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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Kopf, obwohl ich eine Art Erkennen spüre. Etwas in dem tiefen Morast meines unendlich müden Geistes kämpft sich an die Oberfläche. »Ich habe erst kürzlich herausgefunden, dass mein Vater zu den Grigori gehörte. Ich hatte noch keine Gelegenheit, Fragen über seine Herkunft zu stellen.«
    Dimitri bleibt stehen und hält meine Hand fest, sodass auch ich stehen bleiben muss. »Er war ein sehr mächtiges Mitglied der Grigori, genauso wie deine Mutter eine sehr mächtige Schwester war, Lia. Du stammst ebenfalls aus einer langen Reihe von Verbindungen zwischen Grigori und Schwestern ab. Das ist der Grund, warum du so stark bist.«
    Ich seufze und gehe weiter, diesmal so schnell, dass er Mühe hat, mit mir Schritt zu halten. Ich will das alles nicht wissen, obwohl ich der Erkenntnis nicht mehr entrinnen kann. Den Grund für dieses Gefühl kann ich nicht benennen.
    »Lia … Was ist los? Das ist nichts … Das ist nichts, was dich beunruhigen sollte. Du hast von allen Schwestern die größten Chancen, der Prophezeiung ein Ende zu bereiten, gerade wegen deiner Herkunft. Das ist der Grund, warum auch deine Großtante Abigail so mächtig war, und deine Mutter ebenfalls.«
    Ich nicke. »Ja. Aber das bedeutet auch, dass Alice vermutlich mächtiger ist, als ich geglaubt habe, und ich habe sie schon immer für die Stärkere von uns gehalten. Außerdem …«
    »Ja?«
    Ich fühle seinen Blick, weiche ihm aber zunächst aus. Ich gehe weiter und versuche, die Traurigkeit, die mich überfallen hat, in Worte zu fassen. »Außerdem fange ich an zu begreifen, dass ich meinen Vater nie wirklich gekannt habe. Dass er ein sehr einsamer Mensch gewesen sein muss und dass er wohl das Gefühl hatte, seine Sorgen vor mir geheim halten zu müssen.«
    »Er hat dich beschützen wollen, Lia. Das ist alles. Die Grigori sind verpflichtet, die Schwesternschaft zu behüten. Ihrem Schutz gilt unser ganzes Bestreben.«
    Ich nicke bloß. Nicke und gehe weiter.
    Von da an schweigen wir meistens, aber Dimitri weicht mir nicht von der Seite. Wir gehen die ganze Nacht hindurch, mal still, mal kurze, gemurmelte Worte wechselnd, immer im Kreis um das Lager herum, bis der Himmel sein nachtschwarzes Antlitz sanft erhellt. Ein Hauch von Morgenröte färbt die Stämme der Bäume rosa. Wir gehen, bis es wieder Zeit ist, in den Sattel zu steigen.
    *
    Nach einem einstündigen Ritt kann ich plötzlich das Meer riechen. Das Wissen um seine Nähe gibt mir neue Kraft, gegen die heimtückische Verlockung des Schlafes anzukämpfen. Allerdings habe ich meine Würde abgelegt und es aufgegeben, aufrecht im Sattel sitzen zu wollen. Ich hänge schlaff an Dimitris Brust. Ich weiß nicht einmal mehr, ob Sonia noch Interesse an mir hat. Ich habe schon längst aufgehört, meine Kraft mit der Beobachtung – oder Missachtung – ihrer Person zu vergeuden. Im Augenblick gibt sie Ruhe und dafür bin ich dankbar.
    Der Wald zieht in einem verschwommenen Schemen an mir vorbei, und jeder einzelne Moment ist erfüllt von dem Verlangen, die Augen schließen zu dürfen. Schlafen, schlafen, nichts als schlafen. Aber der scharfe Geruch des Ozeans lässt mich hoffen, dass das Ende meiner Qualen nah ist.
    Der Wald lichtet sich ein wenig. Die Bäume wachsen weniger dicht und stehen schließlich so weit auseinander, dass man nicht mehr den Eindruck hat, überhaupt in einem Wald zu sein. Und dann, endlich, erreichen wir den Strand.
    Die Pferde bleiben stehen. Das Meer erstreckt sich, launisch und grau, bis in die Unendlichkeit. Keiner sagt etwas.
    Luisa steigt als Erste ab, springt mit der ihr üblichen Grazie zu Boden, bückt sich und schnürt ihre Stiefel auf. Sie zieht sie aus, samt den Strümpfen. Dann gräbt sie die nackten Zehen in den Sand und betrachtet sie ausgiebig, ehe sie zu mir aufschaut.
    »Du bist doch wohl nicht zu müde für ein kleines Fußbad im Meer, oder doch, Lia?«
    Es gab einmal eine Zeit, als ihr freches Grinsen ansteckend auf mich gewirkt und ich keine Sekunde verloren hätte, um mit ihr lachend und kreischend ins Wasser zu laufen. Aber nun dringen ihre Worte wie aus weiter Ferne zu mir. Es dauert lange, bis sie mich erreichen, und dann kratzen sie kaum mein Bewusstsein an.
    »Lia?« Dimitris Stimme an meinem Ohr ist rau. Seine Brust drückt hart gegen meinen Rücken. »Du solltest mit Luisa gehen. Das kalte Wasser wird dir guttun.« Es wird plötzlich kühl hinter mir, als er absteigt. Von unten streckt er mir eine Hand entgegen. »Komm.«
    Ich nehme die Hand, ohne

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