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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eine friedliche, liebliche Gegend, die einen beruhigenden Anblick bot. Doch ohne Sara sah Michael keinen Grund, nach Weldons Tod in England zu bleiben. Frei von allen Bindungen konnte er das frühere Abenteuerleben wiederaufnehmen und nach Kafiristan zurückkehren, zu Malik und dessen Familie, die ihn mit offenen Armen aufnehmen würden. Er wußte, bei ihnen konnte er bleiben, so lange es ihm beliebte, ohne je das Gefühl haben zu müssen, unwillkommen zu sein.
    Aber er würde nie einer von ihnen sein, ganz gleich, wie lange es ihn in Kafiristan hielt.
    Natürlich hatte er Freunde an vielen Orten der Erde, und kannte Frauen, derer er sich gern entsann. Keine dieser Frauen war jedoch die Seine, und keine war so mutig oder töricht, sich ihm für immer anzuvertrauen, einem Mann, der ihr irgendwann das Herz brechen würde.
    Nun verstand er, warum Sara am Tage der Hochzeit so gehemmt gewesen war. Sie hatte sich nicht vor den Ereignissen der folgenden Nacht gefürchtet. Ihre Angst hatte in der Erkenntnis bestanden, daß sie ihn verlieren würde. Und dennoch hatte sie ihn so geliebt, daß sie vor der Heirat mit ihm nicht zurückgeschreckt war.
    Er trieb den Grauschimmel wieder an und fragte sich, warum er sich seit der Ankunft in England so verändert hatte. Fünfundzwanzig Jahre lang hatte sein Handeln nur ein einziger Gedanke bestimmt, doch nun merkte er, daß er mit sich in Konflikt geraten war. Er besaß Sulgrave Manor, ein Anwesen, das in jeder Hinsicht seinen Träumen entsprach, und Sara, die schon so sehr Teil seiner selbst war, daß ihr Verlust ihn zutiefst schmerzte.
    Und außerdem hatte er in Alastair einen guten Freund. Als er ihn zum ersten Male sah, war Saras Cousin ein Gefangener, den man geschlagen und geschunden hatte. Dennoch hatte der Fremde, die Hände auf dem Rücken gebunden, den Anschein erweckt, daß es ihm gleichgültig war, welches Schicksal seiner harrte. Der Ausdruck kühler Gelassenheit hatte Michael auf unangenehme Weise an Weldon erinnert, und fast hätte er Alastair nicht vor dem Ende bewahrt. Doch die Überlegung, ein hochgeborener Engländer könnte ihm in Zukunft nützlich sein, hatte ihn dann bewogen, mit dem Anführer der Räuber um Alastairs Leben zu spielen. Er hatte gewußt, daß er kein großes Risiko einging. Gewann er, gehörte der Gefangene ihm; verlor er, dann war er nur um eine Handvoll Münzen leichter. Aber das Glück war auf seiner Seite gewesen, und so hatte er nicht nur das Spiel, sondern auch, wie er bald erkannte, einen Freund gewonnen, dessen Art zu denken seiner sehr ähnelte. Beim zweiten Mal, in den Bergen des Hindukusch, hatte er Alastair dann bereits aus dem Gefühl der gewachsenen Freundschaft und nicht nur aus Berechnung beigestanden.
    Alastair hatte ihm den zweimaligen Einsatz für sein Leben gedankt, ihn nach der Ankunft in England Freunden und Verwandten vorgestellt und ihn gesellschaftlich gefördert. Mehr noch, in Gegenwart der Königin hatte er ihn sogar verteidigt. Viel wichtiger indes war, daß er ihm Vertrauen geschenkt und sich nicht in Michaels Absichten eingemischt hatte. Und gestern war er von der Kugel getroffen worden, die nicht ihm gegolten hatte. Wäre er nicht so beherzt gewesen, hätte er, Michael, sterben müssen, und dann lebte auch William Kane noch.
    Niemand konnte sich einen besseren Freund als Alastair wünschen, doch wie wenig hatte Michael getan, sich diese Loyalität zu verdienen.
    Im Gegenteil, er hatte die von seinem Freund geliebte Cousine kompromittiert und verführt. Und selbst dann hatte Alastair sich noch um Verständnis bemüht und ihm das rüde Verhalten schließlich sogar vergeben.
    Sara hatte recht. Sein Leben war erfüllt von Haß. Und was würde bleiben, sobald er das Ziel erreicht hatte? Wahrscheinlich nichts als grenzenlose Leere. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, was nach Weldons Tod aus ihm werden würde, und war deshalb auch nie vor der Möglichkeit zurückgeschreckt, vielleicht sterben zu müssen. Erst in der letzten Zeit hatte er darüber nachgedacht und begriffen, daß er auch ein anderes Dasein führen könnte, ein Leben in einem eigenen Heim, voller Liebe, im Kreis von guten Freunden.
    Es war schrecklich zu wissen, daß Sara ihm ihre Liebe geschenkt und er diese Liebe verloren, nein, weggeworfen hatte. Sie hatte ihn in ihr Herz geschlossen, voller Zärtlichkeit, Leidenschaft und Hingabe.
    Zum ersten Male fragte er sich jetzt, ob er nicht vielleicht doch auf seine Vergeltung verzichten sollte, wenn es

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