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Liebe wird oft überbewertet

Liebe wird oft überbewertet

Titel: Liebe wird oft überbewertet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Rösinger
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Frauen dagegen schöpfen auch ohne Partner ihre volle Lebensspanne aus. Die Cardiff University ergänzte: Frauen machen Männer gesund und werden selbst eher krank in der Ehe.
    Neuseeländische Forscher haben vor kurzem entdeckt, dass Ehefrauen erheblich häufiger an psychischen Erkrankungen, an Migräne, Panikattacken und Depression leiden als Singlefrauen und Ehemänner. Zudem ist die Lebenserwartung verheirateter Frauen im Vergleich zu alleinstehenden anderthalb Jahre kürzer, während verheiratete Männer wiederum sieben Jahre länger als Singlemänner leben. Die University of Utah erforschte hingegen, dass unglückliche Ehen vor allem bei Frauen zu ungesunden Blutwerten und Übergewicht führen.
    Die Gründe für diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sind vielfältig. Ein Mann in einer Beziehung lebt gesünder, weil er öfter zum Arzt geht, gesünder isst und weniger Alkohol trinkt. Auch »Der Mann«, das »Wissenschaftliche Journal für Männergesundheit«, würdigt die Ehefrauen als Gesundheitscoaches, kümmern sie sich doch um Ernährung und Medikamentenpläne der Männer.
    Andererseits ist bei Ehefrauen die Chance, depressiv zu werden, um einiges höher als bei Singlefrauen. Man könnte zwar denken, eine unglückliche Beziehung macht beide Eheleute depressiv, aber Frauen empfinden eine Beziehung schon als belastend und depressiv machend, wenn für Männer noch alles in Ordnung ist: Er genießt eine langjährige Partnerschaft, sie macht sich Sorgen für zwei.
    Diese Statistiken werden vor allem unter alleinstehenden Männern stark angezweifelt. Verständlicherweise wollen sie nicht als Junkfood verdrückende Alkoholiker dastehen, die unfähig sind, sich selbst richtig zu ernähren und auf ihre Gesundheit zu achten. Der Singlemann von heute ist ja auch nicht mit dem alleinstehenden Mann im Seniorenalter, also aus der Nachkriegsgeneration zu vergleichen, der keine Mahlzeiten zubereiten kann und ohne weibliche Fürsorge verlottert.
    Glaubt man aber den Umfragen in den aktuellen Singleuntersuchungen, so sind es immerhin noch 10 % der unfreiwilligen Singlemänner, die sich von einer neuen Liebe auch die Übernahme der Haushaltsführung erwarten. Sehr viele Singlefrauen mittleren Alters geben an, ihre Beziehung sei an mangelnder Aufgabenteilung im Haushalt gescheitert. Auch die aktuellen Kampagnen zur Männergesundheit und die Zahlen über Vorsorgeuntersuchungen, die Männer wahrnehmen, deuten nicht gerade darauf hin, dass jüngere Männer unter fünfzig gesundheitsbewusster und selbstverantwortlicher handeln.
    Das führt uns zu der Frage, inwiefern sich die Bilder von Singlemännern und Singlefrauen in den letzten Jahren verändert haben, und zu den gängigen Singletheorien.

Singleforschung
    Die meisten Untersuchungen, die sich mit Singles beschäftigen, fragen erst einmal: Wer ist denn eigentlich ein Single?
    Denn da ist sich die Forschung nicht einig, die allgemeingültige und anerkannte soziologische Singledefinition gibt es nicht. Grob gesagt sind Singles Menschen, die in Einpersonenhaushalten leben. Aber was ist dann mit den nicht alleine lebenden Partnerlosen und mit den nicht zusammenwohnenden Pärchen und den partnerlosen Singles mit Kind? Mit jungen Singles, die noch bei ihren Eltern leben, und mit zwei Singles, die zusammen in einer Wohnung leben?
    Der Soziologe Ronald Bachmann weist in seinem Buch »Singles – Zum Selbstverständnis und zum Selbsterleben von 30 - bis 40 -jährigen partnerlos alleinlebenden Männern und Frauen« 21 verschiedene Definitionen von Singles nach, deren kleinster gemeinsamer Nenner ist: Sie führen keine dauerhafte Partnerschaft im gemeinsamen Haushalt.
    Single ist man nur, wenn man in der Familienphase ist – also zwischen 25 und 55  Jahren alt –, aber allein lebt. Partnerlose Alleinerziehende mit Kind sind manchmal in den Singlestatistiken mit drin, manchmal nicht. Alleinerziehende Partnerlose, deren Kinder schon ausgezogen sind, gelten wiederum als Singles. Auch Menschen, die eine Fernbeziehung führen oder aus anderen Gründen nicht zusammenwohnen, werden zu den Singles gezählt. Weil offizielle Singlestatistiken sich auf die Anzahl der Einpersonenhaushalte beziehen, wird die Zunahme der Alleinlebenden mit der Zunahme der Partnerlosigkeit verwechselt.
    Die soziodemographische Forschung hat es bislang versäumt, die Entwicklung der Partnerlosigkeit zu erforschen, und so wird die eigentlich unbrauchbare Zahl der Einpersonenhaushalte von Kulturpessimisten gerne

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