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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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in der Bond Street waren, haben wir Lady Sara getroffen. Im ersten Moment schien sie wohl geglaubt zu haben, Mama würde sie übersehen, weil sie Onkel Charles den Laufpaß gegeben hat, aber natürlich hat Mama sie nicht ignoriert.“ Fast hätte Vicky hinzufügt, daß ihre
    Mutter später geäußert hatte, für Lady Sara wäre es viel besser, nicht Onkel Charles Gattin zu sein, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, wie unpassend es war, derartige Bemerkungen vor Elizabeth zu wiederholen.
    „Wie geht es Lady Sara?“ fragte Eliza wißbegierig.
    „Sie wirkte abgespannt“, antwortete Victoria stirnrunzelnd. „Vielleicht hatten die Einkäufe sie angestrengt. Sie war jedoch sehr liebenswürdig und trug ein hinreißendes Kleid. Ich wüßte zu gern, welche Schneiderin sie hat. Sie ist immer so schlicht und trotzdem sehr elegant angezogen!“
    „Wie lange ist sie in der Stadt?“ erkundigte Eliza sich eifrig. „Sie erwähnte, daß sie in Haddonfield House wohnt“, erwiderte Victoria und wickelte ein Praline aus. „Offenbar hat sie darauf verzichtet, ihr Palais in der Park Street zu benutzen, weil sie wohl nur einige Tage hier ist.“
    „Ich würde sie gern Wiedersehen“, murmelte Eliza sehnsüchtig.
    „Das kannst du nicht!“ warf Lucille vorwurfsvoll ein. „Onkel Charles hat Papa und Mama gesagt, daß unsere Dienstboten darauf achten müssen, jeden Kontakt zwischen Lady Sara und dir zu verhindern. Selbst wenn sie zu Besuch käme, würde man dir nicht gestatten, sie zu sehen.“
    „Du lieber Himmel!“ Entrüstet schüttelte Anne den Kopf. „Das finde ich schrecklich übertrieben.“
    „Onkel Charles wollte das so, weil Lady Sara ihm das Herz gebrochen hat“, verkündete Victoria und schluckte den Rest des Pralines herunter. „Aus Liebeskummer kommt man auf die seltsamsten Einfalle. Ich dachte auch, ich würde des Lebens nie wieder froh werden, nachdem Mama Signore Carlo entlassen hatte.“
    „Ja, ich war auch ganz traurig“, pflichtete Lucy der Schwester bei, und selbst Anne nickte zustimmend.
    Eliza wußte, daß ihre Cousinen den italienischen Musiklehrer angehimmelt hatten und sehr enttäuscht gewesen waren, daß er das Haus verlassen mußte.
    „Wie konnte er ein Dienstmädchen küssen!“ sagte Vicky empört. „Und wie dumm, sich von Mama dabei ertappen zu lassen!“
    Eliza hörte den Klagen der Cousinen nicht mehr zu. Im stillen beschäftigte sie der Gedanke, wie sie es zuwege bringen könnte, Lady Sara zu sehen. Sie durfte die Möglichkeit nicht verpassen, daß Lady Sara sich in London befand.
    Natürlich würde niemand ihr gestatten, Haddonfield House aufzusuchen. Also mußte sie sich heimlich aus dem Hause stehlen, am besten morgens, gleich nach dem Frühstück, ehe Mr. Neale mit dem Unterricht begann. Und sie mußte ein einfaches Kleid anziehen, damit die Leute auf der Straße sie für das Kind einer Bediensteten hielten. Haddonfield House war ja nur zwei Häuserblocks entfernt. Sie konnte in wenigen Minuten dort sein.
    Lange durfte sie sich nicht bei Lady Sara aufhalten. Doch was sie ihr zu sagen hatte, würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Sie konnte daheim sein, ehe jemand sie vermißte.
    Jenny war nicht sehr glücklich, daß sie wieder in der Stadt war. In den ersten zwei Wochen, die sie vor Lady Saras Hochzeit in Haddonfield House verbracht hatte, war sie noch sehr eingeschüchtert gewesen, durch die prunkvollen Umgebung, die große Zahl der Dienstboten und vor allem durch Harlow. Nachdem sie in Sulgrave Manor gelebt hatte, war es nicht mehr so leicht, sie aus dem inneren Gleichgewicht zu bringen. Doch es störte sie, daß die Bediensteten sie auszuhorchen versuchten, warum Ihre Hoheit plötzlich nach Haddonfield House zurückgekehrt und nicht mehr bei dem Gemahl war. Es war ihr lästig, ständig Ausflüchte zu machen, denn den wahren Grund kannte auch sie nicht.
    Lady Sara wirkte sehr bedrückt, äußerte sich jedoch nie, warum sie Sulgrave Manor verlassen hatte. Jenny begriff nicht, daß zwei Menschen, die so verliebt gewesen waren, plötzlich solche Differenzen hatten, daß sie sich sogar trennten. Sie sehnte sich nach Benjamin, und mehr denn je überlegte sie, ob sie seinen Heiratsantrag nicht doch bald annehmen sollte.
    Sie brachte der Herrin das Tablett mit dem Frühstück in das Schlafzimmer und zog sich in den angrenzenden Salon zurück. Langsam schlenderte sie zum Fenster und schaute auf die Straße, wie immer in der Hoffnung, eines Tages Seine Hoheit oder Benjamin

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