Liebe – wie im Maerchen
milder stimmen kann, dann kann das durchaus auch bei meinem Vater dir gegenüber der Fall sein."
"Und wir spielen dann alle zusammen heile Familie?" fragte Evie zweifelnd.
"Gib ihm wenigstens eine Chance, ehe du ihn verurteilst."
Ja, eine Chance konnte sie ihm geben, aber sie hegte keine großen Hoffnungen auf ein Happy End. "Was geschieht nun?" fragte sie.
Raschid ließ die Hände von ihren Schultern sinken und atmete tief ein. "Ich werde nach Behran fliegen und meinem Vater die Neuigkeiten beibringen."
"Was ... jetzt sofort... heute?"
"Ja." Er warf einen Blick auf die Uhr. "In den nächsten zehn Minuten, um genau zu sein."
Evie blickte zerknirscht zu ihm auf. "Ich habe dir wirklich eine Menge Probleme verursacht, weil ich dir nicht schon vor zwei Wochen von dem Baby erzählt habe, nicht wahr?"
Er zuckte die Schultern. "Nun, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich meinen Vater noch von seinem Kurs abbringen können."
"Ich war ein so furchtbarer Feigling!"
"Nein", widersprach er sanft. "Du warst schockiert und besorgt und außerdem bemüht, das Richtige zu tun angesichts der bevorstehenden Hochzeit deines Bruders."
"Ich wollte es allen recht machen und habe alles vermasselt", sagte sie bedrückt.
"Dann sei jetzt ein braves Mädchen und bleib hier, solange ich fort bin. Was du an persönlichen Dingen brauchst, wird dir aus dem Cottage gebracht werden. Asim bleibt hier bei dir und wird mögliche Besucher oder Anrufe abwimmeln."
Mit anderen Worten, ihr Leibwächter sein. "Ist er ein Eunuch?"
fragte Evie spöttisch.
"Nein." Raschid lächelte. "Aber ich würde ihm mein Leben anvertrauen und denke, dass deshalb auch deine Tugend bei ihm in besten Händen ist."
"Aber kannst du auch mir so vertrauen?" fragte Evie provozierend.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte Raschid sie in die Arme genommen und küsste sie so leidenschaftlich, wie nur er es tun konnte. Und als Evie sich sofort verlangend an ihn schmiegte, blickte er zufrieden auf. "Ich vertraue dir", sagte er und küsste sie noch einmal, bevor er sich widerstrebend von ihr löste. "Ich muss fort", sagte er bedauernd. "Mein Flug ist angemeldet, und ich möchte meinen Startplatz nicht verlieren."
Was bedeutete, dass er auf dem langen Flug nach Behran selbst am Steuerknüppel seines Privatjets sitzen würde. "Pass auf dich auf, ja?"
bat Evie besorgt. "Und ruf mich an, sooft du kannst!"
"Das werde ich", versprach er. "Und noch innerhalb dieser Woche sehen wir uns wieder."
Schöne, ehrlich gemeinte Worte. Doch Raschid rief Evie nicht an und kehrte auch innerhalb der nächsten beiden Wochen nicht zurück.
9. KAPITEL
Bis dahin konnte Evie die aufgezwungene Isolation kaum noch ertragen. Zwei Wochen lang hatte sie es nicht einmal gewagt, einen Fuß aus dem Apartment zu setzen, aus Angst, dass ihr die Presseleute auflauern würden. Sicher, ihre Mutter rief jeden Tag an und versuchte auf ihre Weise, hilfreich zu sein. Aber am Ende war es Evie, die Lucinda beruhigte, als die Tage ohne eine Nachricht von Raschid vergingen.
"Wenn er dich im Stich lässt, bringe ich ihn um!" schwor Lucinda, nachdem Raschid eine volle Woche nichts von sich hatte hören lassen.
"Vertraue ihm, Mutter", antwortete Evie. "Ich tue es. Er liebt mich genauso sehr, wie ich ihn liebe, und er wünscht sich dieses Baby. Mit einer derartigen Motivation kann ein Mann Berge versetzen."
Doch als die Tage vergingen, ohne dass Raschid sich bei ihr meldete, suchte Evie sogar in den Zeitungen nach Hinweisen, was dort in Behran vor sich ging. Doch leider war die Presse zu dem Zeitpunkt so mit einem Skandal um zwei Minister beschäftigt, dass Scheich Raschid und Evie Delahaye vorübergehend kein Thema für die Reporter mehr waren.
Asim war auch keine Hilfe. Obwohl sie vermutete, dass er mehr wusste, als er zugab, tat er immer so, als wüsste er nicht, was mit Raschid los sei, und riet ihr, geduldig abzuwarten. Seine Verschlossenheit mehrte Evies Befürchtungen, dass die Nachrichten aus Behran schlecht sein mussten.
Natürlich tat Asim alles, um ihr die Wartezeit erträglich zu machen.
Jeden Tag hatte er einige Stunden in der Botschaft von Behran zu tun, aber den Rest seiner Zeit widmete er ausschließlich ihr. Morgens begleitete er sie bei einem kleinen Spaziergang auf dem Dachgarten, der zu Raschids Wohnung gehörte, abends brachte er sie dazu, ihre Schachkenntnisse wieder aufzufrischen. Evie hatte oft mit ihrem Vater Schach gespielt, bevor er bei einem Reitunfall ums Leben gekommen war, als
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