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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Patricias Laken und so weiter, weißt du. Sie bekommt ein Kind.«
    »Wer? Polly?«
    »Wer denn sonst? Lady Patricia jedenfalls nicht. Deshalb kommt sie zurück. Also, du musst zugeben, es war nett von uns, herüberzukommen und es dir zu erzählen, oder?«
    »Sehr nett«, sagte ich.
    »Also lädst du uns bald mal zum Lunch ein?«
    »Wann ihr wollt. Ich mache Mohrenköpfe mit guter Sahne.«
    »Und wann dürfen wir unsere Augen in tiefer Ehrfurcht niederschlagen?«
    »Cedric, falls ihr den meint, ist in London, aber ihr könnt sie vor Jack Boreley niederschlagen«, sagte ich.
    »Oh, Fanny, du bist gemein. Dürfen wir nach oben und den kleinen David sehen?«

7
    Es wurde noch einmal sehr kalt und schneite viel. Jeden Tag las man in der Zeitung Schreckensberichte von Schafen, die unter Schneeverwehungen begraben worden waren, von Singvögeln, die an den Zweigen, auf denen sie saßen, festfroren, von Obstbäumen, deren Knospen hoffnungslos erfroren waren, und Leuten wie Mrs Heathery, die alles glauben, was sie gedruckt lesen, und sich nie auf die eigene Erfahrung verlassen, musste die Lage aussichtslos erscheinen. Ich versuchte sie aufzumuntern und prophezeite ihr, wie es dann auch tatsächlich eintrat, dass in kurzer Zeit die Weiden mit Schafen, die Bäume mit Vögeln und die Karren der Obsthändler mit Früchten wie immer reichlich bestückt sein würden. Aber auch wenn mir die Zukunft keine Sorgen machte, so war mir die Gegenwart doch zuwider, die Aussicht, dass der Winter im späten Frühjahr noch einmal zurückkam, wenn man eigentlich schönes, fast sommerliches Wetter erwarten durfte, warm genug, um ein oder zwei Stunden im Freien zu sitzen. Am Himmel hing eine dicke gelbe Decke, aus der tagein, tagaus ein nicht abreißendes Gestrichel schwarzer und weißer Flocken hervorquoll. Eines Morgens saß ich an meinem Fenster, blickte versonnen nach diesem Schneegestrichel und fragte mich, ob es je wieder warm werden würde, fand, dass der Turm des Christ Church College durch den Flockenvorhang wie ein Kinderschneeball aussah, dachte daran, wie kalt es heute Abend bei Norma sein würde, ohne Lady Montdore als Heizerin am Kamin, und wie langweilig ohne Cedric und seine schmale weiße Borte. Gott sei Dank, so dachte ich, dass ich die Diamantenbrosche von meinem Vater verkauft und mit dem Erlös eine Zentralheizung hatte einbauen lassen; dann fiel mir ein, wie das Haus vor zwei Jahren ausgesehen hatte, als die Handwerker noch da waren, und dass ich durch dieselbe, damals noch schmutzige, mit Tünche bespritzte Fensterscheibe beobachtet hatte, wie Polly und ihr künftiger Ehemann gegen den heftigen Wind ankämpften. Halb wünschte ich mir, dass Polly in mein Leben zurückkehrte, halb auch nicht. Ich erwartete mein zweites Kind und fühlte mich erschöpft, viel war mit mir nicht anzufangen.
    Aber da veränderte sich schlagartig das Tempo des ganzen Morgens, denn hier, in meinem Salon, hochschwanger und schön wie eh und je, in einem roten Mantel und ohne Hut, stand Polly, und natürlich waren alle zwiespältigen Gefühle sofort verflogen und vergessen. In meinem Salon stand auch der Lektor, er wirkte alt und ausgelaugt.
    Als Polly und ich uns ausgiebig umarmt und geküsst und mit »Herrlich, dich zu sehen« und »Warum hast du nie geschrieben?« begrüßt hatten, sagte sie: »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Ja, gern. Ich habe ohnehin nichts zu tun, ich habe nur zugeschaut, wie es schneit.«
    »Herrlich, dieser Schnee«, sagte sie, »und Wolken, nach dem ewigen blauen Himmel. Also, Fanny, hättest du bis heute Nachmittag Zeit für mich? Boy hat ungeheuer viel zu erledigen, und ich bin nicht mehr besonders stabil, wie du siehst. Aber sag bitte ganz offen, wenn ich störe, ich kann mich auch in den Warteraum bei Elliston setzen – Elliston! Himmlisch nach diesen ausländischen Läden, ich habe fast geweint vor Freude, als wir eben an den Schaufenstern vorbeikamen – diese Taschen, die Cretonnes! Im Ausland ist es einfach grauenhaft!«
    »Wunderbar«, sagte ich, »wollt ihr nicht beide zum Lunch bleiben?«
    »Boy ist geschäftlich mit jemandem zum Essen verabredet«, sagte Polly rasch, »du kannst jetzt gehen, Liebling, wenn du möchtest, Fanny sagt ja, ich könnte bei ihr bleiben, du brauchst dich nicht länger aufzuhalten. Hol mich einfach hier ab, wenn du fertig bist.«
    Boy, der Hände reibend am Kamin gestanden hatte, schlug sich einen Schal um den Hals und zog ziemlich bedrückt von dannen.
    »Und lass dir ruhig Zeit«, rief

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