Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
belauert“, antwortete Seine Hoheit. „Schließlich hätte ich ihn töten können, habe es jedoch nicht über das Herz gebracht. Es wäre eine Sünde gewesen, ein so schönes Tier zu morden. Erzählen Sie das aber bitte niemandem“, fügte Mikahl amüsiert hinzu. „Ich glaube, von Potentaten, die aus der asiatischen Wildnis kommen, erwartet man nicht, daß sie so sentimental sind.“
    „Sie, Sir, mögen vieles sein“, entgegnete Lady Sara nachdenklich, „ein unkultivierter Wilder sind Sie jedoch nicht. Sie kennen die Spielregeln der Zivilisation, auch wenn Sie gelegentlich geruhen, sie nicht zu befolgen.“
    „Sie nehmen sich, wie immer, kein Blatt vor den Mund, Madam. Würden Sie mir die Ehre des nächsten Tanzes erweisen?“
    „Nein.“ Lady Sara senkte den Blick. „Ich tanze nicht.“ „Wollen Sie nicht, oder können Sie nicht?“
    „Ich möchte nicht“, antwortete sie knapp, bedauerte sogleich den barschen Ton und schaute den Prinzen entschuldigend an. „Mir ist es lieber“, sagte sie leise, „kein Mitleid bei den Leuten zu erwecken, die wissen, daß ich früher nicht so ungeschickt war.“
    „Wenn dem so ist, sind Sie für mich die ideale Partnerin“, meinte Mikahl schmunzelnd. „Ich hatte zwar Unterricht in europäischen Tänzen, habe meine Kenntnisse indes nie in der Öffentlichkeit angewandt. Kommen Sie, lassen Sie uns ausprobieren, wer von uns beiden unbeholfener ist!“
    Ehe Sara wußte, wie ihr geschah, hatte er ihr den rechten Arm um die Taille gelegt, ergriff sie bei der Hand und begann, zu den rauschenden Klängen eines Walzers zu tanzen. Sie folgte seiner Führung und sagte gutmütig: „Ich glaube, es gibt nichts, wovor Sie zurückschrecken, Sir!“
    „Frisch gewagt, ist halb gewonnen!“ erwiderte Mikahl lächelnd. „Aber im allgemeinen ziehe ich es vor, alles so zu planen, daß ich am Erfolg eines Unternehmens keinen Zweifel haben muß.“
    Sara merkte, daß er die Schritte gut beherrschte und nur gelegentlich leicht aus dem Takt geriet. Sie hingegen war verkrampft, ängstigte sich vor jeder Drehung und befürchtete, irgendwann das Gleichgewicht zu verlieren. Nur einen Herzschlag später bewahrheitete sich die Besorgnis. Sie stolperte, knickte auf dem schwächeren rechten Bein ein und wäre gewiß gestürzt, hätte Seine Hoheit sie nicht mit starker Hand gehalten und mit sich gezogen.
    „Sehen Sie, Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden!“ äußerte er lächelnd, ohne im Tanz innezuhalten.
    Sara entspannte sich und genoß es, zur beschwingten Musik dahinzuschweben, ohne auf die Füße achten zu müssen. Nachdem Prinz Balagrini sie schon von der Angst vor Pferden befreit hatte, nahm er ihr jetzt die Furcht, sich beim Tanzen lächerlich zu machen. Nun bereute sie es, daß sie viel zu lange den Stolz in den Vordergrund gestellt und auf etwas verzichtet hatte, das solches Vergnügen bereitete.
    „Sie haben mich in die Irre geleitet, Madam“, äußerte der Prinz in scherzhaft strafendem Ton. „Sie haben behauptet, ungeschickt zu sein, obgleich Sie so graziös wie jede andere Dame tanzen.“
    „Und Sie haben Ihr Licht unter den Scheffel gestellt“, stellte sie trocken fest. „Sie sind ein exzellenter Schüler gewesen und müssen sich nicht scheuen, vor aller Leute Augen zu tanzen!“
    „Danke für das Kompliment“, erwiderte Seine Hoheit und wirbelte Lady Sara gekonnt im Kreis.
    Unversehens wurde sie sich bewußt, daß ihr nicht nur das verloren geglaubte Vergnügen Freude machte. Sie fand es wundervoll, im Gleichklang mit Prinz Balagrini zu sein, sich ihm anzuvertrauen und von ihm leiten zu lassen. Er zog sie immer näher zu sich heran, statt den korrekten Abstand zu wahren, und sie malte sich aus, wie schön es sein mußte, sich an seine Brust zu schmiegen, seinen Körper zu spüren und mit ihm zusammen Geheimnisse zu entdecken, die ihr bislang verborgen waren. Erneut erkannte sie, daß sie seinem bezwingenden männlichen Fluidum erlag. Dieser Mann konnte ihr gefährlich werden, obgleich er es nicht einmal darauf anlegte.
    Abrupt blieb sie stehen, entzog sich ihm und sagte entschuldigend: „Noch ist es ein wenig anstrengend für mich. Ich möchte mich setzen, um wieder zu Atem kommen.“ Sie schlenderte zur Balustrade, ließ sich auf einer Marmorbank nieder und fächelte sich Luft zu.
    Langsam kam Prinz Balagrini zu ihr, nahm ebenfalls Platz und bemerkte ruhig: „Tanzen und Reiten sind Dinge, auf die Sie in Zukunft nicht mehr verzichten sollten.“
    „Sie

Weitere Kostenlose Bücher