Liebe und Vergeltung
danach, seine Finger auf der Haut zu fühlen, wie am Abend zuvor. Und jäh wurde sie sich durch seine entflammenden Berührungen bewußt, daß eine angenehme Wärme sie durchströmte, ein süßes Behagen, das köstlicher war denn alles, was sie je empfunden hatte.
Getrieben von unbezähmbarem Verlangen schob Mikahl ihr die Röcke über die Knie, strich erregend an ihren Beinen entlang und ließ nach einem Moment die Hand auf dem nur vom dünnen Batist verhüllten Venushügel ruhen.
Ein furchtsamer Laut, in den sich erwartungsvolles Sehnen mischte, kam Sara über die Lippen, und ihr Atem begann zu fliegen, als Prinz Balagrini die Finger mit leichtem, sich mehr und mehr verstärkendem Druck zu bewegen begann. Reize durchfluteten sie, die ihr die Sinne betörten, sie berauschten und in einen wirbelnden Sog verwirrender Empfindungen rissen. Nur flüchtig dachte sie daran, daß sie dem Prinzen hätte Einhalt gebieten sollen, ihm nicht gestatten dürfen, sie zu entblößen, doch willig hob sie sich leicht an und ließ sich das Höschen abstreifen. Alles, was einst ihr Denken und Handeln bestimmt hatte, war nun unmaßgeblich geworden. Es war ihr gleich, ob ihr Verhalten schicklich war oder nicht, und auch die Konsequenzen schreckten sie nicht mehr. Erschrocken spürte sie, wie er sie erkundete, und wehrte sich instinktiv gegen den in sie eindringenden Finger.
„Nicht, Sara“, murmelte Mikahl besänftigend. „Entspanne dich! Auch du bist für die Liebe geschaffen. Laß mich dein Lehrer sein.“
Erneut schloß sie die Augen, schwankend zwischen Lust und Furcht, hörte Kleider rascheln und fühlte unversehens etwas Hartes, Kraftvolles, das sich an ihr rieb. Aufstöhnend spreizte sie die Beine und flüsterte, die Hände ausstreckend: „Halte mich, Mikahl! Halt mich ganz fest!“
Er schlang die Arme um sie, legte sich auf sie und raunte ihr zwischen feurigen Küssen beschwichtigende Worte zu. Langsam, äußerst behutsam, drang er in sie ein und spürte, daß sie sich ihm hinzugeben bereit war. Unversehens fühlte er Widerstand, war aber nicht mehr fähig, sich länger zu mäßigen.
Entsetzt schlug Sara die Lider auf und schüttelte angstvoll den Kopf. Sie wollte aufschreien, ihm sagen, er sollte innehalten, doch sie brachte keinen Ton heraus. Verzweifelt stemmte sie sich gegen Mikahls Arme und fühlte sich dennoch ohnmächtig seiner besitzergreifenden Leidenschaft preisgegeben. Ein scharfer Stich durchzuckte sie, und gequält preßte sie die Lippen zusammen.
„Es tut mir leid, Sara“, flüsterte Mikahl betroffen. „Ich wollte dir nicht weh tun. Aber es ließ sich nicht vermeiden.“ Unter Aufbietung aller Willenskraft hielt er sich zurück, bis er glaubte, Sara habe sich an ihn gewöhnt. Doch es war ihm nur sekundenlang möglich, sich zu beherrschen. Dann überkam ihn die unbezwingbare Lust, und er drang tief und fordernd in Sara ein.
„Nein!“ murmelte sie halberstickt und versuchte verstört, sich zur Seite zu drehen.
Eine leise innere Stimme mahnte ihn aufzuhören, ihren Widerstand zu akzeptieren. Aber trunken vom Taumel der Sinne verdrängte er jeden Gedanken an Rücksichtnahme und fühlte sich durch Saras Aufbegehren nur noch mehr stimuliert. Sich der unbändigen Begierde ergebend, besaß er Sara mit hemmungsloser Glut und begriff erst im Moment der Erschöpfung, daß sein hitziges, selbstsüchtiges Verhalten sie ihm innerlich entfremdet haben mußte. Statt sie zartfühlend und mit Bedacht in die Liebe einzuweihen, hatte er sich wie ein unerfahrener, verständnisloser Jüngling benommen, der von den ersten Aufwallungen seiner Triebe mitgerissen wurde.
„Entschuldige, Sara“, murmelte er betroffen, ließ sich zur Seite sinken und schmiegte das Gesicht an ihre Wange. „Ich hätte nicht so selbstsüchtig sein dürfen.“
Sie antwortete nicht, lag nach Atem ringend neben ihm und wandte nach einem Moment den Kopf ab.
Mikahl ärgerte sich, daß er so die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Gewiß, er hatte seit langem keine Frau besessen, war jedoch durch das unstete Leben Enthaltsamkeit gewohnt und hätte auch jetzt und ganz besonders bei Sara die Disziplin wahren müssen. Es gab keine Entschuldigung, daß er sich so hatte gehen lassen. Nur weil er meist sehr besonnen gewesen war, hatte er erreicht, was er vollbringen wollte. Nicht umsonst hatte er es sich zur Maxime gemacht, die Gefühle im Zaum zu halten und nicht zum Sklaven seiner Leidenschaften zu werden. Es verbitterte ihn, erkennen zu
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