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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nicht“, fügte Sara eindringlich hinzu, „wie sehr du dich durch deine Manie, dich an Charles zu rächen, bereits verändert hast? Zugegeben, Charles ist ein Ungeheuer, doch war das, was er dir angetan hat, schlimmer als die Demütigungen, die Jenny in Mrs. Bancrofts Etablissement ertragen mußte? Du hast einen hohen Preis für deine Rachsucht gezahlt, Michael, denn deine Seele ist verkümmert.“
    „Jenny ins Spiel zu bringen, ist kein Argument, Weldon zu verschonen“, entgegnete Michael barsch. „Er war es, der sie defloriert hat. Sie war so hübsch, daß er sie unbedingt selbst besitzen mußte. Und dann hat er sie gezwungen, ihm weiterhin zu Willen zu sein und trotzdem die Unberührte zu mimen, für jeden Kunden, der genügend Geld besaß, um sich ein Schäferstündchen mit ihr leisten zu können. Wenn ich ihr einen Dolch in die Hand drückte und Weldon für sie festhielte, würde sie ihm bedenkenlos die Klinge ins Herz stoßen.“
    „Wie viele andere Mädchen müssen heute noch erdulden, was Jenny zu erleiden hatte, nur weil du dir die Zeit genommen hast, Weldon langsam zu quälen? War die Verzögerungstaktik die Qualen dieser Kinder wert?“
    Michael war um eine Antwort verlegen. Jetzt hatte er begriffen, warum Sara sich so empörte. „Es war ein langer und anstrengender Tag“, murmelte er müde, „und wir beide haben uns um Alastair geängstigt. Laß uns zu Bett gehen und das Gespräch morgen fortsetzen. Im Moment bringt es nichts, und wir kränken uns nur gegenseitig.“
    „Auch morgen früh werde ich keinen anderen Standpunkt vertreten“, sagte Sara kühl und erhob sich. „Aber du hast recht. Heute nacht ist es zu spät, um mein Gepäck richten zu lassen. Ich werde in einem Gästezimmer schlafen.“
    Michael hatte nicht damit gerechnet, daß es ihr ernst war. „O nein!“ widersprach er leise und hielt sie, als sie zur Tür gehen wollte, rasch am Arm fest. „Du hast gelobt, mir eine treue Ehefrau zu sein und gute und schlechte Zeiten mit mir durchzustehen. Ich entbinde dich nicht von deinem Gelübde. Die absurde Idee, ich könnte dich verlassen, ist für dich keine Rechtfertigung, jetzt mich zu verlassen.“
    „Du kannst mich nicht halten“, erwiderte Sara und schaute Michael traurig an. „Zumindest nicht für immer.“
    Michael war der vielen Worte leid und zog Sara an sich. Sekundenlang war sie wie erstarrt. Dann sage sie leise: „Ich liebe dich, Michael! Ganz gleich, was du getan hast und tun wirst, ich liebe dich.“
    Er wußte, nun hatte er gewonnen. Die Arme um sie schlingend, küßte er sie wild und begehrlich, öffnete den Gürtel ihres Deshabilles und streifte es ihr von den Schultern. Begierig zog er ihr das Nachthemd aus, trug sie zum Bett und ließ sie auf die seidenen Laken sinken. Hastig entkleidete er sich, legte sich zu ihr und beugte sich über sie. Erschrocken sah er, daß sie ihn aus feuchten Augen anschaute und ihr die Tränen über die Wangen rannen. Seit dem Nachmittag im Labyrinth hatte er sie nie mehr weinen gesehen, nicht einmal heute, nachdem Alastair angeschossen ins Haus gebracht worden war. Sacht neigte er sich zu ihr und küßte ihr die Tränen fort.
    Verlangend und sehnsüchtig drängte Sara sich an ihn, erwiderte seine Liebkosungen mit einer Leidenschaft, die sie in dieser Intensität noch nie empfunden hatte, und reizte und stimulierte Michael, bis er die Lust nicht mehr länger beherrschen konnte. Immer wieder seinen Namen flüsternd, vereinte sie sich mit ihm, rauschhaft und trunken von den Wonnen, die er ihr schenkte. Aufstöhnend sank sie ermattet zurück, hielt ihn fest, unfähig, sich von ihm zu lösen.
    Michael küßte ihr die Tränen aus dem Gesicht und streichelte ihr zärtlich die Wangen. Allmählich kam er wieder zu Atem und ließ sich sacht zur Seite fallen.
    Sara kuschelte sich an ihn, schmiegte den Kopf an seine Schulter und schloß die Augen.
    Er merkte bald, daß sie vor Erschöpfung eingeschlafen war. Entspannt lag er neben ihr, glücklich darüber, daß sie nun den törichten Vorsatz vergessen würde, ihn zu verlassen.

28. KAPITEL
    Fahles Licht schimmerte durch die blauen Portieren, als Sara die Lider aufschlug. Michael ruhte neben ihr. Im Schlaf wirkte sein Gesicht gelöst und jugendlich. Einen Arm hatte er ihr über die Taille gelegt, und die Geste wirkte beschützend und zugleich besitzergreifend.
    Für Sara war die Nacht ein letzter, wehmütiger Abschied gewesen. An ihrer Absicht, Michael zu verlassen, hatte sich nichts geändert. Sie

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