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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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schaute verlegen zur Seite.
    „Sag es mir einfach!“
    Skandar bewegte seine Augen wie ein Verwirrter. Musa wurde darauf lauter und Skandar gab dann nach und beschloss, es ihm zu sagen. „Ich habe deine Frau mit einem anderen Mann gesehen.“
    Musa schaute ihn fassungslos an. „Wie redest du über meine Frau?!“
    „ Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, wie sie zu ihm in die Kammer gegangen ist.“
    Musa starrte Skandar an. Skandar riskierte keinen weiteren Blick auf Musa. Erstarrt blieb er stehen. Seine Augen blieben die ganze Zeit über weit aufgerissen. Nie im Leben hatte er daran gedacht, seine Frau würde es wagen, ihn mit einem anderen Mann betrügen. Sie war stets so willfährig gewesen und hatte ihm immer wieder ihre Liebe zu ihm versichert.
    Der wütende Ehemann hastete aus der Küche heraus, über den Gang, in den Innenhof. Er suchte sie mit seinen Augen, doch hier unter den vielen Frauen und Männern war sie nicht anwesend. So eilte er über den Hof zur anderen Tür und schritt durch den Gang. Er schaute durch jede Tür in die Räume. Auch dort fand er sie nicht.
    Es gab nur noch einen Ort, wo sie sich aufhalten konnte und das war die Hauptkapelle des Klosters.
    Er hastete wieder über den Hof zum Eingangstor der Kapelle. Er platzte mitten in den Gottesdienst des Bischofs und der Mönche hinein. Die Priester beteten laut.
    Vor ihm drängten sich Frauen mit ihren Kindern vor. Er schaute durch die Reihen. Er konnte zwar nur die Rücken der Frauen sehen, doch war er sich sicher, seine Frau befände sich nicht unter ihnen.
    Er trat aus der Kapelle heraus und gab einen Wutschrei von sich.
    Als er seine Augen wieder öffnete und sich beherrschte, schaute er durch den Hof. Die Kranken lagen schlafend oder keuchend auf dem Boden. Es war die ganze Zeit über sehr laut. Musas Schrei hatte daher kaum jemand vernommen.
    Und dann sah er sie. Sie kam aus der linken Eingangstür des Ganges in den Innenhof. Er ballte seine rechte Hand zu einer Faust und hastete über den Hof in ihre Richtung. Martha war tief in ihren Gedanken versunken. Sie schaute nachdenklich auf den Boden, während sie vorwärts ging. Barsaumo erwiderte einfach nicht ihre Liebe, dachte sie. Er hatte es nie getan. Sie bereute, sich jemals auf ihn eingelassen zu haben. Doch es war für sie immer noch nicht leicht, ihn zu vergessen.
    Dann plötzlich ergriff ein kräftiger Mann ihre linke Hand und riss sie mit sich fort.
    Sie freute sich über die Genesung ihres Mannes, doch schaute sie deprimiert, da sie nicht verstand, was ihn gerade dazu antrieb, so grob zu ihr zu sein. Er hatte sie immer sanft und gut behandelt.
    Er zerrte sie mit sich durch den Gang der rechten Seite. Einige Frauen sahen sie an ihrer Tür vorbeihuschen.
    Der letzte Raum im Gang, auf der linken Seite, war unbesetzt.
    Musa knallte die Tür zu. Martha stand an der Wand gegenüber der Tür. „Was ist mit dir los?“
    Auf der rechten Seite des Raumes stand ein Stuhl aus Holz. Auf der linken Seite lagen in der Ecke ein Stapel voll Holzbecher.
    Er kam langsam auf sie zu. Sein Gesicht war verzogen. Sie fürchtete sich nun vor ihm.
    „Sag mir die Wahrheit! Hast du mich betrogen?“
    Martha atmete schwer. Sie schaute verwirrt drein. „Was? Nein!“
    „Sag mir die Wahrheit! Oder ich bringe dich um!“
    „ Nein! Ich habe dich nie betrogen! Wer behauptet so etwas?“
    Er stand nun direkt vor ihr. Er schnaubte. Seine rechte Hand hatte er wieder zu einer Faust geballt. Er schrie: „Sag endlich die Wahrheit!“
    Sie weinte und heulte dann. Sie fiel auf ihre Knie. Dann warf sie sich vor ihm auf die Füße und beteuerte, sie habe ihn nie betrogen.
    Er befreite sich von ihr mit seinen Händen und atmete tief durch. Sie fiel nach hinten, mit dem Rücken auf die Wand.
    Sie weinte die ganze Zeit.
    Er beruhigte sich. „Ich glaube, ich habe überreagiert. Es tut mir leid. Ich habe erfahren, dass du bei einem Mann warst. Entweder er hat sich geirrt oder mich angelogen, oder du wolltest etwas Anderes von diesem Mann.“
    „Ja, ich bin bei einem Mann gewesen. Er hatte frisches Wasser geholt für uns, um dich zu pflegen. Ihr habt Seite an Seite gekämpft.“
    Musa runzelte die Stirn. Er war sichtlich erleichtert. „Wer war es?“
    „Barsaumo.“
    „ Ah, Barsaumo, der stille junge Mann aus Badibe.“
    „ Ja.“
    Sie hörte auf zu weinen. Ihr Herz bebte immer noch, denn sie war immer noch nicht in ausreichender Entfernung von ihm, und sie war sich nicht sicher, ob es richtig gewesen war,

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