Liebe Unerwuenscht
sonst«, kommentierte sie dann.
»Aber ganz so war es nicht«, verteidigte Jennifer sich. »Genau genommen hat Sasses Frau mich verführt, nicht umgekehrt. Und sie hat das sehr bestimmend getan.«
»Sasse sieht das offensichtlich anders.«
»Der gibt natürlich mir die Schuld«, bestätigte Jennifer. »Dass seine Frau auch nach dieser Affäre nicht zurückkam, blendet er einfach aus. Seither versucht der Mann mir alles Mögliche und Unmögliche anzuhängen. Fragen Sie meine Anwälte.«
»Tja, das ist natürlich ein Problem«, konnte Caroline nicht umhin zuzugeben. Wie sagte doch Doktor Geisler? Wenn, dann würde eine ihrer zahllosen Affären Jennifer Feiler mal das Genick brechen. Wie es aussah, lag der Mann gar nicht so verkehrt.
»Sie sehen also, dass ich nicht ins Krankenhaus zurück kann«, sagte Jennifer. »Nicht, bevor ich mit Sarah gesprochen habe.«
»Ich sehe, dass Ihre Gesundheit in jedem Fall vorgeht«, widersprach Caroline.
»Aber Sie können mich nicht zwingen.«
»Nein, das kann ich natürlich nicht.«
Jennifer nickte. »Dann gehe ich nicht.«
»Wo wollen Sie denn dann hin?« fragte Caroline. »Wie wollen Sie mit dieser Sarah sprechen? Wenn es stimmt, was Sie sagen, wird Sasse die Frau überwachen lassen. Das ist Ihnen doch wohl klar. Sobald Sie bei ihr auftauchen, nimmt man Sie fest.«
Jennifer schloss müde die Augen. »Ich muss darüber nachdenken. Ich werde eine Lösung finden. Ich finde immer eine Lösung.« Ihre Stimme wurde leiser, während sie das sagte.
Caroline ließ Jennifer einschlafen.
Erschrocken fuhr Jennifer hoch. Ein Blick auf die Uhr klärte sie auf, dass sie seit gut einer Stunde auf der Couch lag. Es wurde bereits dunkel draußen. Wo war Caroline? Hatte sie die Polizei angerufen? Nein, wie es aussah nicht. Denn Sasse stand nicht im Zimmer, und das würde er sonst. Kaum anzunehmen, dass er draußen wartete, bis sie endlich aufwachte.
Jennifer rappelte sich auf. In der Wohnung war es still. Nichts rührte sich. War Caroline weggefahren?
Jennifer fühlte sich wesentlich besser als noch vor einer Stunde. Die Tabletten, die Caroline ihr gegeben hatte, taten ihre Wirkung. Und der Schlaf sein übriges dazu. Jennifer ging vom Wohnzimmer in den Flur. Jetzt hörte sie ein Geräusch, ein Klappern aus dem Zimmer rechts vor ihr. Sie ging auf das Geräusch zu. Die Tür zum Zimmer stand offen.
Caroline saß am Schreibtisch vor dem Fenster und schrieb etwas in den Computer. Jennifer beobachtete sie eine Zeitlang. Die Geschwindigkeit, mit der Carolines Finger über die Tastatur glitten, wies sie als geübte PC-Benutzerin aus und deutete außerdem darauf, wie konzentriert sie arbeitete.
»Störe ich?« fragte Jennifer zaghaft.
Caroline schrak leicht zusammen, drehte sich samt ihrem Stuhl um. »Sie sind schon wieder wach?«
Jennifer sah recht zerknittert aus in ihrem Outfit. Fühlte sich scheinbar auch so. Wie war es sonst zu erklären, dass sie beinah schüchtern wirkte, wie sie da in der Tür stand?
Caroline stand auf, ging zu ihr. »Wie fühlen Sie sich?«
»Danke. Sehr viel besser.« Das stimmte nicht ganz. Jennifer fühlte sich zwar frischer, aber lange nicht gut.
»Schmerzen im Bauch?«
»Kaum noch.«
»Wieviel ist kaum noch ?« fragte Caroline streng. Sie wusste, Jennifer wollte sich keiner neuen Diskussion darüber aussetzen, zurück ins Krankenhaus zu gehen und würde deshalb lieber lügen, was ihre Schmerzen anging.
Jennifer war perplex, denn Carolines Frage zeigte ihr, wie sie sie durchschaute. »Wirklich«, beteuerte sie. »Es geht mir schon viel besser.«
Caroline musterte sie eindringlich. »Hunger?« fragte sie dann.
»Ein wenig.«
Caroline ging an Jennifer vorbei, in die Küche. Jennifer folgte ihr.
»Ich brate uns schnell ein paar Steaks. Die dürften mittlerweile aufgetaut sein.« Caroline nahm die Steaks aus dem Wasserbad und registrierte, dass Jennifer, zum ersten Mal seit sie sie kannte, sprachlos war.
Aber wie sollte Jennifer auch nicht!
Caroline hatte sie in ihrem Wohnzimmer schlafen lassen. Sie hatte nicht die Polizei gerufen. Sich offenbar nicht einmal den Kopf darüber zerbrochen, ob sie es tun sollte oder nicht, sondern einfach an das Naheliegende gedacht, nämlich dass ihr »Gast« Hunger haben würde, wenn er aufwachte.
»Und mit welchem Argument wollen Sie jetzt Ihre Fürsorge abschwächen?« fragte Jennifer leise, ganz ohne Spott, sondern mit ehrlicher Dankbarkeit in der Stimme.
»Ich brauche etwas Zeit darüber nachzudenken«, sagte
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