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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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den Fächer so mit der Rechten halte, will ich damit ausdrücken, daß Sie zu viel voraussetzen.“
    „Man sollte stets nach allem streben“, erwiderte Mikahl spröde, zog Sara sacht an sich und streichelte ihr zärtlich die entblößten Schultern.
    Unversehens hatte sie das erregende Bedürfnis, sich treiben zu lassen, alles zu vergessen, was Sitte und Anstand geboten, und sich diesem Mann zu schenken, der es verstand, ein solches Feuer der Leidenschaft in ihr zu entfachen. Diesmal behielt die Stimme der Vernunft jedoch die Oberhand. Den aufgeklappten Fächer rasch vor das Gesicht hebend, wedelte sie ihn heftig hin und her und murmelte beklommen: „Und damit will ich sagen, daß ich verlobt bin!“
    „Das weiß ich und bedauere es. Lieben Sie Sir Charles, Lady Sara?“
    Die Frage brachte sie in Verlegenheit. Sie senkte den Blick und antwortete ausweichend: „Dreht man den Fächer in der Rechten, soll damit bekundet werden, daß man einen anderen liebt.“ Sie konnte sich jedoch nicht überwinden, die Worte durch die entsprechende Geste zu illustrieren, nahm den Brise rasch in die anderen Hand, wirbelte ihn am Bändchen herum und murmelte: „Und so lasse ich erkennen, daß ich keine Gesellschaft wünsche.“
    „Wollen Sie mich wirklich fortschicken?“ fragte Mikahl zweifelnd.
    Unsicher rang sie mit sich, was sie antworten sollte. Nachdenklich schaute sie ihn an und flüsterte schließlich, den Fächer auf die linke Wange legend: „Nein, ich möchte nicht, daß Sie gehen. Wenn ich die Hand jedoch so wie jetzt sinken und den Brise neben mir baumeln lasse, tue ich Ihnen dar, daß wir nur gute Freunde und nicht mehr sein können.“
    „Aber wenigstens das sind wir, oder gebe ich mich falschen Hoffnungen hin?“
    Vielleicht war es gefährlich, allzu engen Umgang mit dem Prinzen zu pflegen. Aber ihm konnte sie nicht verargen, daß sie so viel für ihn empfand. Den Fächer an die rechte Wange führend, nickte sie und sagte: „Ja, wir können Freunde sein.“ „Gut. Möchten Sie vielleicht noch einmal tanzen, Madam?
    Diesmal im Ballsaal?“
    „Gern“, willigte sie ein, nahm den dargebotenen Arm und kehrte ins Haus zurück. Geblendet vom strahlenden Licht der Kronleuchter, schloß sie einen Moment die Augen, und dann fiel ihr Blick auf ihren Verlobten. Er stand am anderen Ende des Raumes, schaute zu ihr und Seiner Hoheit herüber und runzelte unwirsch die Stirn. Eigenartigerweise berührte es sie nicht, daß Charles offenbar ungehalten war, sie in Begleitung des Prinzen zu sehen. Sie ließ sich von Prinz Balagrini für einen Walzer auf das Parkett führen und tanzte unbeschwert und sehr gelöst.
    Nachdem die Musik verklungen war, sagte Mikahl lächelnd: „Nun werden Sie keine ruhige Minute mehr haben, Madam. Jeder Gentleman wird Sie um die Gunst eines Tanzes bitten. Sehen Sie, der erste kommt schon.“
    „Du gestattest, Mikahl?“ wandte Lord Alastair Carlisle sich an den Freund. „Diesen Ländler würde ich gern mit meiner Cousine tanzen.“
    Prinz Balagrini verneigte sich formvollendet vor Lady Sara und verließ das Parkett.
    „Warum hast du Mikahl erlaubt, mit dir zu tanzen, und mir nicht?“ fragte Alastair verwundert, während er Sara in die Arme nahm und schwungvoll drehte.
    „Er hat mir keine Zeit gelassen, ihm die Bitte abzuschlagen. Und als ich tanzte, merkte ich, daß es mir großes Vergnügen machte. Außerdem hat er mich dazu bewogen, wieder zu reiten.“
    „Wie ist ihm denn das gelungen?“ Alastair wußte, besser denn jeder andere, wieviel Überwindung es Sara gekostet haben mußte.
    „Ich kann es dir nicht erklären. Bei Prinz Balagrini ist alles so selbstverständlich, daß man sich irgendwie mitgerissen fühlt.“
    „Magst du ihn?“
    „Ja, sehr“, antwortete Sara leichthin. Aber selbst Alastair konnte und wollte sie nicht eingestehen, wieviel sein Freund ihr bedeutete. „Du hattest recht. Jemanden wie ihn habe ich noch nie kennengelernt.“
    „Wie gut, daß er so einmalig ist“, stimmte Alastair schmunzelnd zu. „Ich glaube, die Damen sähen sich vor großen Pro-blemen, gäbe es hier noch mehr Männer seines Schlages!“ Alastair war ein guter Tänzer, und Sara fühlte sich bei ihm so sicher wie mit Prinz Balagrini. Das war nicht bei jedem der Kavaliere der Fall, die sie anschließend aufforderten, doch sie ließ keinen Tanz aus und war ziemlich erschöpft, als Charles sie im Morgengrauen zum Haddonfield House brachte. Ermattet, aber glücklich, lehnte sie den Kopf an das

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