Liebe und Völkermord
Barsaumos Namen genannt zu haben.
Musa blieb vor dem Stuhl stehen und starrte ihn an. Er dachte an Barsaumo. Barsaumos Gestalt stand nun vor seinen Augen. Er war zwar
ruhig, doch ein attraktiver Mann, jedenfalls ein Mann, in den sich durchaus seine Frau verliebt gehabt haben könnte, dachte er.
Plötzlich riss er wieder seine Augen auf. Jetzt verstand er alles. Alles verstand er. Er hatte einen Verdacht. Sein Sohn Gabriel war womöglich nicht der seine sondern der von Barsaumo. Sein Gesicht glich dem seinen. Dann war wohl dies der Grund der verschwiegenen Art des Badebojos, dachte er.
Wut keimte in ihm auf. Er schnaubte wieder. Sein Herz raste wieder. All die Jahre hatte seine Frau ihn betrogen. Und sie hatte sogar ein Kind von ihrem Liebhaber.
Er drehte sich wieder zu ihr um. Sie schaute erst lächelnd auf, verzog dann aber sofort ihr Gesicht.
„ Ist Gabriel sein Sohn?“
Sie riss ihre Augen auf vor Angst, wandte dann ihr Gesicht ab. Sie erwiderte ihm nichts.
Er beschimpfte sie. Sie stand auf und rannte in Richtung Tür, doch er war schneller dort als sie und stellte sich vor ihr hin. Mit beiden Händen packte er sie am Hals. „Du bist meine Frau! Du hast geschworen, mir treu zu sein bis zum Tod!“
Er griff fester zu. Sie erstickte beinahe. Sie schnappte nach Luft. Mit ihren Händen versuchte sie, die seinen von ihrem Hals zu ziehen. Doch er war viel zu stark für sie.
„Du bist eidbrüchig geworden!“
Sie schlug mit ihren Händen auf seine Schulter und in sein Gesicht.
„Verräter verdienen den Tod!“
Dann drückte er noch fester zu.
Schließlich atmete sie nicht mehr.
Das Ende
Marjam verschüttete den Tee. Ihre Hand zitterte.
Ihre Schwester kannte sie sehr gut. Wenn ihre Hand zitterte, bedeutete es keine guten Nachrichten.
Die rechte obere Seite ihrer Lippen zuckte. Farida war sich nun ganz sicher, Marjam war nervös und verbarg etwas vor ihr.
„Ich musste heute Morgen an Aische denken. Sie war so hübsch. Sie war noch zu jung zum Sterben.“
Marjam trank aus ihrer Tasse. Farida rührte ihre Tasse vor ihr nicht an. Sie schaute ihre Schwester mit scharfem Blick an. „Jetzt sag mir endlich, ob er erfolgreich gewesen ist!“
Mit zittriger Hand legte Marjam sofort die Tasse zurück vor ihr auf dem Boden. Sie schämte sich, ihrer Schwester in die Augen zu schauen.
Farida seufzte. Sie hob ihre rechte Hand und zeigte auf einen Punkt vorne, als Zeichen ihrer Enttäuschung. „Warum hat er versagt?“
„Schwester, beruhige dich, bitte. Er hat es beim ersten Mal nicht geschafft. Er wird es beim nächsten Mal garantiert schaffen.“
„ Du hast doch behauptet, diese Assassinen seien die Besten! Wie kann es sein, dass er versagt hat?!“
„ Soviel ich erfahren konnte, war es folgendermaßen gewesen. Muhammad schlief in seinem Zelt. Der Assassine hatte sich an die Hinterseite seines Zeltes herangeschlichen und konnte unbemerkt ein Loch in das Zelt schneiden. Er hatte sogar schon die Klinge seines Dolches an seiner Kehle gehabt. Und just in diesem Moment kam jemand in das Zelt und bemerkte ihn, und er musste sofort verschwinden.“
„ Er scheint einen Pack mit dem Teufel zu haben! Und jetzt nach diesem gescheiterten Attentat ist er vorgewarnt und wird seine Wachen verstärken.“
„ Diese Belagerung der Christen wird nicht ewig andauern. Er wird bald zurück nach Mardin kommen. Dann wird sich für uns die Gelegenheit ergeben. Ich meine, für den Assassinen.“
Farida stand auf und blieb aufrecht stehen. Sie atmete tief durch. Marjam saß noch auf der Matte auf dem Boden.
Farida schaute dann auf sie herab und nickte. „Ja, Schwester. Wenn er zurückkommt nach Mardin, wird er endlich tot sein, und meine Seele wird ihren Frieden finden!“
„Ich sehe, es geht euch gut, es fehlt euch an nichts, selbst an diesem unwirtlichen Ort“, sagte Scheich Fathallah mit ironischem Unterton und schaute dabei den Pascha, den Agha und den Jüsbaschi der Reihe nach an.
Sie saßen auf Matten auf dem Boden im Zelt des Paschas. Fathallah saß gegenüber vom Pascha. Der Jüsbaschi saß links vom Pascha und der Agha rechts neben ihm. Vor ihnen lagen Becher, gefüllt mit Tee. In der Mitte lag eine große Blechschüssel mit Pistazien darin.
Die drei Männer waren überrascht über die Einstellung des Scheichs.
„ Ihr seid auch ein Muslim! Die Christen sind die Feinde unseres Glaubens! Wie mir scheint, ist Euch dies nicht klar“, sprach der Jüsbaschi mit
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