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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihm dadurch gelang, Sara zur Rückkehr zu bewegen. Es würde nicht schwer sein, Mrs. Bancrofts Etablissement schließen zu lassen, die L & S vor dem Bankrott zu retten und die Aktienbesitzer vor großen Verlusten zu bewahren. Doch das hätte bedeutet, Weldon zu verschonen.
    Andererseits hatte Michael längst eingesehen, daß er nicht fähig war, einen Menschen kaltblütig zu ermorden, nicht einmal Weldon. Das erklärte, warum er ihn nicht bereits getötet, nur gequält, ihm Sara weggenommen, den Plan mit der Baronie vereitelt und um ein Vermögen erleichtert hatte. Mehr und mehr war ihm zu Bewußtsein gekommen, daß der Tod des Feindes nie die seelischen Wunden heilen könnte, die Weldon ihm, dem unschuldigen zehnjährigen Jungen, geschlagen hatte. Nur Sara und ihre Liebe vermochten, ihm inneren Frieden zu schenken.
    Sein rachsüchtiges Gebaren der letzten Monate konnte er nicht mehr rückgängig machen, doch dafür sorgen, daß Sara keinen neuen Anlaß hatte, ihn von sich zu weisen. Er hoffte inständig, daß seine Einsicht und sein zukünftiges Verhalten Sara bewegen würden, ihm noch eine Chance zu geben.
    Und deshalb kam er zu dem Entschluß, Weldon der englischen Gerichtsbarkeit auszuliefern.
    Erleichtert, mit sich im reinen zu sein, lenkte er den Grauschimmel nach Sulgrave zurück und suchte umgehend Benjamin Slade in dessen Räumen auf. „Ich möchte, daß Sie unverzüglich alles unwiderlegbare Beweismaterial gegen Weldon in einem Dossier für die Justiz zusammenstellen“, sagte er, ohne den Anwalt zu begrüßen.
    Überrascht stand Benjamin vom Schreibsekretär auf und fragte verblüfft: „Haben Sie sich entschieden, Weldon vor Gericht zu bringen?“
    „Ja. Ich will auch, daß Sie die gegen die L & S eingeleiteten Klagen zurückziehen. Ich nehme an, Weldon wird bald gezwungen sein, den Vorstandsvorsitz niederzulegen.“
    „Das denke ich auch“, stimmte Benjamin zu und schaute Prinz Balagrini nachdenklich an. „Was haben Sie mit der L & S vor? Mit einem neuen Aufsichtsrat und einer Kapitalaufstockung könnte sie gute Gewinne abwerfen. Da Sie die Aktienmehrheit haben, könnten Sie der Präsident der Firma werden.“
    „Nein, danke“, lehnte Michael den Vorschlag lächelnd ab.
    „Lassen Sie sich jemanden einfallen, der die für einen derartigen Posten nötigen Kenntnisse und Erfahrungen hat. Ich bin sicher, Sie werden einen geeigneten Kandidaten finden.“
    „Sie können sich nicht vorstellen, Sir, wie zufrieden Ihre Entscheidung mich stimmt“, warf Benjamin Slade ein. „Ich helfe Ihnen lieber, Geld zu machen, statt es zu verlieren.“ „Morgen früh reise ich für einige Tage nach London“, fuhr Michael fort, ohne auf die Bemerkung des Anwaltes einzugehen. „Ich möchte, daß Sie ebenfalls zurückkehren, zumindest so lange, bis Weldon verhaftet worden ist.“
    „Gut“, stimmte Benjamin zu. „Das friedliche Landleben war ohnehin nie so recht meine Sache. „Reist Lord Alastair mit uns?“
    „Nein. Bis er genesen ist, wird man sich hier um ihn kümmern. Natürlich werde ich ihm sagen, daß ich eine Weile in der Stadt sein werde. Glauben Sie mir, wenn er den Grund erfahrt, wird er mir viel Glück wünschen.“

29. KAPITEL
    Der Weg zum Büro führte an Haddonfield House vorbei, und zu seinem großen Erstaunen sah Charles schon von weitem eine Berline vor dem Portal halten, die soeben entladen wurde. Rasch lehnte er sich in die Polster der Karosse zurück, schob den Fenstervorhang ein Stückchen beiseite und lugte neugierig durch den Spalt.
    Sara stand auf dem Bürgersteig, und sofort hatte Charles den Eindruck, sie wäre zu einem längeren Besuch eingetroffen. Im gleichen Moment drehte die zierliche Frau neben Sara sich um, und Charles meinte, den Augen nicht trauen zu können. Das war doch Jennifer! Er beugte sich vor, konnte sie jedoch nicht mehr sehen, da seine Kutsche zu schnell am Haus vorbeigefahren war.
    Nachdenklich machte er es sich wieder bequem, schlug ein Bein über das andere und überlegte, wie es möglich war, daß er das Mädchen nach so langer Zeit plötzlich mit Sara gesehen hatte. Unversehens fiel ihm ein Umstand auf, den er bislang nie berücksichtigt hatte. Jennifer war zwei oder drei Tage nach Connerys Besuch in Mrs. Bancrofts Etablissement verschwunden. Hatte Connery ihr bei der Flucht geholfen? Denkbar war es. Vielleicht hatte er sich in die kleine Schlampe verliebt und sie zu seiner Mätresse gemacht. Sollte diese Vermutung stimmen, war es nicht verwunderlich, daß er

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