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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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es mir mit keiner Seite verderben.
    »Boy hat sich in Sizilien mit einem Italiener namens Pincio angefreundet, er schreibt in seinem neuen Buch über einen älteren Pincio, und dieser Spaghetti kannte Cedric aus Paris, er hat uns einiges erzählt. Er sagt, Cedric sei sehr hübsch.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wie hübsch, Fanny, hübscher als ich?«
    »Nein. Man muss ihn nicht immer so anstarren, wie man dich anstarren muss.«
    »Oh, Liebling, du bist wirklich nett. Aber ich fürchte, jetzt muss man nicht mehr.«
    »Daran hat sich nichts geändert. Trotzdem, er ist dir sehr ähnlich, hat der Herzog das nicht gesagt?«
    »Doch. Ich muss ihn unbedingt kennenlernen.«
    »Er will dich auch unbedingt kennenlernen. Wir müssen etwas ausmachen.«
    »Ja, nach der Geburt – nicht, solange ich diese Figur habe. Weichmänner können schwangere Damen nicht ausstehen, das weißt du doch. Der arme Pincio hat zuletzt alles getan, um sich meinen Anblick zu ersparen. Erzähl weiter von Cedric und Mami.«
    »Ich glaube wirklich, er liebt deine Mutter. Er ist wie ein Sklave, weicht ihr nicht von der Seite, immer gut aufgelegt – ich glaube nicht, dass jemand das alles vortäuschen könnte, es muss Liebe sein.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Polly. »Ich habe sie auch geliebt, bevor sie mit der Heiraterei anfing.«
    »Na, siehst du!«, sagte ich.
    »Siehst du, was?«
    »Du hast mir früher mal gesagt, du hättest sie dein ganzes Leben lang gehasst, und ich wusste, dass es nicht stimmt.«
    »Es ist einfach so«, sagte Polly, »wenn man jemanden hasst, kann man sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man ihn nicht hasst, es ist genau wie in der Liebe. Und Mami, die in der Gesellschaft so umgänglich, so lebhaft ist – die liebt man, bevor man merkt, wie boshaft sie sein kann. Ich schätze, sie hat es nicht eilig und will Cedric nicht mit aller Gewalt loswerden, so wie sie mich loswerden wollte.«
    »Von Eile keine Spur«, sagte ich.
    Polly warf mir ihren ausdruckslosen blauen Blick zu. »Meinst du, sie ist auch in ihn verliebt?«
    »Verliebt? Ich weiß nicht. Sie liebt ihn, wie sie manches andere liebt, er macht ihr viel Freude, verstehst du, ihr Leben ist so unterhaltsam geworden. Außerdem wird sie ja wohl wissen, dass Heiraten für den armen Cedric nicht ganz das Richtige ist.«
    »O nein«, sagte Polly. »Boy meint auch, dass sie in dieser Beziehung ahnungslos ist, völlig ahnungslos. Er sagt, ihr sei mal ein furchtbarer Fauxpas unterlaufen, da verwechselte sie Sodomiten mit Dolomiten, es war im Nu in ganz London herum. Nein, ich vermute, sie ist verliebt. Sie verliebt sich sehr gern, früher habe ich eine Zeit lang geglaubt, sie hätte auch ein Auge auf Boy geworfen, aber er sagt, da sei nichts gewesen. Es ist alles ziemlich ärgerlich, denn ich fehle ihr vermutlich kein bisschen, aber sie fehlt mir, oft. Und jetzt erzähl, wie geht es meinem Daddy?«
    »Alt geworden«, sagte ich. »Sehr alt, und deine Mutter sehr jung. Du musst dich bei beiden auf einen Schock gefasst machen.«
    »Wirklich? Was meinst du mit ›sehr jung‹? Gefärbtes Haar?«
    »Blau. Aber vor allem fällt einem auf, wie dünn und geschmeidig sie geworden ist, rasche, kurze Bewegungen, sie schlägt ein Bein über das andere oder hockt plötzlich auf dem Fußboden. Wie eine Junge.«
    »Du liebe Güte«, sagte Polly, »dabei war sie doch so steif und plump.«
    »Es liegt an Mr Wixman, ihrem und Cedrics Masseur. Er klopft und knetet jeden Morgen eine Stunde lang an ihr herum, dann geht sie für eine Stunde in die Kochkiste – sie hat einen kompletten Arbeitstag, mit Eincremen und Auftragen, Maske anlegen, wieder abnehmen, Maniküre, Pediküre, dann die Gymnastik, außerdem lässt sie sich ihr Gebiss vollständig erneuern und die Härchen an Armen und Beinen auszupfen – also mir wäre es zu viel.«
    »Gesichtsoperationen?«
    »O ja, aber das ist schon eine Ewigkeit her. Alle Hautsäckchen und Runzeln sind weg, die Augenbrauen ausgezupft und so weiter. Ihr Gesicht wirkt richtig aufgeräumt.«
    »Natürlich, hierzulande sieht das vielleicht seltsam aus«, sagte sie, »aber im Ausland, weißt du, gibt es Hunderte und Aberhunderte solcher Frauen. Vermutlich macht sie auch Kopfstand und legt sich in die Sonne? Ja, so machen sie es alle. Sie muss sehenswert sein – ob mit oder ohne Szene, ich kann es gar nicht erwarten, Fanny, wann können wir das arrangieren?«
    »Im Augenblick nicht, sie sind jetzt in London und furchtbar beschäftigt mit dem Longhi-Ball, den

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