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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Ohnehin sieht es nicht gut für uns aus“, sagte Aljas.
    „ Die weltpolitische Lage bringt bisweilen den Einen oder Anderen zum Zugzwang. Und manch einer ist der Nutznießer des Ganzen. Also, gerade in diesen Zeiten ist es sehr gefährlich und ihr solltet besonnen handeln“, erwiderte Abdullah.
    Der Dorfpfarrer faltete seine Hände zusammen, eine Geste mehr der Gewohnheit wegen. „Wir sind ein kleines Dorf. Hier leben nur ein paar Familien. Niemand hier ist unermesslich reich. Doch, wie Ihr wisst, sie haben es auf unser Land abgesehen.“
    Der Arzt seufzte und nickte dann.
    Sie hörten Reiter aus der Ferne näher kommen. Alle drei Männer und Meridschan schauten gebannt geradeaus zur Staubwolke. Die Reiter kamen immer näher.
    „Das muss der Wesir sein. Er hat mehrere Männer dabei. Wofür?“, sagte der Dorfälteste, sein Mund stand weit offen.
    Meridschan sagte, sie hoffe, es sei jemand Anderes. Die Männer nahmen sie nicht wahr.
    Der Wesir ritt vor seinen Begleitern voran.
    Der Schweiß rann ihm die Schläfe herunter und er war außer Atem. Er hielt inne. Sein Ross blieb mit einem Mal stehen und trabte keinen Schritt mehr weiter. Es scheuchte nicht.
    Muhammad zog ein weißes DIN A-4 großes Papier unterhalb seines Oberhemdes hervor.
    „ Ich habe hier einen Erlass des Aghas Bilad. Ich habe den Befehl erhalten, von jeder Familie unverzüglich ein Fünftel ihres Vermögens einzuziehen. Sollte sich jemand weigern, werde er mit dem Tode bestraft! Hier, lest selbst!“
    Er gab seinem Pferd einen Tritt, es trabte nach vorne und blieb vor dem Abuna stehen. Der Pfarrer nahm das Papier aus der Hand des Wesirs und las es. „Unfassbar! Das kann er doch nicht machen!“
     
     
     
     
     
     
     

 
    Ali
     
     
    „Hast du völlig den Verstand verloren, meine Tochter?“
    Farida konnte nur noch schwer atmen wie eine gegen das Ertrinken kämpfende Nichtschwimmerin. Aische jedoch schaute nicht einmal ihre Mutter an, sondern war tief in ihren Gedanken versunken wie eine Geheimagentin vor Ausführung ihres nächsten Planes. Sie erwachte aus ihrem Traum, schaute ihre Mutter an und war überrascht. „Mutter, liebst du ihn etwa mehr als mich?“
    „Nein, darum geht es nicht, mein Kind. Er ist dein Ehemann, wie kannst du nur so etwas in Betracht ziehen?“
    „ Ich kann ihn nicht leiden. Er ist ein schlechter Mensch. Er hat ein Kind getötet. Das hätte ich nie von ihm gedacht.“
    Allmählich kam Farida wieder zu sich, sie runzelte die Stirn und schaute einsichtig wie eine eben erst Erleuchtete. „Ja, so ist es, er hat ein Kind getötet. Bei Allah, zu was wäre dieser Mann denn noch fähig? Er würde wohl jeden Menschen umbringen, der sich ihm in die Quere stellt. Ob er es nun nur aus der Laune heraus tut oder aus reinem Kalkül, spielt keine Rolle.“
    „Mama, ich fürchte, er könnte eines Tages Hand an mich legen und auch mir etwas antun, wenn ich mich ihm verweigere. Ich bin noch jung, ich habe noch mein ganzes Leben vor mir und ich habe nicht vor, es an der Seite eines solchen Mannes zu vergeuden.“
    „ Ich kann dich gut verstehen, meine Tochter, glaub mir. Aber wenn das nun einmal das Schicksal von uns Frauen ist, dann soll es eben das sein. Gott wird es uns vergelten!“
    „ Nein, Ma, das werde ich aber nicht einfach so hinnehmen! Wir müssen etwas dagegen unternehmen! Schwäche ist nichts Gutes.“
    Farida nickte. Es war ein Moment voller Anspannung. Mutter und Tochter standen sich noch nie so nahe.
    „Ich war Zeit meines Lebens deinem Vater gehorsam. Dein Vater hatte gewiss einige Schwächen und schlechte Eigenschaften, dennoch war er immer ein guter Mann gewesen. Nie hätte ich ihn gegen einen anderen eingetauscht. Die Männer seiner Gesellschaft sind allesamt Schurken. Einige von ihnen kennst auch du. Muhammad Mustafa aus Dijabakir, der Neffe vom Agha Bilad, was für ein Scheusal doch dieser Mann in Wirklichkeit ist. Oder Hadschi Yussuf Ali, kommandierender Offizier der osmanischen Armee der hiesigen Provinz, dieser Mann ist kein Mensch.“
    „ Denke aber, Ma, nicht von mir, dass ich es für diese Aramäer oder Christen tun würde. Ich tue es nur für mich selbst. Meine Freiheit will ich.“
    „ Nun denn, wenn du dir das in den Kopf gesetzt hast, dann kann ich dich nicht davon abhalten. Ich werde zu dir halten. Dein Vater darf nie etwas davon erfahren. Du weißt, um seine Ehre zu wahren, würde er Alles tun.“
    „ Ja, ich weiß. Ma, weißt du, wie man es am besten anstellt, ohne dass jemand Verdacht

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