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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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will nur die Alleinherrschaft über den Tur Abdin und mit eiserner Hand über die Christen herrschen. Er ist kein Freund der Osmanen und meint, die Türken hätten ihre eigenen Pläne gemacht und würden unser Volk übervorteilen.“
    „ Ach, was weiß er denn schon?! Die Osmanen sind nicht nur unsere Freunde sondern unsere Brüder. Sie unterstützen uns und wir unsererseits werden sie bei all ihren Vorhaben unterstützen. Ein Türke hält stets sein Wort.“
    „ Der Krieg wird sich sicherlich auf dieses Gebiet ausbreiten. Gemeinsam mit den Deutschen bilden sie eine zu große und nicht einschätzbare Macht.“
    „ Was wollen sie denn in diesem Gebiet? Hier ist doch nichts, was von Wert wäre für sie. Und ohne unsere Beihilfe werden sie nicht weit kommen.“
    „ Diese neue Regierung, diese Jungtürken, sie sind wirklich nicht einzuschätzen, mein Herr. Ich weiß nur zu gut, wozu junge ungestüme Menschen fähig sind, ob sie es nun bewusst oder unbewusst tun.“
    Der Turban löste sich vom Kopf des Rauchers. Er erhob sich von seiner Sitzhaltung vom Boden. Muhammad sprang sofort auf und stand stramm vor dem Agha wie ein englischer Butler.
    „Ich bitte Euch um Verzeihung, dass ich Euch so spät gestört habe. Ihr seid sehr müde von der Reise. Ruht Euch aus. Bleibt morgen zuhause.“
    Der Wesir verstand die beleidigende Andeutung des Aghas, jedoch verneigte er sich höflich und geleitete seinen Vorgesetzten zur Tür.
    Als der Agha fort war, ballte Muhammad Ali seine rechte Hand zu einer

 
    Faust. Aische kam unverschleiert aus ihrem Zimmer heraus.
    „Warum muss dieser Alte mich so dermaßen beleidigen? Habe ich ihn irgendwie gekränkt? Das Lachen wird ihm vergehen. Ihnen allen!“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Generalmajor Heinz Sturm
     
     
    Seine preußische Uniform wirkte exotisch auf die schüchterne Armenierin. Generalmajor Heinz Sturm fauchte durch seine Nasenlöcher, sein weißer Schnauzbart streckte sich wie eine Schere. Er lehnte sich in den Sessel zurück.
    „Ihr müsst mir helfen, ich bitte Euch. Mein Mann ist kein Rebell, er wurde von unseren Nachbarn dazu gedrängt. Nie habe ich von ihm ein Wort über diese Dinge gehört. Ihr müsst mir glauben, Herr Generalmajor.“
    „ Ach, muss ich das? Ich habe mir schon so Vieles anhören müssen. Die aberwitzigsten Ausreden waren darunter. Wenn es darum geht, seine nackte Haut zu retten, sind Menschen zu Allem fähig. Lügen ist da nur eines von vielen Mitteln.“
    „ Ich bitte Euch, um meines dreijährigen Sohnes Willen. Ihr seid doch auch Christ. Wir müssen zusammenhalten.“
    Er grinste schelmisch.
    Die Tür ging auf, ein junger blonder Mann trat ein. „Entschuldigt, Generalmajor, draußen steht der Jüsbaschi Mustafa Ali Bey, er wünscht, Euch schnellstmöglich zu sprechen.“
    Der alte Deutsche verzog sein Gesicht zu einer ernsten Miene und erhob sich rasch wie ein in flagranti erwischter Soldat.
    „Ich komme.“
    Er eilte hinaus und beachtete die junge Frau nicht.
    Draußen vor dem Militärgebäude stand er, Mustafa Ali, neben ihm sein Ross. Heinz salutierte, Mustafa Ali jedoch seufzte nur ermüdet.
    „ Ihr seht verschwitzt aus, Herr Jüsbaschi. Was ist geschehen?“
    „ Ich bin mit einem kurdischen Oberbefehlshaber in ein christliches Dorf geritten. Sie richteten ihre Waffen auf uns. Der Wesir ist, nehme ich an, inzwischen seinen Verletzungen erlegen.“
    „ Auch wieder ein Aufstand.“
    „ Besonders jetzt im Krieg können wir keinen Aufstand gleich von welcher Volksgruppe gebrauchen.“
    „ Ihr müsst hart durchgreifen, Herr Jüsbaschi. Es sind Wilde, ohne Bildung und Verstand. Sie gleichen den Hereros.“
    Der Generalmajor hatte einige Jahre zuvor unter Generalleutnant Lothar von Trotha in Deutsch-Südwestafrika gedient und sich an der Niederschlagung des Aufstands der Herero und Nama mit eisernem Elan beteiligt. Er stand in Skrupellosigkeit und Brutalität von Throta in nichts nach. Er kam aus Berlin und stammte von einer alten preußischen Adelsfamilie ab. Als Erstgeborener wurde ihm die Pflicht aufgetragen, dem Militär beizutreten. Er war in seiner Kindheit ein begnadeter Klavierspieler. Seine Mutter erfreute er stets mit seiner Musik. Sein Vater war kein Musiker gewesen sondern ein Brigadeführer. Wie bei fast allen deutschen Familien in jener Zeit wurde der junge Heinz vom Vater gezwungen, in seine Fußstapfen zu

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