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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Frau trat nah an ihn heran. „Barsaumo. Tatsächlich, du bist es.“
    Er wandte seinen Kopf nach rechts um und schaute die Frau verwirrt an. Dann runzelte er sofort die Stirn. Er erkannte die Frau wieder.
    Währenddessen betrat Matthias wieder ihren Raum. Daniela war inzwischen wach geworden und saß aufrecht. Aus ihren Augen traten immer noch Tränen heraus. Ihre Wangen waren tiefrot.
    Daniela schaute zu ihm und sah sofort das Buch in seinen Händen.
    Er setzte sich zu ihr hin. Nach einer ganzen Weile brach er das Schweigen. Er klappte das Buch auf seinem Schoß auf und blätterte durch. „Dieses Buch habe ich geschrieben. Es handelt von der Geschichte der Welt, von der Geschichte der Aramäer, Griechen und Römer. Ich habe es in Englisch verfasst.“
    Daniela freute sich über das Talent ihres Mannes. Sie küsste ihn auf die rechte Wange. Er lächelte. Stolz blätterte er weiter. „Ich habe beim Studieren der Geschichte der Völker etwas Wichtiges herausgefunden. Ein Volk kann nur überleben, wenn es zusammenhält. Nur solange es zusammenhält, wird es gegen jeden Feind gefeit sein. Die Griechen zum Beispiel haben sich verbündet, als die Perser sie angriffen, und haben sie erfolgreich geschlagen. Aber der Neid aufeinander zwischen den großen Stadtstaaten, so wie Sparta und Athen, war so groß, dass sie sich letztendlich gegenseitig bekriegten  und sich so schwächten, dass sie nie wieder zu einer Großmacht wurden. Rom zum anderen war nur eine Stadt, kein Bündnis aus mehreren Städten Italiens. Das war wohl der Grund, warum sie so lange eine Weltmacht blieben. Bei ihnen gab es zwar auch Bürgerkriege, doch kamen sie immer zur Vernunft. Nach Jahrhunderten erst war der innere Zwist dann doch zu groß geworden und das Reich zerfiel. Und genau das ist das Problem unseres Volkes schon immer gewesen. Sie haben nie wirklich zusammengehalten, weswegen andere Völker sie immer leicht besiegen konnten.“
    Seine Analyse beeindruckte die junge Frau. Sie lächelte sogar und weinte nicht mehr. Schon lange nicht mehr hatte sie einen Mann solche Worte sprechen hören. Sie war stolz auf ihn. Sie küsste ihn noch einmal, danach wieder auf der anderen Wange und danach seinen Mund.
    Währenddessen stand Barsaumo immer noch neben der Frau am Brunnen. Sie hob ihre rechte Hand und deutete der anderen Frau an, sie solle sich entfernen, was jene sofort tat.
    Er erkannte die Frau, sie war Martha aus dem Dorf Charabale, die Frau des Musa. Vor fünf Jahren hatte er eine Affäre mit ihr gehabt. Er drehte sich um. Er bereute alles, was er getan hatte, besonders diese Affäre. Sie war damals schon seit zehn Jahren mit Musa verheiratet gewesen und hatte schon zwei Kinder von ihm gehabt.
    Was fiel dieser Frau ein, ihn an diesem Ort vor den Augen aller anzusprechen, fragte er sich. Sie war verzweifelt und hatte sich wohl nach ihm gesehnt, wie er aus ihrem Gesichtsausdruck herauslesen konnte. Er aber wollte nicht noch einmal diese Sünde begehen. Er hatte schon lange mit seinem früheren Leben abgeschlossen.
    Er hastete nach vorne, direkt auf das Tor zu. Martha schaute hinter ihm her. Sie merkte, er hatte sie zwar schon wiedererkannt, doch wollte er wohl den Kontakt zu ihr meiden.
     
    Barsaumo und Matthias betraten die Sakristei. Sie maß sechs Meter in der Länge, und bot ausreichend Platz für eine Versammlung von 20 Männern.
    Im Raum standen Bischof Philoxenos und Bischof Ambrosiani, der Abt und die beiden Vertreter der aramäischen Katholiken und Protestanten, Isa und seine Neffen, Skandar und einige andere Männer, und Musa aus der Charabale hinten in der Ecke, genau gegenüber von Barsaumo.
    Der Abt stellte sich in die Mitte und sprach in die Runde: „Ich betone noch einmal, alles, was wir hier besprechen, darf nicht zu den Ohren der Anderen hier im Kloster gelangen! Es sei denn, Seine Eminenz gibt euch die Erlaubnis hierfür.“
    Er trat zur Seite und Philoxenos stellte sich in die Mitte und schaute die Männer in der Runde an. Matthias erblickte Ambrosiani. Er freute sich, ihn zu sehen. Bis jetzt hatte er noch nicht mit ihm sprechen können. Es hatte sich ihm noch keine Gelegenheit geboten, den Mann anzusprechen. Ihm erschien es, als wolle der Italiener ihm aus dem Wege gehen und etwas vor ihm verbergen.
    „Brüder, zu unser aller Unglück muss ich euch mitteilen, dass sie die Zisterne im Innenhof vergiftet haben. Nun müssen wir uns auch mit Wasser aus dem Dorf der Jesiden versorgen. Die Moslems vor unseren Toren scheinen eine

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