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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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unendlich große Anzahl und Reserven an Soldaten zu haben. Auch wenn es noch so schlimm aussieht für uns, ich bitte euch, bleibt standhaft! Vertraut auf die Gnade unseres Herrn Jesus Christus!“
    Skandar fiel dem Bischof in die Ansprache: „Warum fliehen wir nicht alle durch den geheimen Tunnel? Es wird zwar schwer, alle Frauen hindurch zu bringen, aber wir können das schaffen!“
    Isa schüttelte den Kopf. „Nein, wir bräuchten Stunden und sogar Tage, um alle durch den Tunnel zu bringen. Und wohin sollten wir dann gehen und Unterschlupf finden? Und sollen wir das Kloster hier unbesetzt zurücklassen? Sie werden es plündern und danach werden sie uns verfolgen, früher oder später finden und uns alle töten.“
    Alle Männer schwiegen und schauten deprimiert drein.
    Skandar lehnte sich zurück an die Wand und schaute perplex aus. „Dann sind wir alle verloren.“
    Isa schüttelte wieder den Kopf. „Was ist mit den Europäern? Die Franzosen werden kommen und uns befreien. Ich bin mir absolut sicher!“
    Philoxenos und Ambrosiani senkten ihre Köpfe. Matthias seufzte nun auch verzweifelt.
    Dann sprach Musa laut. Er hatte hellblaue Augen und hellbraune Haare. „Warum schweigen die Katholiken so? Die Franzosen sind doch die Beschützer aller Katholiken, oder nicht?“
    Der Mönch Gabriel Michel schaute nur resigniert. Dann endlich sprach er: „Brüder, wir möchten keinen Streit. Alles, was ich weiß und was ich euch sagen kann, ist, dass die Franzosen nicht kommen werden. Sie haben zwar uns, die Syrisch-Katholischen, zu ihren Schützlingen erklärt, doch, wie mir scheint, verfolgen sie ihre eigenen Interessen. In Urfa haben sich unsere Brüder über den rechtmäßigen Besitz des Klosters gestritten. Die Franzosen waren zugegen und verstanden sich nicht gut mit den Orthodoxen.“
    Skandar wurde laut. „Alle Klöster wurden von unseren Vätern errichtet und gehören rechtmäßig unserer Kirche, der Syrisch-Orthodoxen! Ihr seid doch nur Verräter!“
    Michel trat zur Seite. Dicht an seiner Seite blieb der protestantische Pfarrer Isa John. Philoxenos stellte sich vor die Geistlichen und schützte sie. Er hob seine Arme. „Brüder, beruhigt euch! Jetzt ist nicht die Zeit, um uns gegenseitig zu bekämpfen! Der Feind steht dort draußen und er wird uns alle töten, ob nun Orthodoxen, Katholiken oder Protestanten.“
    Alle im Raum wurden wieder ruhig und schauten wieder deprimiert drein.
    Dann konnte sich Matthias dazu durchringen, etwas zu sagen: „Auf die Europäer brauchen wir nicht zu hoffen! Sie werden nicht kommen. Es ist richtig, sie verfolgen nur ihre eigenen Interessen und sind nur auf Macht aus. Glaubt ihnen nicht, wenn sie sich als Christen bezeichnen oder sogar als Beschützer aller Christen! Das ist alles nur Schein und Trug! Der König von England nennt sich Defensor Fidei, was ,Verteidiger des Glaubens' bedeutet. Aber hat er jemals wirklich den christlichen Glauben verteidigt?! Als die Franzosen noch einen König hatten, nannten sie ihn ,allerchristlichste Majestät'. War er denn wirklich der König aller Christen gewesen?! Und vom Kaiser des Deutschen Reiches brauche ich nicht anzufangen!“
    Ambrosiani formte seine Lippen zu einem kleinen Lächeln in Richtung Matthias.
    Musa spuckte ohne Speichel vor sich hin. „Verflucht seien die Deutschen! Das sind die größten Verräter!“
    Darauf ermahnte ihn Isa, sich zurückzuhalten. Musa schaute genervt zur Seite.
    Der Abt trat darauf wieder in die Mitte. „Brüder, es bringt nichts, die Wahrheit zu leugnen! Auch wenn wir über den Geheimgang Nachschub an Proviant und Munition erhalten, und auch einige unserer Brüder kommen werden, wir werden all die tausenden Menschen nicht langfristig versorgen können. Wo sollen denn auch all die Essens- und Wasservorräte kommen? Die Jesiden können nicht so viel aufbringen. Ich fürchte, in spätestens einer Woche werden die ersten unserer Schwestern und Brüder den Hungertod erleiden.“
    Juhanun Isa weinte und wischte sich mit seiner rechten Hand die Tränen vom Gesicht. Wieder wurde es ruhig im Raum.
    Dann brach Barsaumo plötzlich das Schweigen. „Wir müssen kämpfen! Lasst uns nicht Haltmachen! Lasst uns sie von der Zitadelle aus beschießen, Tag und Nacht! Lasst uns sie nachts überraschend überfallen! Wenn sie jeden Tag dutzende Männer verlieren, werden wir ihren Willen brechen und sie werden aufgeben.“
    Isa nickte, schüttelte dann aber den Kopf. „Unsere Gewehre taugen zu nichts. Und richtige

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