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Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Titel: Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Bohn-Foerster
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Glück ein leises „Wiii“ im Ei. Der Embryo kann nun schon Geräusche von außen oder Stimmen wahrnehmen. Wenn das erste Ei angepickt ist, wird nicht mehr gekühlt. Ein unnötiges Öffnen der Brutmaschine sollte nun vermieden werden, um die notwendige Luftfeuchte zu halten.

    Den Schlupf bewältigt das Gänsekind normalerweise ohne fremde Hilfe. (Fotos: Marion Bohn-Förder)
Der Schlupf
    Nun heißt es ruhig bleiben, hoffen und abwarten, auch wenn man vor Nervosität im Kreis rennen möchte. Zwischen dem ersten Riss in der Schale bis zum vollständigen Ausbrechen eines Gössels aus seinem Ei vergehen unter Umständen ein bis zwei Tage. Der Brutapparat sollte auch während des Schlupfes nicht unnötig geöffnet werden, damit die erforderliche Luftfeuchtigkeit erhalten bleibt. Das ist wichtig, damit die Eihäute nicht trocken und zäh werden, denn dann kann der Gössel nur schwer oder im schlimmsten Fall gar nicht allein schlüpfen. Nur in Notfällen, wenn etwa ein Gössel an einem Teil der Eihaut festklebt oder auch bei stagnierenden Fehllagen, wird geholfen. Die Gans tut dies auch! Dort wo der Schnabel zu sehen ist, öffnet man die Eischale vorsichtig und legt den Kopf behutsam drehend frei. Danach wird die restliche Eischale mit lauwarmem Wasser besprüht und der Gössel zum weiteren Schlupf und zur Abtrocknung wieder in den Schlupfbrüter gelegt. Die Hilfe darf aber nicht zu früh erfolgen, weil der Gössel sonst verbluten kann. Zweimal am Tag werden die geschlüpften Gössel entnommen, nachdem die Daunen am Hals trocken-flaumig sind. Bleiben sie zu lange im Schlupfbrüter, besteht die Gefahr einer Atemwegserkrankung. Nach dem Schlupf wird die Brutmaschine samt Horden gründlich gereinigt und desinfiziert.

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    Geborgenheit bei der Mutter – die natürliche Aufzucht ist für Gössel das Beste. (Foto: Marion Bohn-Förder)
    Es gibt noch sehr viel mehr Wissenswertes zum Thema Kunstbrut, doch das würde den Rahmen meines Buches sprengen. Informieren Sie sich in weiterführender Literatur und bei den Rassegeflügelvereinen.
    Natürliche Aufzucht durch die Brutgans

    An warmen Tagen dürfen Mutter und Kinder schwimmen gehen. (Foto: Beate Meisenzahl)
    Die ersten 24 Stunden nach dem Schlupf sind die Gössel noch durch ihren eingezogenen Dottersack versorgt, danach bekommen sie Hunger und Durst. Der Raum für die Gans und ihren Nachwuchs soll anfangs etwas eingeengt werden, damit die Kleinen nicht so weit zu Futter und Wasser laufen müssen. Der Nestrand muss so beschaffen sein, dass die Gössel ihn bequem passieren können. Wichtig ist auch hier eine reichliche, saubere und vor allem trockene Einstreu. Ich decke anfangs das Stroh mit einer Lage Heu ab. Hierauf können die Gössel besser laufen. In den ersten drei, vier Tagen lasse ich Mutter und Kinder im geschützten Stall, danach dürfen sie bei schönem Wetter ins Freie, wo sie gierig Gras zupfen. Bei zu nassem Gras und Regenwetter sollte man sie lieber drinnen lassen. Die Kleinen sind noch nicht genügend eingefettet und durchnässen daher leicht, unterkühlen und erkälten sich, was oft tödlich endet.
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    Ein Gösselauslauf sollte frisch sein. Ausläufe, die vorher von anderem Federvieh belaufen wurden, sind immer ein Gesundheitsrisiko. Das Gras muss relativ kurz sein, weil die Gössel bei langem Wildwuchs ständig stolpern und panisch werden würden. Der Zugang zum Nest muss jederzeit möglich sein, denn die Gans führt die Gössel nach ihren, anfänglich kurzen, Ausflügen immer wieder dorthin, um sie zu wärmen. An wärmeren Tagen dürfen Mutter und Kinder schwimmen. Das bekommt dem Nachwuchs gut. Hierbei können sich die Kleinen mit dem Ölsekret aus ihrer Bürzeldrüse einfetten. Ihr Gefieder wird so nach und nach wasserdicht.
    Führende Gänseeltern brauchen ihre Ruhe! Man sollte sie gewähren lassen, sich nicht unnötig einmischen und die Gänsefamilie keinesfalls schnell treiben. In ihrer Wachsamkeit und Abwehrbereitschaft reagieren Gänseeltern oft sehr heftig und unkontrolliert. Während einer Stresssituation fixieren sie meist nur noch den „Störenfried“ und vergessen dabei die Gössel vor ihren Füßen. So manches Gänsekind wurde dabei schon lahm- oder totgetreten. Sobald sie voll befiedert sind, suchen die Junggänse auf der Weide ihr Futter größtenteils selbst.
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    Künstliche Aufzucht
    Keine Gänsemutter – keine Wärmequelle. Die aber brauchen Gössel unbedingt in den ersten vier Lebenswochen, ganz besonders direkt nach dem Schlupf, denn

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