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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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rasch begann sie, sich einzuseifen. Ein weiteres Mal bildete sie sich ein, Prinz Balagrinis Hände auf sich zu spüren, und erneut gelang es ihr eine Weile nicht, die sinnlichen Gedanken zu verdrängen. Dann drängte sich ihr jäh die Frage auf, wie sie sich verhalten würde, wenn sie nicht mit Charles verlobt wäre, der Prinz nicht ein nur kurzfristiges Interesse an ihr hätte und vielleicht sogar um ihre Hand anhielte.
    Unversehens stiegen ihr die Tränen in die Augen, und verzweifelt ließ sie ihnen freien Lauf.

10. KAPITEL
    Bei zunehmender Dunkelheit ritt Mikahl, Prinz Balagrini von Kafiristan, zu einem Treffen mit seinem Handlungsbevollmächtigten nach Westminster. Wie schon in der vergangenen Woche kreisten auch jetzt seine Gedanken um Lady Sara St. James. Noch immer begriff er nicht, warum er sich an jenem Nachmittag in Sulgrave Manor so zurückhaltend benommen hatte. Die Leidenschaft für sie hatte ihn beinahe überwältigt, und auch sie war fast bereit gewesen, sich ihrem Verlangen hinzugeben. Ein weiterer Kuß, und sie wäre ihm zu Willen gewesen.
    Immer wieder versuchte er zu ergründen, warum er sich beherrscht und Rücksicht genommen hatte. Möglicherweise deshalb, weil er Alastair das Versprechen gegeben hatte, Lady Sara nicht zu schaden. Vielleicht hatte es auch an dem flehenden Blick gelegen, als sie ihn bat, sie nicht zu bedrängen. So sehr er sie auch begehrte, er hatte sich nicht über ihre Angst hinwegsetzen und sie zu etwas veranlassen können, dessen sie sich später schämen würde. Ständig war er mit sich im Widerstreit der Gefühle. Er mochte Lady Sara, bewunderte ihre Intelligenz, schätzte ihr kluges, abwägendes Wesen und war bezaubert von ihrer sanftmütigen Art. Widerwillig gestand er sich sogar ein, daß ihm ihre Auffassung von Recht und Unrecht Hochachtung abnötigte. Gewiß, solche Prinzipien konnte man leicht haben, wenn man als Mitglied des Hochadels ein unbeschwertes Dasein in Reichtum und umgeben von allen Bequemlichkeiten führte, aber dennoch war Lady Saras Beharren auf moralischen Grundsätzen beeindruckend.
    Es wäre eine Sache des Augenblicks gewesen, Sara zu verführen, und mittlerweile bedauerte Mikahl, daß er es nicht getan hatte. Inzwischen kannte er sie so gut, um zu wissen, daß sie umgehend die Verlobung mit seinem Feind gelöst hätte, wäre sie dem Charme eines anderen erlegen. Weldon hätte seine hochgeborene, reiche Verlobte verloren, und Mikahl eines seiner Ziele erreicht.
    Für Lady Sara wäre es, selbst unter Berücksichtigung des sicheren Skandales, auf Dauer besser gewesen, wenn sie nicht an der Seite des Baronets hätte leben müssen. Natürlich hätte sie dafür in Mikahl den Schuldigen gesehen, sich aber auch ehrlich eingestanden, daß sie mitverantwortlich war. Da sie vernünftig und einsichtig war, hätte sie bestimmt bald aufgehört, sich Vorwürfe zu machen.
    Es war unerläßlich, daß sie die Verlobung mit Weldon löste, und Mikahl ärgerte sich, daß er so großmütig gewesen war. Für seine Nachgiebigkeit würden Lady Sara und er einen hohen Preis zahlen müssen. Da sie sich weigerte, ihn unter vier Augen zu empfangen, war er gezwungen, einen anderen Weg zu finden, um seine Absichten zu erreichen.
    In diesem Zusammenhang spielte er mit einem Gedanken, der keinesfalls anständig war. Aber er war entschlossen, ihn durchzuführen, sollte sich keine bessere Möglichkeit ergeben, den Plan in die Tat umzusetzen.
    Und dann würde er sich gegen Lady Saras flehende Blicke und ihre ängstlichen Bitten verhärten.
    Benjamin Slade rückte die Brille dichter vor die Augen, nahm ein Blatt Papier zur Hand und sagte: „Ihren Anweisungen folgend, Sir, habe ich über Weldon ein Dossier angelegt. Ich hätte nie gedacht, daß jemand sich so viel zuschulden kommen lassen kann! Ich habe es erst geglaubt, als es keinen Zweifel mehr gab.“ Seine Hoheit über die Gläser anschauend, fügte er ernst hinzu: „Ich muß Sie darauf hinweisen, Sir, daß die Unterlagen nicht von gleicher Beweiskraft sind. Einige sind so unwiderlegbar, daß sie vor jedem britischen Gericht standhalten würden. Andere sind nur zwingende Schlußfolgerungen, die einem Richter nicht genügen würden.“

„Ich verstehe“, erwiderte Prinz Balagrini, lehnte sich im Sessel zurück und schlug ein Bein über das andere. „Es ist nicht notwendig und mit Sicherheit auch unmöglich, einen Nachweis für alle Verbrechen zu liefern, die Weldon begangen hat. Ich möchte nur, daß wir genügend Material

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