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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Statue, starrt konzentriert in den Wald. Selbst Sonia und Luisa wenden den Blick in diese Richtung.
    Ich beobachte sie und weiß, dass auch sie die Kreaturen spüren können, die sich durch den Wald auf uns zu bewegen. Und diesmal ist es kein Traum.

9
    Aufsitzen, und folgen Sie mir. Jetzt sofort.« Edmund spricht langsam, presst die Worte zwischen den Zähnen hervor. »Und halten Sie nicht an, egal was geschieht, ehe ich es Ihnen sage.«
    Einen Wimpernschlag später sitzt er im Sattel, die Augen fest auf den Wald hinter uns gerichtet, während wir es ihm gleichtun. Wir sind deutlich langsamer in unseren Vorbereitungen zum Aufbruch als Edmund, und wir machen auch mehr Lärm, obwohl ich mich niemals für eine umständliche oder laute Person gehalten habe.
    Als wir bereit sind, wendet Edmund sein Pferd in die Richtung, die wir auch vorher eingeschlagen hatten, und galoppiert sofort los. Unsere Pferde springen vorwärts, ohne dass ein Ansporn oder ein Befehl nötig gewesen wäre. Instinktiv oder durch Gedankenübermittlung haben sie erkannt, dass wir keine Zeit zu verlieren haben.
    Wie der Blitz jagen wir durch den Wald. Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung wir reiten oder ob wir immer noch unserem Kurs folgen, aber Edmund zögert kein einziges Mal, während er uns führt. Es ist schwer zu sagen, ob er nun sicher ist, welchen Weg wir nehmen müssen, oder ob er so viel Angst vor dem Ding hinter uns hat, dass es ihm egal ist, ob wir in die richtige Richtung reiten.
    Wir reiten so schnell, dass ich mich dicht über Sargents Hals beugen muss. Trotzdem verfangen sich immer wieder Zweige in meinen Haaren und schlagen mir gegen die Haut. Ich nehme alles mit einer Art distanzierter Beobachtung wahr. Ich weiß, dass ich durch den Wald gejagt werde, mit nichts anderem zu meinem Schutz als Pfeil und Bogen und dem Dolch meiner Mutter. Vermutlich reite ich um mein Leben. Aber aus irgendeinem Grund kann ich die Angst, die direkt unter meiner Haut lauert, nicht fühlen.
    Ich höre den Fluss, noch bevor ich ihn sehe. Es ist ein Klang, den ich niemals vergessen werde. Als er endlich in Sicht kommt, registriere ich dankbar, dass Edmund sein Pferd zügelt und unsere ganze Gesellschaft am Ufer zum Halten bringt.
    Er starrt ans andere Ufer und ich lenke mein Pferd neben ihn, folge seinem Blick mit meinen Augen.
    »Was denken Sie, Edmund? Werden wir den Fluss überqueren können?«, frage ich.
    Sein Brustkorb hebt und senkt sich rasch – das einzige Anzeichen für die Anstrengung, die auch er spürt. »Ich glaube schon.«
    »Wirklich?« Meine Stimme klingt lauter und schriller als beabsichtigt.
    Er zuckt mit den Schultern. »Ich kann es nicht garantieren, ich glaube jedoch, wir können es schaffen. Aber es ist wirklich schade.«
    Er spricht in Rätseln, und ich habe das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges entgangen ist. »Was ist schade?«
    »Dass der Fluss nicht tiefer ist.«
    Ich blinzle ungläubig. »Ja, aber wenn er zu tief wäre, könnten wir ihn doch erst recht nicht überqueren.«
    »Aber wir würden es trotzdem versuchen.« Er nimmt die Zügel auf und macht sich bereit, sein Pferd in den Fluss zu treiben. »Und wenn wir Schwierigkeiten beim Überqueren hätten, würde das auch auf unsere Verfolger zutreffen. Und wenn sie sind, wofür ich sie halte, sollten wir uns das tiefste Wasser herbeiwünschen, das wir uns vorstellen können.«
    Den Fluss zu überqueren, ist nicht so schwierig, wie ich dachte. Ich erlebe einen angstvollen Moment, als wir die tiefste Stelle erreichen und mir das Wasser fast bis zu den Knien reicht, aber Sargent stapft beinahe mühelos gegen die Strömung an.
    Ich bekomme keine Gelegenheit mehr, mit Edmund über unsere Verfolger zu sprechen. Nachdem wir das andere Flussufer erreicht haben, reiten wir den ganzen Tag in scharfem Tempo weiter. Wir machen keine Rast mehr, weder um zu essen, noch um zu trinken, bis die Sonne so weit hinter den Horizont gesunken ist, dass wir kaum mehr etwas sehen können. Es ist deutlich zu erkennen, dass Edmund gerne weiterreiten würde, aber er zügelt ohne ein Wort sein Pferd. Die Sicherheit unserer Gesellschaft steht an erster Stelle. Wir würden uns keinen Gefallen tun, indem wir einen Sturz in der Nacht und eine Verletzung riskieren.
    Gemeinsam bereiten wir das Essen zu, versorgen die Pferde und stellen die Zelte auf. Zum ersten Mal helfen auch Sonia und Luisa mit, und ich frage mich, ob ihre Nerven vor Angst ebenfalls bis zum Zerreißen angespannt sind, wie meine. Ich gehe

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