Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
regulieren. Es empfiehlt sich, die Bruttemperatur mehrmals zu kontrollieren, um sicherzugehen, dass sie konstant bleibt. Am Vorabend nehme ich die Eier aus dem Lagerraum in die Wohnung und erwärme sie dort über Nacht auf Zimmertemperatur (20 bis 25 Grad). Dieses langsame Erwärmen ist wichtig, denn ein zu plötzliches Ansteigen von der Lager- zur Bruttemperatur kann für den durch die Lagerung geschwächten Keim tödlich sein. Am Morgen werden die Eier gewendet und in die Brutmaschine gelegt. Es dauert danach eine Weile, bis die eingestellte Temperatur wieder erreicht ist. Gewendet wird erst wieder am nächsten Tag. Dann beginnt auch die wichtigste Aufgabe für den Züchter, nämlich 30 Tage lang die Maschine so zu bedienen, dass die Brutbedingungen der Naturbrut nahekommen. Das heißt: Temperatur, Luftfeuchte sowie das Wenden und Kühlen müssen in jeder Hinsicht stimmen.
Ich mache mir für jede Eieinlage eine Brutliste, auf der meine täglichen Arbeiten immer gleich notiert werden. Überprüfen Sie unbedingt regelmäßig die Temperatur. Sie hat großen Einfluss auf den Schlupferfolg!
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So brüte ich in meinen Schrankbrütern:
Tipp:
In manchen Motorschrankbrütern liegen große Gänseeier mit ihrer Oberfläche sehr dicht unter der Quecksilberkapsel des Thermometers. Das kann die Temperaturanzeige verfälschen, besonders wenn die Eier Eigenwärme entwickeln. Wer große Eier hat, sollte daher besser etwas Abstand lassen. Bei mehreren Bruteinlagen sollten sie auch nicht Stück an Stück auf den Horden liegen, denn das kann zu versteckten Wärmestaus im Brutschrank führen. Ein kleiner Abstand zwischen den einzelnen Eiern gewährleistet eine durchgängige Luftzirkulation.
Entwicklung der Luftblase während der Bebrütung.
Luftfeuchte
Die Poren der Eischale sind durchlässig, und von dem Moment an, wo das Ei gelegt wird, beginnt auch seine Verdunstung. Diese wird durch die Bruttemperatur, die Luftfeuchte und die Luftbewegung im Brüter bestimmt. Eine zu schnelle Verdunstung oder auch eine zu langsame beeinflussen die Schlupfrate erheblich. Durch Einbringen von Wassergefäßen, die am Boden des Brüters stehen, wird die erforderliche Luftfeuchte erzeugt. Entscheidend ist nicht die Wassermenge, sondern die Größe der zu verdampfenden Wasseroberfläche. Mit den Luftrosetten des Brüters lässt sich die Luftfeuchtigkeit noch etwas regulieren. Dreht man sie etwas zu, erhöht sich die Feuchte, öffnet man sie, bleibt der Wert im Durchschnittsbereich.
Beim Schlupf wird die notwendige Luftfeuchte erreicht, indem man warmes Wasser in die Wasserschale füllt und ein größeres oder zusätzliches Wasserbecken in den Brüter stellt. Das Hygrometer gibt Aufschluss über die relative Luftfeuchte im Brüter. Genauigkeit ist allerdings nicht immer die Stärke solcher Geräte. So mancher ist schon verzweifelt, wenn die Scheibe des Brüters bereits beschlagen war, das Hygrometer aber nur eine Feuchte von 55 Prozent angezeigt hat. Hier heißt es cool bleiben und sich an der Luftblase im Ei orientieren. Sie ist ein guter und geeigneter Anzeiger für den richtigen Luftfeuchtigkeitsgehalt. Haben die Eier in einem Bebrütungsstadium zu wenig Feuchte verloren, ist die Luftfeuchte zu hoch; haben sie zu viel verloren, ist die Luftfeuchte zu gering. Eine falsche Luftfeuchte kann man in den verschiedenen Bebrütungsstadien durch Reduzieren oder Erhöhen der Wassermenge korrigieren.
Wenden
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Die Keimscheibe (Embryo) ruht auf dem Dotter. Da der Dotter leichter ist als das Eiweiß, steigt er automatisch nach oben. Die Hilfsbänder (Hagelschnüre) halten ihn in der Eimitte, verhindern aber nicht seinen Auftrieb zur Oberkante des Eis. Bis die Blutgefäße des Embryos so weit entwickelt sind, dass sie ihn mit Nährstoffen versorgen, ermöglicht jede Drehung, dass die Keimscheibe mit frischen, lebensnotwendigen Nährstoffen in Berührung kommt. Darum muss das Ei, und mit ihm der Dotter, in Abständen gewendet werden. Wenn das nicht geschieht, berührt der Embryo die Eischale, heftet an ihr fest, wächst dadurch nicht normal weiter und stirbt ab. Das Wenden sichert auch eine gleichmäßige Erwärmung der Eier. Es darf nicht immer nur in eine Richtung erfolgen, weil sonst die Hagelschnüre aufgrund der starken einseitigen Aufwicklung reißen. Gewendet wird abwechselnd: einmal nach vorn, das nächste Mal nach hinten drehen. Ab dem 25. Bruttag wird nicht mehr gewendet. Der Embryo verändert seine Position im Ei nun selbstständig und nimmt
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