Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
wie jede andere Gänserasse, nach bestimmten Standards gezüchtet und ist auf den großen Rassegeflügelausstellungen in den beiden Farbschlägen Blau und Grau zahlreich anzutreffen.
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Zuchtwart Uwe Günther über die Steinbacher Kampfgans:
Sie ist eine vitale, lebhafte, bewegliche und vor allem sehr wachsame Gans, die bei aufregenden Ereignissen auch schon einmal laut werden kann. Ihrem Halter gegenüber wird sie sehr zahm und anhänglich. Eine Gans, die man einfach gern haben muss. Aber anderen Gänsen gegenüber, insbesondere männlichen Tieren, macht sie ihrem Namen alle Ehre. Diese angezüchtete Aggressivität steckt noch in sehr vielen Tieren, weshalb man ein Gänsepaar nur allein halten kann oder die Paare durch sichere Zäune und genügend Abstand voneinander fernhalten muss.
Geraten zwei Ganter aneinander, gibt es einen heftigen, blutigen Kampf. Selbst Jungganter, die zusammen in einer Gruppe aufgewachsen sind, gehen nach Erreichen der Geschlechtsreife keinem Streit mehr aus dem Weg. Wer mehrere Kampfgänse hält, braucht also tolerante Nachbarn. Ein einzeln gehaltenes Paar macht keine Probleme. Bei zwei Gänsedamen wird es aber schon wieder recht heikel, weil erfahrungsgemäß eine immer ins Abseits gemobbt wird. Trotz einiger Schwierigkeiten ist die Steinbacher Kampfgans eine der populärsten Rassen und erfreut sich auch im Ausland großer Beliebtheit.
Steinbacher Kampfgänse sind aufgrund ihres attraktiven Äußeren sehr beliebt. (Foto: Michael von Lüttwitz)
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Die Steinbacher Kampfgans ist eine robuste, widerstandsfähige und bewegliche Weidegans mit guten Bruteigenschaften. Ihr Standardgewicht beträgt 6,5 Kilogramm beim männlichen und 5,5 Kilogramm beim weiblichen Tier. Als Zuchtziel gelten 15 bis 29 Eier. Die tatsächliche durchschnittliche Legeleistung liegt bei 18 Eiern, schwankt aber nach Aussagen der Züchter zwischen 12 und 30 Bruteiern. Altgänse bringen in der Regel zwei Gelege, Junggänse im ersten Jahr oft nur eines. Die Eier der Steinbacher Kampfgans sind für denjenigen, der sie künstlich erbrüten möchte, allerdings eine nervenaufreibende Herausforderung. Auch wenn sie sich während der Bebrütung völlig normal entwickeln, schlüpfen meist nur sehr wenige Gössel daraus. Warum? Diese Frage stellen sich die Züchter seit Jahren. Selbst Untersuchungen von Veterinärmedizinern brachten bislang keinen Aufschluss. Wenn der Schlupf durchschnittlich 42 Prozent beträgt, kann man schon mehr als zufrieden sein. Voraussetzung für den Erfolg in der Kunstbrut sind beste Qualitätsbruteier, die nur sachgemäß gehaltene und gefütterte Zuchtgänse liefern können. Außerdem sollte man Inzucht bei der ohnehin schon sehr „eng gestrickten“ Rasse unbedingt vermeiden. Denn auch diese wirkt sich bei Gänsen mit sehr schlechten Schlupfergebnissen aus. Auch in der Naturbrut sind leider keine besseren, eher noch schlechtere Schlupfergebnisse zu verzeichnen. So muss der Züchter sich mit vier bis fünf Gösseln pro Gans und Jahr zufriedengeben.
Ihren Haltern gegenüber werden Steinbacher Kampfgänse sehr zahm und anhänglich. (Foto: Michael von Lüttwitz)
Lockengänse
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Lockengänse sind eine seltene Gänserasse mit besonderem Gefieder. Ein Teil der Konturfedern hat einen durch eine genetische Mutation veränderten Federkiel. Dieser ist bis etwa 2 bis 3 Zentimeter oberhalb der Haut normal, dann spalten sich der Schaft und damit die Federfahne mittig auf. Die Federfahne verliert dadurch ihren Zusammenhalt und dreht sich, wodurch die Lockung entsteht. Die Federn der Lockengänse wachsen stärker und werden länger als bei Gänsen mit normaler Federanlage. Das begünstigt die Lockenbildung. Zuerst wurden diese Mutationen bei Gänsen in Südosteuropa und am Schwarzen Meer beobachtet. Bei uns kam es Mitte des 19. Jahrhunderts zur Rassenbildung aus weißfiedrigen Landgänseschlägen mit derartigen Mutationen. Die Verbreitung der Lockengänse war bis 1990 auf die ehemalige DDR beschränkt. Mit der Wiedervereinigung wurde die Rasse in den BDRG-Geflügelstandard aufgenommen. Die Lockung soll diesem zufolge möglichst lang und gleichmäßig ausgebildet sein und beidseitig von Schulter und Rücken dicht herabhängen. Doch solche „Schönheitsideale“ sind selten. Anfangs sehen alle Gössel gleich aus, denn ihre Erstlingsdaunen sind völlig normal beschaffen. Wenn bei den halbstarken Junggänsen das Federkleid voll ausgebildet ist, trennt sich die Spreu vom Weizen. Von allen nachgezogenen Tieren
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