Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
beherrscht: „Ja, ganz besonders, wenn dieser Mann ein guter Freund ist, Sir. Nicht nur, daß ich mich sehr verletzt fühlte, ich war auch sehr um Lady Sara besorgt, weil ich fürchtete, sie wäre ahnungslos in diese Situation geraten. Inzwischen habe ich jedoch meinen Irrtum eingesehen und begriffen, daß Sie beide sich lieben. Mein Verlust ist Ihr Gewinn, Sir. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gattin von ganzen Herzen viel Glück.“
    „Danke, Sir. Und Sie werden mir vergeben müssen, daß ich Ihre Freundschaft mißbraucht habe.“
    Charles konnte sich nicht erklären, warum der Prinz einen so merkwürdig belustigten Ausdruck in den Augen hatte. „Freundschaften zwischen zwei Gentlemen zerbrechen oft an einer Frau“, sagte er und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich hoffe, wir können den unliebsamen Zwischenfall vergessen und wieder Freunde sein.“
    „Selbstverständlich“, stimmte Seine Hoheit zu. „Ach, bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie gleich fragen, was es mit den Prozessen auf sich hat, die gegen die L & S angestrengt wurden.“
    Charles war beunruhigt, daß der Prinz die Sprache auf dieses Thema gebracht hatte. Um einen zuversichtlichen Ton bemüht, antwortete er: „Es wird sich sehr schnell herausstellen, daß alle Anschuldigungen vollkommen aus der Luft gegriffen sind, Sir!“
    „Wirklich?“ Prinz Balagrini hob eine Braue. „In der Stadt scheint man anderer Meinung zu sein. Der Kurs unserer Aktien ist erschreckend gefallen. Gut, ich will einräumen, daß Entschädigungsklagen an der Tagesordnung sind, aber ganz gewiß nicht strafrechtliche Vorwürfe, wie sie jetzt gegen die L & S erhoben werden. Sollten sie bewiesen werden, könnten Sie persönlich zu Gefängnis verurteilt werden.“
    „Im Vertrauen gesagt, Sir“, erwiderte Charles und senkte die Stimme, „ich bin sicher, daß die Konkurrenz diese Verleumdungen in die Welt gesetzt hat. Da man sehr gut weiß, wie profitabel die Strecke von London nach Southampton sein wird, versucht man, die L & S zu diffamieren, um sie nach einem eventuellen Zusammenbruch preiswert übernehmen zu können. Ich bin felsenfest davon überzeugt, daß jemand aus dem Hintergrund gegen uns agiert. Nur so läßt sich begründen, warum der Bauer Crawley, der die schwersten Anschuldigungen erhoben hat, plötzlich mit seiner gesamten Familie verschwunden ist.“
    „Das höre ich jetzt zum ersten Mal“, warf Prinz Balagrini ein und machte ein erstauntes Gesicht. „Was bringt Sie denn zu der Annahme, daß die Konkurrenz der L & S schaden will?“ „Es kann Ihnen nicht neu sein, Sir, daß es hin und wieder zu Auswüchsen gekommen ist, wenn konkurrierende Gesellschaften ein und dasselbe Bahnnetz anlegen wollten. Manche sind sogar so weit gegangen, eine rivalisierende Firma aufzukaufen und so vom Markt zu verdrängen. Das sind Praktiken, die ich an sich nicht billige, weil auf diese Weise das Kapital des Unternehmens gefährlich verringert wird. Im Falle der L & S halte ich es indes für ratsamer, den beschwerdeführenden Parteien Geld anzubieten, damit sie die Klagen zurückziehen.“
    „Nun, gelegentlich ist man genötigt, praktische Erwägungen in den Vordergrund zu stellen.“
    „Ja, leider“, gab Charles dem Prinzen recht. „Die der L & S durch die anhängigen Prozesse entstandenen Probleme und vor allem der sinkende Wert der Aktien haben dazu geführt, daß die Gesellschaft kurzfristig in einen finanziellen Engpaß geraten ist. Darf ich fragen, Sir, ob der Vorschlag vermessen wäre, den in die Kompanie investierten Betrag zu erhöhen? Dadurch könnten Sie Ihre bestehenden Interessen absichern und später noch größere Gewinne erzielen.“
    Nachdenklich furchte Prinz Balagrini die Stirn und blickte gedankenvoll zu Boden.
    Bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie gespannt er auf die Entscheidung Seiner Hoheit wartete, überlegte Charles flüchtig, ob er vielleicht zu hastig vorgegangen wäre. Dem Prinzen war nicht anzusehen, was er dachte, aber zumindest hatte er die Anregung nicht von vornherein abgelehnt.
    Mikahl schaute dem Baronet in die Augen und sagte lächelnd: „Scheren Sie sich zum Teufel, Weldon!“
    Charles meinte, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“ fragte er ungläubig.
    „Ehe ich mich bereit finde, Ihnen aus der verdienten Krise zu helfen, lasse ich Sie lieber zur Hölle fahren!“
    Jäh hatte Charles das Empfinden, alles in übergroßer Deutlichkeit wahrzunehmen. Das Licht der Kristallüster wurde grell und gleißend; die

Weitere Kostenlose Bücher