Lieben: Roman (German Edition)
wie sieben Jahre zuvor, als ich ihn angerufen und ihm erzählt hatte, dass der Roman, an dem ich schrieb, angenommen worden war. Was du nicht sagst, hatte er lakonisch bemerkt. Das ist ja schön. Für mich war es das Größte, was mir je passiert war, ich war von
der Neuigkeit fast betäubt und rechnete damit, dass es allen in meinem Umfeld genauso gehen würde.
So war es natürlich nicht.
Außerdem ist es niemals leicht, dem Großen zu begegnen, vor allem dann nicht, wenn man tief im Trivialen und Alltäglichen steckt, was man ja immer tut. Es zieht alles an und macht abgesehen von den wenigen Ereignissen, die so groß sind, dass sie alles Triviale und Alltägliche ringsum vernichten, fast alles klein. Das ist das Große, und darin kann man nicht leben.
Ich drückte die Zigarette aus und ging zu Linda hinauf, die mich neugierig ansah, als ich zur Tür hereinkam.
»Was haben sie gesagt?«, fragte sie.
»Sie haben sich unglaublich gefreut«, antwortete ich. »Ich soll dich grüßen und dir gratulieren.«
»Danke«, sagte sie. »Meine Mutter war ja völlig außer sich. Andererseits ist sie auch wirklich schnell gerührt.«
Yngve rief mich später am Abend an, wir konnten natürlich alles haben, was sie an Babykleidern und Ausrüstung besaßen. Kinderwagen, Wickeltisch, Strampelanzüge, Bodys, Lätzchen, Pullover und Schuhe, sie hatten alles aufbewahrt. Linda war gerührt, als ich es ihr erzählte, und ich lachte über sie, ihre Empfindsamkeit hatte sich im Laufe der letzten Wochen verändert und galt inzwischen den seltsamsten Dingen. Sie lachte auch. Ihre Mutter kam oft vorbei und brachte die formidabelsten Gerichte mit, die wir einfroren, sowie mehrere Müllsäcke voller Babywäsche, die sie von den Kindern ihres Mannes bekommen hatte, und kistenweise Spielsachen. Sie kaufte uns eine Waschmaschine, Vidar, ihr Mann, installierte sie.
Linda ging weiter zur Uni, ich arbeitete weiter in der Bürogemeinschaft oben in dem Turm und begann, die Bibel zu lesen, entdeckte eine katholische Buchhandlung und kaufte
alles an Literatur mit einem Bezug zu Engeln, las Thomas von Aquin und Augustinus, Basilios und Hieronymus, Hobbes und Burton. Ich kaufte Spengler und eine Biografie über Isaac Newton, Werke über die Aufklärung und den Barock, die in Stapeln um mich herum lagen, während ich schrieb und all diese verschiedenen Denkweisen und Systeme irgendwie miteinander zu verknüpfen versuchte oder etwas, ohne zu wissen, was, in dieselbe Richtung zu schieben.
Linda war glücklich, wurde gleichzeitig aber auch von abgrundtiefen Gefühlen getrieben, die ihr vor allem Angst machten. Ob sie sich auch richtig um das Kind kümmern würde, wenn es da war. Und ob es überhaupt kommen würde. Sie konnte es verlieren, das kam vor, und nichts von dem, was ich sagte oder tat, konnte die Furcht eindämmen, die in solchen Momenten unkontrolliert, aber glücklicherweise nur kurz in ihr wütete.
In jenem Sommer machten wir Ende Juni in Norwegen Urlaub und fuhren erst nach Tromøya, wo wir zwei Tage bleiben wollten, anschließend zu Espen und Anne in Larkollen, von denen wir uns ein Sommerhaus mieten konnten, und danach zu Mutter in Jølster. Keiner von uns hatte einen Führerschein, so dass ich unsere Koffer zu Flugzeugen, Zügen, Bussen und Taxis schleppte, begleitet von Linda, die nichts tragen konnte, was schwerer war als ein Apfel. In Arendal erwartete uns Arvid, der ein paar Jahre älter war als ich, von Tromøya stammte und ursprünglich einer von Yngves Freunden gewesen war, aber wir hatten uns in Bergen, wo er auch studierte, häufig gesehen, und vor wenigen Monaten hatte er uns in Stockholm besucht. Jetzt wollte er uns zu sich nach Hause fahren. Ich wusste, dass Linda müde war und erst in die Hütte wollte, die wir gebucht hatten, und um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, sagte ich Arvid als Erstes, dass wir ein Kind erwarteten.
Das kam plötzlich und unerwartet auf der sonnenbeschienenen Straße nach Arendal.
»Ich gratuliere!«, sagte Arvid.
»Deshalb wäre es vielleicht das Beste, wenn wir erst einmal zu der Hütte fahren könnten, um uns ein wenig auszuruhen …«
»Das lässt sich einrichten«, meinte Arvid. »Ich fahre euch raus und hole euch dann später mit dem Boot ab.«
Es war eine schlicht ausgestattete Campinghütte, und ich bereute es sofort, als ich sie sah. Ich wollte ihr den Ort zeigen, aus dem ich stammte und der in meinen Augen großartig war, aber das hier war es nicht.
Sie schlief zwei Stunden,
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