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Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Titel: Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Bohn-Foerster
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bislang waren sie eine Temperatur von 37,2 Grad gewohnt. Die Gössel müssen über mehrere Tage hinweg behutsam an niedrigere Temperaturen gewöhnt werden. Unsere Gössel kommen zunächst in ein Kükenwärmeheim. Hier finden sie unter einem Dunkelstrahler in mollig warmen Frottiertüchern Geborgenheit und können sich von dem anstrengenden Schlupf erholen. In den ersten 24 Stunden schlafen sie fast nur, danach haben sie Hunger und Durst. Schlüpft anfangs nur ein Gössel, bekommt er einen Teddybären als Gesellschafter. Der Freund zum Kuscheln sagt zwar nichts, er vermittelt dem kleinen Gänsekind aber das Gefühl von Gesellschaft und Geborgenheit. Wenn weitere Gössel geschlüpft sind, kommt der Bär wieder ins Regal. Drei bis vier Tage belasse ich die Tierchen im Kükenwärmeheim, danach beziehen sie ihren Aufzuchtstall. In den ersten acht bis zehn Tagen sollte den Gösseln nur ein begrenzter Raum (der aber schon genug Bewegungsfreiheit bieten muss) mit abgerundeten Ecken zur Verfügung stehen, damit sie nicht die Orientierung verlieren und womöglich nicht mehr zur Wärmequelle finden. Ideal ist ein Kükenring. Einen Tag vor dem Einstallen wird der Stall vorgeheizt. Gössel benötigen anfangs eine Raumtemperatur von 26 Grad und eine zusätzliche punktuelle Wärmequelle. In der ersten Woche verwenden wir einen Infrarotstrahler, damit sie sich auch nachts orientieren können und immer zu ihrer Wärmequelle zurückfinden. Die Temperatur darunter wird in „Tierhöhe“ gemessen: Liegen die Tierchen entspannt um den Strahler herum, ist die Temperatur richtig. Klettern sie auf einen Haufen direkt darunter, zeigt das, dass sie frieren. Dann muss der Strahler etwas tiefer gehängt werden. Die Angaben des Herstellers sind aber unbedingt zu beachten (Brandgefahr). In der zweiten Woche tauschen wir die Infrarotbirne gegen einen Dunkelwärmestrahler, damit die Kleinen ihren geregelten Tag-Nacht-Rhythmus haben.

    Direkt nach dem Schlupf fixiert mich der Gössel – für ihn bin ich nun die Mutter. (Foto: Marion Bohn-Förder)
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    Gänsekinder vertragen keinen kalten Boden, daher muss die Einstreu reichlich sein, besonders unter der Wärmequelle. Geeignet sind trockene Hobelspäne, auf die eine dicke Lage Heu oder kurzes Stroh gegeben wird, die täglich erneuert werden muss. Als Tränke eignet sich am besten eine handelsübliche Geflügeltränke mit Bajonettverschluss. Diese sollte häufig gereinigt werden, weil die Tiere mit ihren Schnäbeln viele Futterpartikel in ihr Trinkwasser einbringen, wodurch dieses schnell verschlammt. Ein Tränkenuntersatz mit Auffangteller verhindert, dass die Einstreu zu schnell durchnässt. Nasse Einstreu beeinträchtigt das Wohlbefinden der Gänschen erheblich und schädigt ihr Bauchgefieder. Als Futtergefäße eignen sich Krippen aus Kunststoff (ohne Fressgitter) oder niedrige, glasierte Kaninchenfuttertröge aus Ton. Wichtig ist, dass genügend Futtergefäße angeboten werden, damit alle Gössel zur gleichen Zeit ungestört fressen können. Wenn erstes Gras vorhanden ist, bieten wir unseren Kids immer einen Trog mit klein geschnittenem Grünfutter an, worauf ich eine Prise feinen Vogelsand streue. So nehmen sie gleichzeitig etwas Grit auf. Bitte verwenden Sie für Gänse keine handelsüblichen Grünfutterkörbe! Junge Gänse sind neugierig und knabbern an allem herum. Geraten sie dabei mit ihrem Kopf zwischen die Metallstäbe, könnten sie hängen bleiben und ersticken. Das gilt auch für die Schutzkörbe der Wärmestrahler. Die sind zwar notwendig, sollten aber für Gössel und Junggänse unerreichbar sein.

    Erschöpft – nach dem Schlupf wird erst mal geschlafen. (Foto: Marion Bohn-Förder)

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    Künstlich aufgezogen sind junge Gänse zunächst anhänglich. Später, in Gesellschaft von Artgenossen, entwickeln manche Rassen ihrem Halter gegenüber eine natürliche Distanz. (Foto: Beate Meisenzahl)
    Bei schönem Wetter darf unser Nachwuchs bereits nach drei, vier Tagen für kurze Zeit in den Auslauf. Gänsekinder wachsen schnell, Sonne und genügend Bewegung unterstützen den Aufbau ihres Skeletts und der Muskulatur. In einem versetzbaren Gatter mit Sonnenschutz können sie fleißig Gras zupfen, das gibt Kondition. An warmen Sonnentagen bekommen die Gössel auch eine flache Badegelegenheit (großer Blumenkübeluntersetzer aus Kunststoff), damit sie sich frühzeitig ans Wasser gewöhnen. Raben und Elstern sind eine ernst zu nehmende Gefahr für Gössel, daher sollte besser ein Netz über

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