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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Schwachpunkte.«
    »Was für einen Schwachpunkt?«
    Er schaut sich um, als hätte er Angst, belauscht zu werden, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wer außer uns vieren in der Nähe sein sollte. Dann sagt er mit gesenkter Stimme: »Ich habe gehört, dass es eine Sache gibt, die einen Dämonenhund aufhalten kann.«
    Ich erinnere mich an das, was Edmund sagte, bevor wir den Fluss überquerten: Und wenn sie das sind, wofür ich sie halte, sollten wir uns das tiefste Wasser herbeiwünschen, das wir uns vorstellen können.
    Ich schaue ihm in die Augen, während ich langsam begreife. »Wasser. Sie haben Angst vor Wasser.«
    Er nickt. »Richtig. Nun, das glaube ich jedenfalls, obwohl ich nicht weiß, ob ›Angst haben‹ der richtige Ausdruck ist. Ich glaube nicht, dass die Hunde vor irgendetwas Angst haben. Aber man behauptet, dass tiefes, schnell fließendes Wasser sie aufhält. Es ist der Tod, den sie am meisten fürchten, und ich habe gehört, dass sie angesichts einer reißenden Strömung eher umkehren, als die Jagd fortsetzen.«
    Tod durch Ertrinken , denke ich, ehe mir noch etwas einfällt.
    »Aber können sie nicht ihre Gestalt ändern, in … sagen wir einen Fisch oder einen Vogel oder irgendetwas, das besser mit dem Element Wasser zurechtkommt? Zumindest so lange, bis sie außer Gefahr sind.« Es war Madame Berrier, die mich in New York davon in Kenntnis setzte, dass die Seelen die Fähigkeit besitzen, ihre Gestalt zu verändern. Seitdem betrachte ich jedes menschliche Wesen – und erst recht eine Ansammlung von Menschen – mit ganz anderen Augen.
    Edmund schüttelt den Kopf. »Anders als die Seelen, die ihre Gestalt verändern können, leben und sterben die Höllenhunde in dieser einen Gestalt. Sie opfern sich mit Freuden, denn in Samaels Armee gibt es nur eine Gruppe, in die aufgenommen zu werden noch begehrenswerter ist als die Zugehörigkeit zu den Höllenhunden.«
    »Und die wäre?«
    Edmund greift in seine Westentasche und zieht einen verschrumpelten Apfel hervor, den er dem großen grauen Pferd anbietet. »Samaels Leibwache, ein handverlesenes Kontingent an Seelen in der wirklichen Welt. Die Hunde bewachen lediglich diesen schmalen Streifen Zwischenwelt auf dem Weg nach Altus, während die Leibwächter sich frei unter uns Menschen bewegen und nach Belieben ihre Gestalt verändern können, um Samaels Befehl in dieser Welt auszuführen. Obwohl man sich vor allen verlorenen Seelen in Acht nehmen sollte, die sich in Menschengestalt zeigen, muss man die Leibwächter am meisten fürchten. Sie werden besonders wegen ihrer Tücke und ihrer Hinterlist ausgewählt.«
    »Aber wie kann man sie erkennen? Ich misstraue ja bereits jedem Fremden, selbst den Tieren, aus Angst, dass es sich um eine verlorene Seele handelt. Ich kann unmöglich noch vorsichtiger sein!« Diese neue Bedrohung raubt mir schier den Atem.
    »Sie haben ein Mal. Eins, das immer sichtbar ist, wenn sie in Menschengestalt auftreten.« Er schaut zu Boden, weicht meinem Blick aus.
    »Was ist das für ein Zeichen?«
    Er deutet vage in Richtung meines Handgelenks, das von meinem Jackenärmel bedeckt wird. »Eine Schlange, wie bei Ihnen. Um den Hals.«
    Wir stehen in der Dunkelheit, jeder in seine Gedanken versunken. Ich habe aufgehört, das Pferd zu bürsten, und es schnaubt mir in die Hand, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich streichle ihm über die Nase und versuche, das schreckenerregende Bild einer besonders grausamen Legion von Seelen mit dem verhassten Mal um den Hals aus meinem Geist zu verbannen.
    »Wie viel Zeit bleibt uns wohl?«, frage ich schließlich. Ich muss erkennen, dass es vor dem Gedanken an die Höllenhunde kein Entrinnen gibt.
    »Wir sind heute ein scharfes Tempo geritten. Ich habe mich bemüht, nicht zu weit vom rechten Weg abzukommen, während ich mich dennoch nach dem am leichtesten zugänglichen Pfad durch den Wald richten musste und gleichzeitig darauf bedacht war, sie abzuschütteln. Und dann war da der Fluss … Es stimmt, er war nicht besonders tief, aber selbst ein solches Gewässer könnte die Hunde einschüchtern. Wir müssen hoffen, dass sie es sich zweimal überlegt haben, ehe sie den Fluss überquerten.«
    Ich versuche, meine Ungeduld zu bezähmen. »Wie lange?«
    Er lässt die Schultern hängen. »Zwei Tage, höchstens. Und vielleicht noch einen dritten, wenn wir morgen genauso schnell vorankommen wie heute – und wenn wir viel, viel Glück haben.«

10
    Bevor wir schlafen gehen, erzähle ich Sonia und Luisa

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