Liebe wird oft überbewertet
auseinander. Der Höhepunkt des Trennungsjahres 2011 war natürlich das langersehnte Ehe-Aus zwischen Ashton Kutcher und Demi Moore. Das twitternde Promi-Pärchen hatte sich 2005 mit einer traditionellen Kabbala-Zeremonie in Beverly Hills trauen lassen.
Seit ein paar Jahren schon gibt es ja eine neue Scheidungskultur: die amerikanische Trennung. Man verzichtet auf Details und verkündet durch die Pressesprecherin: In immer noch großer Liebe und mit großem Respekt füreinander haben wir uns getrennt.
Wer aber nicht prominent ist und eine Trennung durchmacht, muss mit ganz anderen Problemen kämpfen. Aber auch hier hat eine Trennung im November ganz entscheidende Vorteile. Es tut weh, und die Aussichten sind deprimierend: Weihnachten alleine, Silvester alleine. Aber wenn das geschafft ist, ist das Ärgste durch. Und man kann befreit ins neue Jahr gehen.
Liebeskummer lohnt sich – T. und die Rachekommode
Liebeskummer lohnt sich nicht, heißt es in einem alten Schlager, und Frank Zappa drückte es später ein bisschen drastischer aus: »Broken Hearts are for Assholes.«
Aber wem das Herz gebrochen wurde, dem nützen diese Binsenweisheiten nicht viel. Liebeskummer ist schrecklich und tut weh. Bislang schien es ein anerkanntes Heilmittel zu sein, sich in dieser schlimmen Situation bei Freundinnen und Freunden auszuheulen, zu warten, bis sich das Gefühl der verschmähten Liebe in gerechten Hass und Verachtung verwandelt. Dann neue Pläne zu machen und allmählich die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Also Trennung als Chance zu begreifen.
Bei einer Trennung gilt es verschiedene Stufen zu durchlaufen:
Schock verkraften
Trauerarbeit
Den Partner entidealisieren, also schlechtmachen, und sich immer wieder die Tiefpunkte und Schattenseiten der Beziehung vor Augen halten. Man muss sich nach einer Trennung selbst verzeihen, man muss irgendwann auch dem anderen verzeihen, aber in der ersten bis dritten Phase des Liebeskummers muss man die Verachtung herausarbeiten und Rache nehmen.
Danach die innere Freiheit und die Vorteile des Alleinseins genießen und eben nicht, wie es die Frauenzeitschrift empfiehlt, sich langsam nach einem anderen Partner umsehen.
Diese Regeln sind unumstößlich und ewig gültig, können aber auch immer wieder kreativ umgestaltet werden. So ist die gute alte Rache zwar einem Sprichwort zu Folge »ein Gericht, das kalt genossen werden sollte«, aber der Rachegedanke und die Racheplanung können in den trüben Zeiten des schwersten Liebeskummers doch ein wenig für Entlastung sorgen. Allerdings ist auch hier Verhältnismäßigkeit geboten. Auf welche kulturellen Vorgaben können wir uns da berufen? Der Liebesfilm bietet wenig Brauchbares für den Alltag: Die Betrogene oder Verlassene dringt in die Wohnung des Ex ein, zerschneidet seine Hemden, Pflanzen, Poster, setzt die Küche unter Wasser, schreibt kompromittierende Mails von seinem Rechner aus – wenig subtil und auch unter unserer Würde. Aber fällt die Rache allzu subtil aus, verfehlt sie ihre Wirkung so wie im folgenden Fall.
Nachdem sich T. endlich von ihrer unguten Beziehung, dem unwürdigen Ex, der fortan nur noch »der DJ -Depp« genannt wurde, getrennt hatte, wollte sie Rache nehmen. Der gemeinsame Hausstand musste aufgelöst werden, sie zog aus und ließ den DJ -Deppen in der Wohnung zurück. Und hatte sich eine großartige Strategie überlegt: Aus Rache wollte sie einfach eine sperrige Kommode in der Wohnung stehen lassen. Euphorisch legte sie der Paarkritikerin ihre hervorragenden Idee dar. Diese hatte Bedenken: Wird sich der DJ -Depp wirklich über die »Rachekommode« ärgern? Wird es ihn wirklich innerlich zermürben, immer wieder mit der nicht abgeholten Kommode konfrontiert zu werden? Wird er deshalb therapeutische Hilfe suchen müssen? Wohl kaum.
»Doch! Nämlich dann, wenn die Rachekommode eine dreiteilige Frisierkommode mit einem schweren Spiegel ist!«, gab T. triumphierend zur Antwort.
T.s Plan ging leider nicht auf. Bei einer Kontrollfahrt durch ihre alte Neuköllner Straße sah sie ihre Rachekommode wieder. Der DJ -Depp hatte sie einfach auf die Straße gestellt.
Allgemein kann beobachtet werden, dass eine neue Zeit der Liebeskummerbewältigung angebrochen ist. Immer mehr Menschen, dabei mehr Frauen als Männer, gehen bei einem ganz normalen, ordinären Liebeskummer zum Therapeuten.
»Wer heilt, hat recht«, lautet ja ein altes Sprichwort von Paracelsus oder aus der Alternativmedizin. Aber ist der
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