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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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um auch Jamie und meinen Gefährten geholfen zu haben. Auf meine ängstlichen Fragen gab er mir aber nur ausweichende Antworten und eröffnete mir erst nach Wochen, er hätte sich gar nicht die Mühe gemacht, den Botschafter zu informieren. Viele Jahre später, als ich wieder in Tripolis war, versuchte ich, Jamies und der Mannschaft Verbleib in Erfahrung zu bringen. Es gelang mir nicht. Sie waren spurlos verschwunden. Heute bin ich sicher, daß sie alle versklavt wurden und Jamie tot ist.“
    „Das ist unglaublich!“ murmelte Sara und schaute Michael betroffen an.
    „Bei meiner zweiten Begegnung mit Weldon merkte ich schnell, daß er getrunken hatte, und wunderte mich über sein zudringliches Benehmen“, sagte Michael, ohne auf Saras Einwurf zu achten. „Er tätschelte mich, und ich mußte mich zwingen, mein Unbehagen nicht zu zeigen. Schließlich wollte ich ihn, in dem ich meinen Wohltäter sah, nicht kränken. Seine Zärtlichkeiten wurden mir jedoch lästig, und plötzlich sprang ich auf und wollte fortlaufen. Er rannte mir nach, hielt mich fest und riß mich hoch. Ich wehrte mich heftig, schlug um mich und strampelte, doch es half mir nichts. Er trug mich zu einem Diwan und ...“ Michael hielt inne. Von Erinnerungen überwältigt, war er nicht imstande weiterzusprechen. Es dauerte einen Moment, bis er sich gefaßt hatte und äußern konnte: „Den Rest möchte ich dir ersparen, Sara. Ich wurde mißbraucht.“
    „Um Himmels willen“, flüsterte sie tonlos und starrte Michael erschüttert an.
    Sie konnte nicht wissen, wie er sich damals gefühlt hatte, wie beschmutzt und erniedrigt er sich vorgekommen war. Sie ahnte nicht den Schmerz, den er empfunden hatte, oder das Entsetzen, die Angst und den grenzenlosen Abscheu vor diesem Mann. „Ich habe mich Weldon widersetzt und gekämpft, doch das steigerte noch seine Lust“, sagte Michael mit belegter Stimme. „Ich konnte nichts gegen ihn ausrichten. Und so ging es tagelang weiter, bis er es leid war, mich ständig unterwerfen zu müssen. Er band mir Arme und Beine und schlug, um mich gefügig zu machen, mit einer Peitsche auf mich ein. Noch immer sehe ich den gierigen Glanz in seinen Augen und seine Erregung wachsen, wenn er mich prügelte. Du hast festgestellt, welche Spuren die Riemen auf meinem Rücken hinterlassen haben. Irgendwann verlor ich dann bei dieser Tortur das Bewußtsein, und jedesmal nutzte Weldon meine Schwäche aus.“
    Sara stellte das Glas ab, erhob sich und ging langsam zur anderen Seite des Tisches.
    Michael achtete nicht auf sie, starrte auf die im Schoß verkrampften Hände und fuhr kaum hörbar fort: „Weldon delektierte sich daran, Blut zu sehen. Jedesmal, wenn ich aufbegehrte, peitschte er mich aus. Irgendwann unterließ ich es dann, mich zu sträuben. Ich weiß auch nicht, wie lange ich von ihm gefangengehalten wurde. Es müssen Monate gewesen sein. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.“
    Das Herz blutete Sara bei dem Gedanken an den zehnjährigen Knaben, der so mißhandelt worden war und so viele seelische und körperliche Wunden davongetragen hatte. Sacht legte sie Michael die Hände auf die Schultern und spürte, daß er vor unterdrücktem Zorn bebte.
    Aufgeschreckt wirbelte er herum und ballte unwillkürlich die Hände. Erst dann kam ihm zu Bewußtsein, daß Sara vor ihm stand, und müde ließ er die Arme sinken.
    Erschrocken war Sara zurückgewichen und schaute ihm bestürzt in die Augen. Sein Blick, seine Reaktion, bewiesen mehr als alle Worte, wie sehr die Erinnerung an das Geschehene noch in ihm lebendig war. „Wie bist du Weldon entkommen?“ fragte sie verhalten.
    „Entfliehen konnte ich ihm nicht“, antwortete Michael verbittert. „Weldon beschloß, seine Reise fortzusetzen, und verschenkte mich an einen ihm befreundeten Scheich. Er meinte, er hätte keine Verwendung mehr für mich, und das Beste wäre, mich entmannen zu lassen.“
    „Wie kann ein Mensch so inhuman, so bestialisch sein?“ flüsterte Sara erschüttert.
    „Weldon macht es Freude, Kinder zu quälen“, sagte Michael hart. „Bevor er sich von mir trennte, schnitt er mir ein W auf der Hüfte ein und verrieb Lampenruß in der Wunde. Es gefiel ihm, daß man den Buchstaben auf zweierlei Art lesen konnte, einmal als M für Meister, und dann als W für Weldon. Ich verwünschte ihn, und du kannst dir vorstellen, daß ein aus den Slums stammendes Kind, das zwei Jahre zur See gefahren war, eine Menge unflätiger Flüche kennt. Ich schwor ihm, ihn eines Tages

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