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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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hatte er die liebevolle Daniela als Frau gekriegt und nun schon sollte sein Leben wieder eine  offensichtlich tragische Wendung nehmen.
    Alle Männer im Raum starrten ihn die ganze Zeit über an.
    „ Ja, ich werde mit ihm gehen. Ich werde mit ihnen reden.“
    Isa seufzte und schwieg nur noch. Philoxenos kam zu Matthias, machte mit seiner rechten Hand ein Kreuzzeichen in der Luft und sprach ein Gebet.
     
    Daniela hielt ihn mit beiden Händen an seinen Schultern fest. „Du wirst nicht gehen! Du bleibst hier!“
    „Er ist mein Bruder! Ich kann ihn nicht in den Händen der Moslems lassen! Außerdem kann ich vielleicht mit ihnen reden und sie ziehen vom Dorf ab.“
    Sie schaute ihn verzweifelt an. Er sah es wieder in ihren Augen und nun war er sich absolut sicher, sie liebte ihn. Es war schon für ihn eine schwierige Entscheidung. Ob er je zurückkommen würde, fragte er sich. Und ob er Daniela je wiedersehen würde. Ihre Liebe wollte er nicht riskieren. Doch es ging in dieser Sache nicht nur um ihn und so traf er diese Entscheidung entgegen dem Willen seines Herzens.
    Sie nahm ihre Hände von ihm, wandte ihr Gesicht von ihm ab und setzte sich auf den Boden. Er betrachtete sie mitleidsvoll. „Es tut mir leid. Bitte, glaub mir! Ich tue das für uns.“
    Sie fragte sich, ob er sie überhaupt liebe. Oder ob sie zu egoistisch sei und ihn gar nicht vor diese Wahl hätte stellen dürfen.
    Er küsste sie auf die Stirn und verließ dann den Raum. Auf seinem Weg zum Tor dachte er die ganze Zeit an sie. Als er den Innenhof betrat und Bischof Ambrosiani vor dem Tor stehen sah, ging er guten Mutes voran. Er war zuversichtlich, er würde gesund wieder zurück in die Arme seiner Frau kommen.
    Der Abt segnete sie und öffnete das Tor.
    Sie schlenderten nebeneinander den Weg hinunter zum Tal in Richtung des Heereslagers der vereinten Streitkräfte der muslimischen Kurden und Türken.
    Der betagte Italiener schien wieder vital geworden zu sein. Seit ihrer ersten Begegnung in der Mutter Gottes-Kirche von Badibe erfreute ihn wieder der Anblick und das Wissen des kleinwüchsigen Aramäers.
    „Welchen meiner Brüder haben sie, Eminenz? Isa, Siwar oder Madschid?“
    Während sie schlenderten, schauten sie die ganze Zeit geradeaus. Sie hielten Ausschau nach den Soldaten der Feinde und waren angespannt, was in dem Moment, wo sie das Lager erreichten, geschehen würde.
    „Nein, seinen Namen habe ich nicht erfahren. Es muss derjenige sein, der mit den anderen Männern bewaffnet in Richtung Iwardo gezogen ist.“
    Matthias überlegte, dann fiel es ihm ein und er nickte. „Dann muss es Madschid sein.“
    Der Bischof zuckte mit den Achseln.
    „ Welche Männer waren noch mitgegangen? Wie viele waren sie? Haben sie sie auch gefangengenommen?“
    „ Sie waren mehr als zehn, glaube ich. Euer Vater war nicht darunter. Einige von ihnen kamen aus dem nächstgelegenen Dorf.“
    Matthias ahnte Böses, daher fragte er nicht weiter.
    Sie kamen an dem zerstörten Schutzwall an. Der Grenzsoldat hob seinen linken Arm, trat zur Seite und sagte, sie sollten jetzt herübertreten. Matthias sprang zuerst über die angehäufte Erde, der Bischof kam nach. Der Soldat führte sie zum Zelt des Paschas. Kein Soldat war zu sehen und es war ruhig.
    Sie folgten dem Soldaten in das Zelt hinein. Direkt neben dem Eingang standen zwei Männer mit Seilen in ihren Händen. Sie ergriffen die beiden Männer und fesselten sie. Der Nuntius wehrte sich mit seinen Armen, der andere Soldat von der Grenze hielt ihn fest. Matthias machte keine Anstalten, er streckte sogar seine Hände vor.
    Der Pascha saß auf einer Matte vor ihnen. Er betrachtete Matthias eingehend. Als die Soldaten mit dem Fesseln der beiden Geiseln fertig waren, befahl ihnen der Pascha, hinauszugehen. Nachdem die Soldaten gegangen waren, verneigte er sich. „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich habe schon viel von Euch gehört. Verzeiht mir, die Fesseln sind nur zur Sicherheit, dass Ihr nicht flieht.“
    „ Wo ist mein Bruder?“
    „ Es geht ihm gut. Macht Euch keine Sorgen um ihn.“
    Ambrosiani schaute die ganze Zeit über den Pascha verächtlich an. Die Fesseln waren ihm ungemütlich. „Exzellenz, ich muss protestieren! Was sie hier tun, verstößt gegen jede zivilisierte Art von Krieg!“
    Der Pascha schaute den Bischof lächelnd an. „Wir sind hier nicht im Krieg. Noch sind wir in Europa, Hochwürden.“
    Der Agha und der Jüsbaschi betraten das Zelt. Der Jüsbaschi ging auf den Pascha zu,

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