Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
Vom Netzwerk:
rechten Hand seine linke Wange. Er überragte sie um mehr als einen Kopf, trug einen schwarzen Vollbart und sprach mit einer dunklen Stimme, doch sie sah immer noch den kleinen Jungen in ihn.
    „ Also darf Matthias wieder zu uns zurück?“
    Für einen kurzen Moment lächelte Maria noch, ehe sie ihre Miene verzog. „Nein!“
     
    Magdalenas Mund blieb offen, genauso wie sie es immer unbewusst tat, wenn sie ihrer Mutter Sarife beim Bericht unglaublicher Neuigkeiten zuhörte. Sie wälzte sich im Staub des Bodens um. Sie schrie vor Schmerz auf, irgendetwas hatte sie in ihren Nacken gestochen. Johannes ermahnte sie, nicht so laut zu sein, es könne sie womöglich jemand entdecken. Sie war seine Cousine mütterlicherseits. Der Sohn des Bürgermeisters hatte in ihr seine Seelenverwandte entdeckt. Sie trafen sich heimlich hier inmitten der Anhöhe einer der Berge nördlich des Dorfes, zwischen hohen Sträuchern, welche ihre kleinen Körper überschatteten.
    Es war nur ein Stachel eines Gewächs. Er zog es heraus. Sie wurde wieder ruhig. „Ich glaube dir das nicht. Du hast dir das nur erfunden!“
    „ Ich bin es gewesen. Ich habe auf den Wesir geschossen. Du musst mir das glauben. Beinahe hätte ich ihn getötet.“
    „ Nur beinahe.“
    „ Aus dieser Entfernung ist das ein vortrefflicher Schuss gewesen. Man muss bedenken, da waren noch einige Sträucher, die mir die Sicht versperrten.“
    Magdalena schüttelte vor Entsetzen den Kopf. „Bist du wahnsinnig geworden? Dieser Moslem ist brutal. Was hast du dir nur dabei gedacht?“
    Johannes überlegte, ob es denn wirklich von Vorteil war für ihn, mit dieser Tat zu protzen. „Ach, Aziz hat mich dazu angestachelt.“
    „ Aziz?“
    „ Ja, es war ja sein geliebter Onkel Matthias in Gefahr. Er wollte, dass ich ihm unbedingt helfe. Ich gab nach.“
    „ Das hättest du nicht tun sollen!“
    „ Er zieht jetzt durch das Dorf und plündert es. Wäre er doch nur gestorben, verdammt noch mal!“
    „ Der Prophet von diesen Moslems unterstützt sie.“
    „ Muhammad?“
    „ Ja.“
    „ Der lebt doch schon lange nicht mehr. Ich glaube nicht an so etwas.“
    „ Warum sind sie denn sonst so brutal? Nein, er ist da, er treibt sie an.“
    „ Ach, rede nicht solch einen Unsinn! Es gibt keinen Gott. Und wenn ein Mensch tot ist, ist er tot.“
    Sie erhob sich verärgert und stand nun vor ihm wie ein strenger Lehrer vor seinem unbelehrbaren Schüler. Gerade als sie sprechen wollte, tauchte Aziz hinter ihr auf. Johannes lachte, um von dieser für ihn peinlichen Szene abzulenken. „Aziz, wie kommst du denn hierher? Bist du mir etwa aufgelauert?“
    Magdalena verstummte und trat beschämt zur Seite.
    „ Was macht ihr hier, so ganz allein?“
    Das Mädchen dachte daran, wie eine aufgeschreckte Katze wegzurennen. Doch blieb sie immer noch dort stehen und schaute Aziz grimmig an. „Warum hast du Johannes dazu angestachelt, auf diesen Obermoslem zu schießen? Bist du verrückt geworden, Junge?“
    Der kleine Junge verstand erst nicht, woher plötzlich diese Anschuldigung kam. Er wandte seinen strengen Blick Johannes zu. Jener verzog seine Miene.
    „ Was hast du ihr für einen Blödsinn erzählt? Du hast auf ihn geschossen! Ich wollte dich davon abhalten.“
    „ Was lügst du, Junge! Du wolltest, dass ich deinem Onkel helfe, da er sich doch in Lebensgefahr befand. Du hast mir befohlen, ihm den Kopf wegzupusten.“
    „ Du Lügner!“
    Aziz kochte vor Wut und stürzte sich auf Johannes. Doch gegen den um einen Kopf größeren Sohn des Muchtars wirkten seine Fausthiebe wie harmlose Ohrfeigen. Mit nur einem kurzen kraftvollen Ruck stieß er Aziz von sich. Matthias' Neffe fiel zurück mit dem Rücken auf Boden. Sein Rücken tat ihm weh und er blieb eine Weile lang auf dem Boden liegen. Johannes lag immer noch gelassen auf dem Boden zwischen zwei Sträuchern links und rechts von ihm. Er wandte seinen Blick von Aziz ab und bemerkte erst jetzt Magdalenas Abwesenheit. „Sie ist weg.“
    Aziz hielt inne, vergaß für einen Moment seine Schmerzen und schaute auf. „Oh nein, sie wird es Allen im Dorf erzählen, du Idiot. Wir müssen sie aufhalten!“
     
    Von Badibe aus war das Dorf Kafro zu Fuß in vier Stunden zu erreichen. Je nach den Bedingungen konnte ein Reiter schon in nur einer halben Stunde dort ankommen.
    Irgendwo inmitten der Strecke hielt Abdullah sein Pferd an, es galoppierte nicht mehr und trabte nur noch. Meridschan lockerte ihre Arme.
    „Meridschan, was hast du mit diesem

Weitere Kostenlose Bücher