich in eine Kontrolle gerate.«
    »Ich komme mit dir!«, rief Pedro und stand auf.
    »Wenn du willst. Aber du wirst enttäuscht sein. Mit James Bond hat das nichts zu tun. Es ist alles furchtbar banal.«
    »Das ist mir egal. Ich begleite dich.«
     
    ––– ¤ –––
     
    Maria war ein bisschen traurig, dass der Abend so ausging, aber Pedro schwor, dass er die Hochzeitsnacht in spätestens zwei Stunden nachholen würde, und dann würde sie Augen machen!
     
    ––– ¤ –––
     
    Puerto Esperanza trägt seinen Namen zu Unrecht. Dieser Küstenabschnitt entbehrt jeglichen Charmes und liegt am Ende einer langen, öden, von verfallenen Kolonialfassaden gesäumten Straße, die an einer

Weitere Kostenlose Bücher