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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Form?“
    „Das ist der interessanteste Punkt der Geschichte“, antwortete Benjamin Slade, lehnte sich bequem zurück und ver-schränkte die Arme vor der Brust. „Was ich Ihnen jetzt sage, wissen nicht viele Leute. Nach einem Feuer, das unerklärlicherweise auf dem Bauernhof ausbrach und ein Menschenleben kostete, hat Crawley die Klage gegen die L & S zurückgezogen. Dann übernahm Sir Charles die Firma, und plötzlich beschieden sich die meisten Landbesitzer mit dem niedrigen Angebot, das der ursprüngliche Verwaltungsrat ihnen gemacht hatte.“
    „Haben Sie den Verdacht, daß der Brand absichtlich gelegt wurde?“ fragte Mikahl stirnrunzelnd. „Glauben Sie, daß die übrigen Grundbesitzer den gleichen Verdacht hegten und sich daher mit dem begnügten, was Weldon ihnen zahlte, nur weil sie vermeiden wollten, daß ihre Höfe in Flammen aufgingen?“ „Ich halte es für sehr wahrscheinlich“, sagte der Anwalt ernst. „Deshalb habe ich mir vorgenommen, in dieser Woche nach Hampshire zu reisen und persönlich mit Crawley zu sprechen. Vielleicht kann ich ihn bewegen, mir Auskunft über den wahren Sachverhalt zu geben.“
    „Ich werde zu ihm fahren“, beschloß Mikahl spontan. „Falls er sein Land noch nicht formell der L & S überschrieben hat, könnte ich versuchen, es ihm abzukaufen. Selbstverständlich muß die Transaktion über eine unsere Investmentfirmen erfolgen, damit Weldon erst dann merkt, wer hinter der Sache steckt, wenn es für ihn längst zu spät ist.“
    „Was haben Sie vor, Sir?“ fragte Benjamin Slade und schaute beunruhigt den Prinzen an.
    „Weldon soll sich einem neuen Prozeß ausgesetzt sehen“, erklärte Mikahl und lächelte boshaft. „Dazu dem Vorwurf, daß sein Unternehmen verkaufsunwillige Bauern mit verbrecherischen Mitteln unter Druck gesetzt hat. Für die Zeitungen wäre diese Nachricht ein gefundenes Fressen. Der Skandal wäre in aller Munde und würde bestimmt zu einer neuerlichen Einstellung der Streckenarbeiten führen.“
    „Aber Sie haben eine nicht unbeträchtliche Summe in die Gesellschaft investiert“, wandte Mr. Slade ein. „Es kostet Sie und andere Kapitalgeber ein Vermögen, wenn Sie die Fortführung der Gleisverlegung unterbrechen.“
    „Das lassen Sie meine Sorge sein“, entgegnete Mikahl kühl. „Gibt es noch etwas, über das wir jetzt sprechen sollten?“
    „Mr. Gillray möchte den Verkauf von Sulgrave Manor schnell zum Abschluß bringen“, antwortete der Anwalt. „Ich nehme an, in der nächsten Woche gehört es Ihnen.“
    „Gut. Und wie sieht es mit einem Stadthaus aus?“
    „In Mayfair in der Park Street wird eins zur Miete angeboten. Es gehört Baron Westhold, der sich ein Jahr lang in Italien und Griechenland aufhalten will. Es ist sehr elegant und bestens für Sie geeignet, hat jedoch seinen Preis. Möchten Sie es sich anschauen?“
    Der Prinz schüttelte den Kopf. „Nein, ich verlasse mich auf Ihr Urteil. Unterzeichnen Sie den Mietvertrag. Ich bin es leid, noch länger im Hotel zu wohnen. Und wie geht es Miss Miller?“
    Ein herzlicher Ausdruck erschien in Benjamin Slades Augen. „Sie würden sie kaum wiedererkennen“, sagte er lächelnd. „Sie hat eine bemerkenswert rasche Auffassungsgabe und macht erstaunliche Fortschritte. Sie hat sogar schon gelernt, sich gewählter auszudrücken.“
    Unvermittelt hatte Mikahl den Eindruck, daß jemand an der Tür lauschte. Ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch hatte ihn aufmerksam gemacht. Er bedeutete dem Anwalt weiterzusprechen, legte die Zigarre in den Aschenbecher und stand leise auf.
    Verwirrt schaute Benjamin dem zur Tür schleichenden Prinzen nach und sagte, ohne die Stimme zu dämpfen: „Ich habe eine Frau aufgespürt, die früher bei einer Countess als Zofe tätig war. Sie heißt Mrs. Gimson und ist willens, Miss Miller in allen Fertigkeiten zu unterweisen, die in einer solcher Position verlangt werden.“
    Prinz Balagrini riß die Tür auf.
    Jane Miller torkelte in das Arbeitszimmer und hatte Mühe, nicht hinzufallen. Entsetzt schrie sie leise auf, drehte sich hastig um und wollte in den Korridor laufen.
    Mikahl hielt sie am Arm fest und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihn anzuschauen. Sie hatte sich äußerlich verändert. Der gewollt kindliche Eindruck war verschwunden. Das schlichte blaue Tageskleid betonte die gut gewachsene Figur, und die blonden Locken waren sorgfältig hochgesteckt. Endlichwirkte sie wie eine gepflegte junge Frau, die gut Benjamin Slades Tochter hätte sein können.

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