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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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verneigte sich vor ihm und setzte sich auf die Matte links von ihm hin. Der Agha blieb vor Matthias stehen und schaute ihn lächelnd an. „Er ist es. Tatsächlich!“
    Der Pascha und der Jüsbaschi schauten sich gegenseitig an. Ali grinste, der Jüsbaschi lächelte kurz und verzog dann seine Miene. Er hielt es für lächerlich, was für ein Aufsehen die beiden ehrenwerten Männer um diesen kleingewachsenen Mann machten. Für ihn war er ein Mann wie jeder andere und somit auch ein nicht zu verschonender Feind.
    „ Weißt du noch, wer ich bin?“, fragte Muhammad Matthias.
    Matthias schaute zu ihm auf. Schon als er die vergammelten Fingernägel sah, wusste er, wer der Mann war. Sein Bart war länger geworden und er hatte mehr Falten im Gesicht. Zwei große Falten durchzogen sein Gesicht, wie die Linien der Flüsse Euphrat und Tigris auf einer Landkarte.
    „Ihr seid der Wesir, glaube ich.“
    Der Pascha lachte kurz auf. Muhammad nahm das Lachen des Paschas nicht zur Kenntnis. Mustafa fühlte sich gelangweilt.
    „Richtig! Ich war früher der Wesir. Jetzt bin ich ein Agha. Agha Bilad ist tot. Ich habe seine Stelle eingenommen.“
    Muhammad lächelte immer noch. Er nervte Matthias.
    Auf sarkastische Art verneigte sich Matthias vor ihm. „Ich gratuliere Euch, Eure Hoheit! Möget Ihr ewig leben!“
    Ali verzog seine Miene, Mustafa schaute nun doch noch Matthias an und wandte dann seinen Blick Muhammad zu, gespannt, wie er nun reagieren würde.
    Muhammad schaute erst überrascht, sein Mund blieb immer noch offen, wie bei einem Lächeln, doch er lächelte nicht bewusst.
    Er lachte. „Er ist witzig. Ich sagte doch, er ist etwas Besonderes. Bestimmt ist er noch ziemlich klug.“
    Er schritt in Richtung des Paschas, verneigte sich aber nicht vor ihm. Er setzte sich auf die Matte rechts von ihm.
    Für eine Weile schwiegen sie alle und schauten sich gegenseitig an.
    „Exzellenz, wir sind hier wegen einer wichtigen Angelegenheit.“
    „ Schweigt! Wir wollen ihn reden hören!“
    Ambrosianis Mund blieb offen. Matthias seufzte genervt. Seine Stimme wurde nun kräftiger. „Wo ist mein Bruder? Ich will ihn sehen!“
    „Schon gut. Alles zu seiner Zeit, mein Junge. Ihm geht es gut. Sag uns, ob wir etwas für dich tun können? Bestimmt bist du durstig“, sprach der Agha. Er rief den Wächter vor dem Zelt herbei und befahl ihm, frisches Wasser für die beiden Gefangenen zu holen.
    „ Mein Freund, erzähl uns etwas über dich!“, bat der Pascha Matthias auf höfliche Art.
    „ Bist du verheiratet? Hast du eine Frau?“, fragte ihn der Agha mit einem Grinsen im Gesicht.
    Ihre Art wirkte merkwürdig auf Matthias. Sie zeigten ein so großes Interesse an seiner Person. Das hatte er nur selten erlebt.
    Ambrosiani schaute deprimiert drein. „Es ist alles meine Schuld! Vergebt mir bitte. Ich war es, der in der Gegenwart des Paschas bemerkte, dass er, der vorgeführte aramäische Gefangene, doch Euer Bruder sei. Vergebt mir.“
    Nun verstand Matthias die scheue Art des Italieners der letzten Tage. Gewiss hatte der Priester einen Fehler gemacht, doch letztendlich war nicht er der Feind, sondern jene Männer vor ihm, sie waren die Geiselnehmer seines Bruders und die Mörder seines Volkes.
    „Nein, ich habe keine Frau.“
    Matthias wollte Daniela in Schutz nehmen. Wenn er sie erwähnt hätte, befürchtete er, hätten diese Barbaren wohl die Absicht gehabt, ihr Leid anzutun. Es war zudem eine Trotzreaktion von ihm.
    „Mach dir keine Gedanken darüber. Du wirst eine Frau von uns bekommen. Du wirst sogar einen ganzen Harem bekommen, wenn du es wünschst“, sagte der Agha mit lauter Stimme und lachte danach. Sogar der Jüsbaschi konnte sich nun ein Lachen nicht verdrücken.
    „ Verbrecher und Barbaren, allesamt!“, schrie der Bischof.
    Ali schaute ihn grimmig an. „Haltet den Mund, Priester!“
    Er hob seine linke Hand, rief einen der Wächter herbei und ließ Ambrosiani abführen.
    „ Gott sieht alles! Der Tag des Jüngsten Gerichts naht!“, sprach Ambrosiani laut, während er vom Söldner weggeschliffen wurde.
    „ Endlich haben wir Ruhe! Dieser Alte hat nur genervt“, sagte der Agha. Ali stimmte ihm zu. Der Jüsbaschi seufzte gelangweilt. „Meine Herren, wir haben einen Krieg zu führen! Wir sind hier doch nicht des Vergnügens wegen!“
    „ Nun macht mal halblang, alter Freund! Dieser Krieg ist doch schon gewonnen. Wir siechen seit Wochen hier in dieser öden Gegend dahin. Da dürfen wir uns doch eine kleine Abwechslung

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