Liebe und Völkermord
Gelegenheit, diesen Alptraum zu überleben!“
Neblig wurde es vor den Augen des Bischofs.
Murad schaute den Bischof schockiert an. „Hochwürden, wenn es Euch nicht gut geht, hole ich Euch Hilfe!“
Philoxenos lehnte sich mit dem Rücken an die Wand an, dann legte er die Innenfläche seiner linken Hand vor seine Augen. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Alles ist in Ordnung!“
Der junge Mann schämte sich vor dem charismatischen Priester.
„ Ihr glaubt also wirklich, Scheich Fathallah würde sich für uns einsetzen? Ich kenne ihn leider nicht gut.“
„ Er steht in unserer Schuld. Und er mag uns Aramäer. Er hat uns seit jeher gegen die Moslems unterstützt.“
Philoxenos öffnete seine Augen. Murad stand vor ihm. Er drehte sich im Kreis, dann sah er ihn doppelt und dreifach. Er schloss wieder seine Augen.
Isa und Skandar traten ein. Sie beide waren nun ebenfalls schmal geworden. Beide gingen sie direkt auf den Bischof zu, da sie dachten, er würde im nächsten Moment in Ohnmacht fallen.
Der Bischof aber hob seine rechte Hand. „Mir geht es gut.“
Er bat Murad, den beiden Männern von seinem Vorschlag zu erzählen.
Isa blieb skeptisch, ob der Scheich wirklich auf ihrer Seite stehen würde. „Glaubst du wirklich, er würde seinen Ruf aufs Spiel setzen nur für uns?“
Murad nickte überzeugt. Skandar hörte schweigend zu und schaute die ganze Zeit den jungen Mann an.
Isa ging nachdenklich den Raum auf und ab. Nach einer Weile schaute er Skandar an. „Was hältst du von dem Plan?“
„Wir haben keine andere Wahl. Meiner Meinung nach sollten wir es versuchen.“
„ Wenn jedoch der Plan schief geht, dann könnte es für uns die Vernichtung bedeuten, denn hierdurch geben wir zu, dass wir am Ende unserer Kräfte sind.“
Der schüchterne Murad nickte nur und schaute vor sich hin auf den Boden.
Philoxenos öffnete seine Augen wieder. Er sah wieder vital aus. „Dann machen wir es. Wir schicken Abt Juhanun Isa als Botschafter zu den Moslems.“
„ Ich gehe mit, Sejdna“, sagte Isa noch.
Philoxenos wollte erst Einspruch erheben, dann sagte er doch nichts und nickte nur.
Musa wachte auf. Sein Hemd war nass, auf seiner Stirn schossen etliche Perlen von Schweiß heraus. Er atmete tief ein.
Die Sonne schien in sein Gesicht.
Gabriel stand neben ihm. Musa machte mit seiner linken Hand einen Schatten für seine Augen. Dann streckte er seine rechte Hand zum Kind aus. Er lächelte seinen Sohn an. Der Junge küsste die Hand des Vaters und weinte dann wieder.
„Wo ist deine Mutter?“
„ Sie ist bei den anderen Frauen.“
„ Geh bitte und hol sie hierher.“
Gabriel lief davon.
Musa nahm all seine Kräfte zusammen und setzte sich aufrecht hin. Das Fieber war verschwunden und sein Körper zitterte nicht mehr. Sein Gesicht bekam wieder seine normale Farbe.
Als Gabriel durch den Innenhof lief und die Gänge auf der Suche nach seiner Mutter ablief, fing ihn Skandar auf. Sofort eilte Skandar zu Musa. Er freute sich über seine Genesung. Musa lächelte sogar und dankte dem Mann für sein Mitgefühl.
Die beiden Männer kannten sich nicht gut. Außer dem Willen zu überleben, verband diese beiden Männer nicht viel. Musa fragte sich also verständlicherweise, warum gerade Skandar der erste Mensch war, welcher ihn nach seiner Genesung aufsuchte.
Skandar schaute Musa nur kurz in die Augen. Er konnte es nicht verbergen, irgendetwas wollte er ihm sagen. Doch dann wünschte er ihm einen guten Tag und ging fort. Musa dachte eine Weile lang darüber nach, was Skandar von ihm wollte.
Martha kam herbei. Sie lachte und ging vor ihm auf die Füße. Er lächelte nur. Sie blieb bis zum Abend an seiner Seite.
Am nächsten Tag stand Musa wieder auf den Beinen. Er konnte sogar in die Luft springen. Er hatte all seine Kräfte wiedererlangt.
Sofort suchte er seine Kameraden auf und fand zuerst Skandar im Küchenraum des Klosters vor. In der rechten Ecke neben der Tür saß er auf dem Boden. Im Vergleich zu den anderen Bereichen des Klosters war dieser Raum in diesen Tagen der ruhigste Ort. Hierher kamen nur die nachdenkenden Menschen.
Als Skandar Musa erblickte, schaute er kurz erschrocken auf, lächelte danach aber sofort. Musa war diese seltsame Art seines Kameraden nicht entgangen. Er setzte sich zu ihm hin und sie sprachen über seine Krankheit und seine Genesung.
Dann nach einer halben Stunde schaute Musa Skandar gespannt in die Augen. „Ich weiß, du willst mir etwas Bestimmtes sagen.“
Skandar
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